Mitgliederversammlung

Am 15.3.2024 fanden sich die Mitglieder der Weingilde Bergstraße zu ihrer Jahreshauptversammlung im Wappensaal des Dalberger Hofes in Bensheim ein. Trotz krankheitsbedingter Absagen konnt der 1. Vors. Manfred Berg ein volles Haus begrüßen.

In seinem Jahresbericht betonte der Vorsitzende, daß der Verein gut aufgestellt ist und die Vielfalt der Veranstaltungen zeigt, daß sich die Mitglieder über das Kennenlernen von neuen Weinregionen hinaus Themen stellen, die sich auch mit der Zukunft der Weinwirtschaft, Neuerungen im Rebenbereich, Klimawandel etc.befassen. Der stv. Vorsitzende Robert Eberle berichtete über Zukunftsperspektiven des Vereins und der Weinwirtschaft und mahnte mit deutlichen Worten, daß der Verein vor den Herausforderungen wie Rückgang des Weinkonsums, Umwandlung von Wein in Industriealkohol, Stillegung von Flächen etc. nicht die Augen verschließen dürfe und gerade deshalb sei es wichtig, hier zusammen zu stehen und mit Geschlossenheit die Weinkultur hochhalten. Der Ehrenvorsitzende Roland Turowski lobte in einer kurzen Ansprache die gute Arbeit des Vorstandes und man sei mit den vielen Themen rund um den Wein auf dem richtigen Weg. Die Kassenprüfer bescheinigten dem Rechner Achim Weidmann eine fehlerlose Kasse und der Schriftführer Lothar Meyer konnte das alles in seinem Versammlungssprotokoll lückenlos dokumentieren.

v.l.n.r.: Eric Tjarks (Beisitzer), Angelika Weidmann (Beisitzerin) Manfred Berg (1. Vors.), Achim Weidmann (Rechner), Lothar Meyer (Schriftführer), Robert Eberle (stv. Vors.). nicht auf dem Bild Boris Auer (Beisitzer, krankheitsbedingt entschuldigt)

Die Neuwahlen ergaben im wesentlichen ein altes Bild. Zara Proß und Winfried Christ kanditierten nicht mehr für den Vorstand und Eric Tjarks wurde neu als Beistzer in den Vorstand gewählt. Im Anschluß gab es eine festliche Weinprobe mit Bergsträßer Gewächsen und einem kleinen Abendessen.

An dieser Stelle verabschiede ich, Winfried Christ, mich von den Lesern der Homepage der Weingilde Bergstraße, da ich aus dem Vorstand ausgeschieden bin.

