Weine – jahrzehntelang lebendig!

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“Weine – jahrzehntelang lebendig” … Damit ließen sich gut 20 Freunde der Weingilde Bergstraße konfrontieren – zunächst mit vielen Vorbehalten, denn Richard Hartmann präsentierte nur deutsche Weißweine und zum Teil auch noch trockene. Der Kenner gereifter Gewächse sammelt Weine, die für ihn eine biographische Bedeutung haben. So machen es auch nicht wenige Weinfreunde mit Einlagerungen aus Geburts- und Hochzeitstagen. Wichtig für die Stabilität der extraktreichen Weine sind eine ausgewogene Balance von Restsüße, Säure und Tanninen. Dazu kommt die gute Lagerung ohne Lichteinflüsse bei stabiler Temperatur sowie der Möglichkeit, etwa alle 20 Jahre einen Korkwechsel durchzuführen. Wichtig ist dabei auch der Blick auf Winzer mit viel Erfahrung.

Was es zu verkosten gab, überrasche dann alle Teilnehmer:innen. Kaum die typisch Rheingauer Petroltöne, keine irritierenden Firnenoten – Weine, die bei Blindverkostungen oftmals weitaus frischer und jünger eingeschätzt wurden. Eröffnet wurde die Probe von einem 2020er Rheingauer Riesling Johannishof, dem eine große Zukunft testiert wird und der 2022 in Eberbach ersteigert wurde. Bei ihm lernten die Weinfreunde den NFC (Non-Fungible-Token)-Chip kennen, einer elektronischen Fälschungssicherung, wie er seit wenigen Jahren in Kloster Eberbach eingesetzt wird.

Fünf der Weine stammten aus der Kollektion von Hans-Josef Becker in Walluf – von Insidern auch „Schnorres-Becker“ genannt. Sein 13 Hektar großes Weingut wurde bereits 1893 gegründet. Schon vor der Zertifizierung als Bioweingut 2011 war der bald 80jährige Becker extrem naturverbunden unterwegs. Weinberge seien eine befristete „Leihgabe der Natur.“ Die Rieslinge wurden nach 12 Stunden Maischestandzeit schonend gepresst und im Holzfass mit eigenen Hefen vergoren. „Dem