Was wir vielleicht noch nicht gewußt haben – Folge 18

  1. Größe: Das größte Weinbauland ist Spanien mit 964.000 ha, Italien nur 702.000 ha; dafür hat es aber eine Produktionsmenge von 54,8 Millionen Hektoliter und Spanien nur von 44,4 Millionen. Das größte Weingut ist die amerikanische Winery Gallo mit 3.600 ha. Zu den wohl größten Weinskandalen der Geschichte gehören der Kunstwein-Skandal, der sich in den 1960-er Jahren in Italien ereignete. Damals gelangten große Mengen geschönter und mit Zucker, Rinderblut oder auch Gips angereicherter Weine auf den Markt. Ein weiterer Skandal war der Glykolskandal 1985 in Österreich als Winzer Tafelweinen Diäthylenglykol hinzufügten und so höhere Qualität vortäuschten. Der dritte der großen Skandale trug sich in den Jahren 1985 und 1986 in Italien zu. Großhändler versetzten Weine mit der giftigen Substanz Methanol und erhöhten so den Alkoholgehalt. In Frankreich wurden seit 2010 rund 517 Millionen Korken gesammelt und recycelt. Dies entspricht 2.000 Tonnen Kork. Damit recycelt das Land mehr Weinkorken als Italien, Portugal und die USA zusammen.
  2. Klimawandel und PIWI: Es ist längst kein Geheimis mehr, dass der Klimawandel einen erheblichen Einfluss auf die Sensorik der Weine ausübt. Was machen wir als Verbraucher, wenn sogenannte Leitrebsorten von Regionen auf einmal nicht mehr die sensorischen Merkmale hervorbringen, die wir gewohnt sind? Höhere Temperaturen, Wassermangel, frühe Lesezeitpunkte, Sonnenbrand, durch mehr Zucker mehr Alkohol! Also weiter auf die althergebrachten sensorischen Eigenschaften setzen, die sich im Keller immer schwieriger herstellen lassen, oder nach neuen Sorten oder Klonen suchen, die den Herausforderungen des Klimawandels gewachsen sind, und den Erwartungen des Konsumenten gerecht werden. Wie ist ein Umstieg in Franken von Silvaner auf Sauvignon Blanc oder an der Loire von Sauvignon Blanc auf Cabernet Blanc oder in der Pfalz von Riesling auf Cabernet Blanc dem Verbraucher zu vermitteln. Wir müssen wohl lernen, uns mit den neuen Rebsorten wie eben Cabernet Blanc, Sauvignac oder Saphira vertraut zu machen. Die neue Rebsorte Regent ist uns da schon geläufiger als Monarch oder Cabernet Cortis.
  3. 18 befreundete Familienweingüter an der deutsch-luxemburgischen Mosel haben sich zur Initiative ‚Vision Mosel‘ für den Anbau von Piwi-Rebsorten zusammengeschlossen. Die Idee der Weingüter ist es, mit Piwi-Sorten “dem Weinbau der Zukunft gewachsen zu sein”. Die Weingüter wollen die Nachhaltigkeit und Geschmacksvielfalt von Sorten wie Cabernet Blanc, Sauvignac, Calardis Blanc, Souvignier Gris und Muscaris unter dem Slogan #piwilicious demonstrieren. „Diese spannenden neuen ‚Heldenweine‘ werden mit ihrer schmeckbaren Vielfalt die Weinwelt bereichern und können die Welt retten“, heißt es in der Pressemitteilung. Am 17. und 18. März 2024 stellen die “Vision Mosel”-Betriebe in Traben-Trarbach erstmals gemeinsam ihre Piwi-Weine vor.
  4. Wieder mal Italien: Die italienische Finanzpolizei hat bei einer Untersuchung gegen einen Weinproduzenten in Brindisi Immobilien im Wert von mehr 520.000 Euro beschlagnahmt. Der Produzent steht im Verdacht, beantragte EU-Förderungen für den Umstieg auf ökologischen Weinbau veruntreut zu haben. Der Name des Produzenten wurde bisher nicht genannt. Auf Antrag der Europäischen Staatsanwaltschaft (EPPO) in Neapel ließ ein Richter die Vermögenswerte einfrieren, bis das Gericht in Lecce eine Voruntersuchung abgeschlossen hat. Die EPPO ist als unabhängige öffentliche Anklagebehörde für die Untersuchung und Verfolgung von Straftaten gegen die finanziellen Interessen der EU zuständig.
  5. Aber auch bei uns: Zwei Deutsche Winzer aus Rheinhessen stehen wegen Betrugs vor Gericht. Medienberichten zufolge müssen sie sich für Verstöße gegen das Weinstrafrecht verantworten. Am Landesgericht in Bad Kreuznach findet die Verhandlung statt. Die beiden Winzer, Vater und Sohn, sollen Biowein mit konventionellem Zucker gepanscht und andere Vorgaben des Weinrechts missachtet haben.

Quellen: Silkes Weinblatt, ddw (der deutsche Weinbau), Wein.plus, eigene Recherche

Weinmesse Straßburg

Die Weingilde besuchte am 17.2. zusammen mit dem Partnerschaftsverein Beaune die Weinmesse in Straßburg. Sage und schreibe 501 unabhängige Winzer aus ganz Frankreich präsentierten ihre Weine, darunter auch zahlreiche Bio-Winzer. Alle französischen Weinregionen waren vertreten und der Besucher konnte sich auch auf Rillettes-Sandwich freuen, Salami, Schinken, Foie Gras, Austern und Schnecken und süße Schleckereien wie Nougat oder Macarons.

Diese Weinmesse ist keine Messe, bei der sich Aussteller mit großen Budget in die erste Reihe stellen dürfen. Es ist eine Art basisdemokratische Messe: Alle Weingüter haben den gleichen standardisierten Messestand: eine ca. 2 m breite, schlichte Theke und dahinter vielleicht 10 m² Platz für die Leute vom Weingut, den Kühlschrank und die Stapel aus Weinkisten. Alle Stände haben ein einheitliches rundes Schild mit dem Namen des Weingutes und einer Farbfläche für die Zuordnung zu einer Region. Hier drängt sich keine große Anbauregion in den Vordergrund. Kein profilierungssüchtiger Winzer kann mit einem aufwendigen Standdesign protzen, alle sind gleich. Sogar die Platzierung innerhalb der Halle scheint gelost zu sein und ohne Begleitheft sehr schwierig zu durchschauen. Aber alle kompetent, geduldig und mehrsprachig in Erklärungen, Verkostungen und Berichten über Weingut, Rebsorte und Region. Großartig und erfahrungsreich, aber auch ziemlich anspruchsvoll und anstrengend.

Weg vom angestaubten Lokalwein – hin zu mehr Internationalität. Das Baskenland mausert sich zur Weinregion.

Davon konnten sich die Mitglieder der Weingilde am 19.1. bei der Präsentation von Conny und Robert Eberle mit 4 weißen und 5 roten Weinen überzeugen lassen. Im Baskenland herrscht mildes, atlantisches Klima, das die grüne und relativ wohlhabende Region vor der sonst in Spanien häufig herrschenden Trockenheit schützt. Die meist mit weißen Rebsorten bebauten Rebflächen der drei Weinbaugebiete im Baskenland (DOP Txacoli de Alava, Txacoli de Bizkaia und Txacoli de Getaria) liegen größtenteils in Küstennähe und sind die am nördlichsten gelegenen in Spanien. Die besten Lagen sind dem Meer und seinen starken Winden abgewandt nach Südosten zur Sonne hin ausgerichtet. Die Nähe zur Küste schützt weiterhin vor Frostnächten und Ernteverlusten.

Manfred Berg bei der Begrüßung

Wer das Baskenland unter Wein-Gesichtspunkten besucht, kommt um die weiße Rebsorte Hondarrabi Zuri und den daraus gekelterten Txakoli (sprich: Tschakoli) nicht herum. Auf nahezu 80% der häufig steilen und wenig terrassierten Rebflächen wächst diese autochthone Rebsorte, deren leichte, trockene Weine Ähnlichkeit mit dem deutschen Riesling haben.Txakoli-Weine sind in der Regel frisch, leicht und spritzig mit einer lebendigen Säure. Sie haben schlanke Aromen von grünen Äpfeln, Zitrusfrüchten und manchmal auch floralen Noten. Man schmecke zwar die salzige Atlantikbrise und die knackig mineralischen Noten aber dennoch war so ziemlich die mehrheitliche Meinung in der Gilde, daß die Weine zunächst einmal gewöhnungsbedürftig seien. Aber man möchte ja dazulernen.

Conny und Robert Eberle bei der Präsentation

Das Baskenland ist eine Hochburg des Genusses. San Sebastian gilt als die Stadt mit den meisten Michelin-Sternen im Verhältnis zur Einwohnerzahl weltweit. Allein schon die Tapas, die hier Pintxos genannt werden sind kulinarische Kunstwerke wie die Referenten ausführten. Ebenso begeisterten die Weingüter mit ihrer imposanten Architektur.

Der Rotwein im Baskenland wird normalerweise aus der Sorte Hondarrabi Beltza produziert. Die Referenten konzentrierten sich aber jeweils auf 100 % Tempranillo aus dem DOC-Gebiet Rioja Alavesa in verschiedenen Qualitätsstufen von unterschiedlichen Bodegas. Und hier (jeder hat doch schon mal Tempranillo getrunken) konnten die Verkoster sich viel eher anfreunden und zeigten wohlgefällige Zustimmung zu dieser Auswahl. Kräftiges Rubinrot mit schwarzen Reflexen, ordentliche Schlierenbildung; offen und zugänglich mit toller Frucht und Aromen die an schwarze und rote Kirschen erinnern, dunkle Früchte, feine Röstaromen, am Gaumen kraftvoll und intensiv mit feincremige Textur, so überschlugen sich die fast durchwegs positiven Beurteilungen. Ein Teilnehmer konnte sich sogar vorstellen, so einen Roten auf einem Eisbärfell vor dem Kamin liegend zu genießen.

Rebsorten und Eindrücke aus dem Baskenland

Die Weingilde Bergstraße startet ins Jahresprogramm 2024.

Wer kennt Hondarrabi Beltza, Viuda Negra Rioja und Izadi oder Txakoli?  Das sind typische Rebsorten im Baskenland. Neben diesen einheimischen Sorten sind aber auch Folle Blanche, Petit Manseng und Gros Manseng zugelassen. Aufzeichnungen belegen, dass Txakolí-Weine schon im 9. Jahrhundert produziert wurden, damals allerdings im Landesinnern des Baskenlandes und nicht wie heute hauptsächlich im Küstengebiet.

Bisher ist das Baskenland als Weinbauregion nur selten in Erscheinung getreten. Die Region war eher für ihre Sehenswürdigkeiten, die Landschaft und leider auch für die vorwiegend terroristischen Aktivitäten der ETA bekannt.

Mit einer Weinprobe aus dem spanischen Baskenland (spanisch: País Vasco / baskisch: Euskadi) startet die Weingilde Bergstraße am 19. Januar um 19.30 Uhr in der Scheune vom Walderdorffer Hof in Bensheim in ihr Jahresprogramm 2024. Gäste sind auch hier gegen eine Kostenbeteiligung willkommen.

Cornelia und Robert Eberle, beide Gründungsmitglieder der Weingilde Bergstraße, haben die im grünen Norden Spaniens an der Atlantikküste gelegene Weinbauregion besucht und neben vielen Eindrücken und Fotos neun verschiedene Weine mitgebracht. Zum Beispiel Weine von der weißen Rebsorte Hondarrabi Zuri – mit dem daraus gekelterten Txakolí. Diese autochthone Rebsorte wächst im Baskenland auf fast achtzig Prozent der oft steilen Rebflächen: Den leichten, trockenen Weinen wird eine Ähnlichkeit mit dem deutschen Riesling zugeschrieben – auf die Mitglieder und Freunde der Weingilde Bergstraße wartet also ein interessanter Vergleich.

Das Baskenland gilt als eine Hochburg des Genusses. So präsentieren  die Referenten auch Fotos aus dem Baskenland – zum Beispiel aus der Hauptstadt Vitoria-Gasteiz, den Städten Bilbao und San Sebastián (San Sebastian gilt als die Stadt mit den meisten Michelin-Sternen im Verhältnis zur Einwohnerzahl weltweit). Die Tapas dort sind oft kulinarische Kunstwerke, zu denen die Basken meist ihren Txakolí trinken. Neben diesem säurebetonten Weißwein, der die Frische des nahen Atlantiks verkörpern soll und seit einigen Jahren eine Renaissance erlebt, stehen auch Rotweine auf dem Weingilde-Probenprogramm, die aus dem Anbaugebiet „Rioja Alavesa“ stammen – der baskischen Provinz Alava. Die Präsentation wird auch Fotos und Proben von Betrieben enthalten, die Touristen nicht nur mit ihren Weinen, sondern auch mit ihrer modernen Architektur anlocken. 

Text. Robert Eberle und Winfried Christ

Fotos: Robert Eberle

Jahresabschluß 2023

Die Weingilde Bergstraße hat sich zum Jahresabschluß 2023 in zweierlei Hinsicht ein neues Format gegeben. Zum ersten: man traf sich in der alten Scheune hinter dem Walderdorffer Hof, die von der Heimatvereinigung “Oald Bensem” liebevoll restauriert worden ist. Zum zweiten: das erste Mal hat man für diesen Jahresabschluß eine Thema gewählt, nämlich Südtirol. Es gab also in einem schönen Ambiente Südtiroler Weine und Südtiroler Spezialitäten wie Vinschgauer, Bergkäse und Schinkenspeck. Dazu lies es sich der Ehrenvorsitzende Roland Turowski nicht nehmen, anläßlich seines 80. Geburtstages zu einem kleinen Vergleichstrunk von Bergsträßer Roten zu einem wuchtigen Roten aus dem spanischen Priorat einzuladen..

Ein harmonisches Finale nach einem ereignisreichen Jahr mit vielen ungelösten Konflikten (Ukraine, Gaza), einer Pandemie, einem der heißesten Sommer und drohenden neuen EU-Verordnungen zum Weinbau. Darum tut es gut, einmal kurz innehalten und in gelöster Atmosphäre Danke sagen.

Bilder Anette Klüber-Meyer

Was wir vielleicht noch nicht gewußt haben – Folge 17

I. Wir wollten noch einmal auf die Cuvées zu sprechen kommen im Anschluß an die Präsentation einiger Cuvées von der Bergstraße vom Oktober. Im deutschsprachigen Raum ist Cuvée ein Synonym für Verschnitt, gemeint ist entweder das gemeinsame Keltern oder auch das Vergären von verschiedenen Rebsorten. Das Wort «Cuvée» stammt vom französischen «cuve», was Bottich oder Weinbehälter bedeutet. Im ursprünglichen Sinne versteht man darunter eine bestimmte Menge Wein, also eigentlich ein Fass Wein. Eine Cuvée soll und kann die Qualität des fertigen Weines verbessern. In Châteauneuf-du-Pape z. B. verschneidet man bis zu 13 Rebsorten miteinander, wobei auch weiße Sorten im roten Châteauneuf zugelassen sind.

einige internationale Top Weine sind Cuvées:

  • Bordeaux: z.B. Cabernet Sauvignon, Merlot, Cabernet Franc, Petit Verdot
  • Champagner: z.B. Chardonnay, Pinot Noir, Pinot Meunier,
  • Chianti: z.B.Sangiovese, Cannaiolo, Malvasia
  • Rioja: z.B.Tempranillo, Grenache, Mazuelo

II. Europaparlament stoppt Pestizidgesetz – siehe Folge 16 Das Europaparlament hat ein Gesetz zur Reduzierung des Einsatzes von Pestiziden in der EU gekippt. Die Abgeordneten stimmten in Straßburg gegen den Vorschlag der EU-Kommission, die Nutzung bis 2030 um die Hälfte im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 2013 bis 2017 zu senken. Weitere Verhandlungen lehnte das Parlament mit knapper Mehrheit ab.

III. Weinetikettierung, eine neue EU-Verordnung tritt ab 8.12.2023 in Kraft Alle Weine, die ab 2024 in der EU hergestellt werden, müssen gemäß der Verordnung (EU) 2021/2117 des Europäischen Parlaments und des Rates im Rahmen einer Überarbeitung der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU neue Informationen enthalten. Die “Herstellung” beginnt mit der Ernte, dem Pressen und der Gärung der Trauben. Daher müssen alle Weine, die vor 2024 abgefüllt werden, diese Angaben nicht tragen. Im Gegensatz zu Lebensmitteln war die EU-Weinindustrie bisher nicht verpflichtet, andere Zutaten als Allergene auf den Weinetiketten aufzuführen. Zusätzlich zu den bereits vorgeschriebenen Informationen über Allergene müssen alle in der EU verkauften Weine dann »eine Nährwertdeklaration und ein Verzeichnis der Zutaten« enthalten. Diese Vorschrift bereitet in zweierlei Hinsicht Kopfzerbrechen: Wie kann man diese Daten erfassen und wie kann man sie auf ein vernünftig bemessenes Rückenetikett bringen? So könnte es dann aussehen:

oder als QR-Code

Quellen: Euro-Lex, Scribos, Falstaff, wein-verstehen, wein.plus

Was wir vielleicht noch nicht gewußt haben – Folge 16

Der deutsche Weinmarkt in Unruhe

EU-Verordnung geplant zu Pflanzenschutzmitteln Große Überschrift im BA am 14.3.2023 auf der Titelseite “Winzer kochen vor Wut über Pläne der EU” und eine weitere Überschrift im Regionalteil des BA “Bergsträßer Winzer kritisieren die EU-Pläne zum reduzierten Einsatz von Pflanzenschutzmitteln”. Es gibt einen EU-Verordnungs-Vorschlag zur Halbierung des Einsatzes von Pflanzenschutz-mitteln bis 2030. Ausnahmen soll es nur für Mittel auf biologischer Basis geben. Da sehen die Bergsträßer Winzer nicht nur ihre Zukunft, sondern auch eine einzigartige Kulturlandschaft bedroht. Man ist der Ansicht, daß Weinbau ohne Pflanzenschutzmittel nicht geht. Diese genannten Schutzmittel sind schon deutlich reduziert worden und man versucht auch auf Neuzüchtungen, den sogenannten PIWI´s umzusteigen, aber die Akzeptanz des Verbrauchers für diese neuen Rebsorten, die pilzwiderstandsfähig sind und deshalb keine Pflanzenschutzmittel brauchen, ist nicht besonders ausgeprägt.

Und im BA am 13.11.2023 wird es noch dramatischer “Damoklesschwert schwebt auch über Bergsträßer Winzern”. Da könnte der ungeübte Leser doch zu dem Eindruck kommen, daß an der Bergstraße laufend Pestizide eingesetzt würden und der Boden mit chemischen Keulen malträtiert werden würde. Die Winzer hier und auch anderswo sind ja schon länger dabei, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu reduzieren. Und natürlich ist man sich bewußt, daß der Verbraucher immer mehr auf Bio bzw. auf gesunde Landwirtschaft achtet, aber es ist auch klar, daß konventioneller und ökologischer Weinbau in Deutschland weiterhin möglich sein muß. Die bisher erreichten Reduktionen und der proaktive Ansatz der Branche könnte vielleicht doch noch im EU-Parlament zu einer Abmilderung der geplanten Verordnung führen.

Und am 17.11.2023 finden wir in der FAZ folgenden Artikel mit dieser Überschrift: “Weltweit zu viele Weinreben: Zwischen Krisendestillation und Flächenstilllegung:” Der Weinbau steckt in der Krise. Weltweit wachsen zu viele Reben. Die deutschen Winzer stehen vor einem tiefgreifenden Umbruch. Aus dem bislang allmählichen Strukturwandel, dem viele Erzeuger mit einer Steigerung ihrer Effizienz begegnet sind, wird ein dramatisch anmutender Strukturbruch. Die Folgen werden nach Einschätzung von Experten unausweichlich Flächenstilllegungen und Betriebsaufgaben sein. Dabei sprechen wir noch gar nicht vonneuen EU-Verordnungen in Sachen Pflanzenschutz oder gar von Etiketten mit Abschreckenden Warungen in Sachen Alkohol-Mißbrauch. Die großen Weingüter büßten 2023 beim Weinverkauf an Kellereien 17 % der Menge ein und an Großhändler 10 %, an Privatkunden 7 %. Weiter sind aber die Produktionskosten um 30 % gestiegen durch höhere Preise für Energie, Glasflaschen, Verpackung und höhere Lohnkosten. So sagt es Simone Loose, die Leiterin des Geisenheimer Instituts für Wein- und Getränkewirtschaft. Dazu drängen globale Weinüberschüsse auf den deutschen Weinmarkt.

Kürzlich titelt eine Stuttgarter Zeitung: “Rotwein aus Württemberg wird zu Putzmittel”; denn die EU hat die sogen. Krisendestillation eingeführt; dabei wird Wein in reinen Alkohol verwandelt, um dann industriell verwertet zu werden. Bis zu 10 Millionen Liter Rotwein sollen mit EU-Millionen vom Markt verschwinden. In Deutschland sind bislang vor allem Genossenschaften in Baden und Württemberg betroffen. Inzwischen ist nicht nur in Bordeaux (wir erinnern uns an unsere Bordeaux-Verkostung, da war das auch Thema), sondern auch in Deutschland von der Rodung Tausender Hektar Weinberge die Rede.

Wie schön springen doch da die Überschriften des BA am 29.9.2023 ins Auge: “Der goldene Herbst hat die Bergsträßer Winzer nach einem schweirigen Anbaujahr versöhnt” oder am 17.11.2023 “Die Hessische Bergstraße hat bei Rotwein zugelegt. Die großen Weinführer erkennen im Anbaugebiet eine qualitative Kontinuität”.. Das scheint doch ein Vorteil zu sein im kleinsten deutschen Anbaugebiet durch Eigenverbrauch nicht vom großen Markt abhängig zu sein.

Soeben erfahren wir (27.11. 2023 um 15 Uhr): Die EU bekommt keine schärferen Regeln für den Einsatz von Gift in der Landwirtschaft, das Europaparlament lehnte mehrheitlich einen Entwurf ab, der die Reduktion von Pestiziden in der EU zum Ziel hatte.

Quellen: BA, FAZ, Stuttgarter Zeitung, Hochschule Geisenheim, ddw (der deutsche Weinbau)

Weine vom 52. Breitengrad

Ein Thema, mit dem man sich erst mal anfreunden muß; Weine, mit denen man sich auch erst mal anfreunden muß. Ingeborg und Roland Turowski ist es gelungen am 10.11. vor vollem Haus aus der Mark Brandenburg, dem sogenannten “Polarkreis” des Weinanbaus, Weine zu präsentieren, die zu regen Diskussionen führten, aber auch Rebsorten zeigten, die auf Entdeckung warten.

Ingeborg und Roland Turowski bei ihrer Präsentation (Bild Anette Klüber-Meyer)

Namen auf der Verkostungsliste wie Saphira, Cabernet Blanc, Muscaris, Cabaret Noir und auch Regent gehören zu den PIWI´s (pilzwiderstandsfähigen Rebsorten) und passen wohl noch nicht zum Alltagsgeschmack wie Riesling oder die Burgundersorten. Da die Mark Brandenburg im modernen Weinbau noch keine große Tradition hat (erst 1985 wieder begonnen mit dem Weinbau), hat man wohl gleich auf PIWI´s gesetzt mit Sorten, die früher reif werden, um am 52. Breitengrad zu bestehen. Bei den Gästen an diesem Abend haben wohl die weißen Varianten mehr Zuspruch gefunden als die roten Sorten. Dennoch eine wunderbare Entdeckungsreise für die Weingilde, die man noch weiter vertiefen will. Denn mit dem Klimawandel verändert sich auch der Weinanbau und mit den neu geplanten Vorschriften der EU (Verbot bzw. deutliche Reduzierung von Pflanzenschutzmittel) wird man sich stärker an die PIWI´s heranpirschen müssen.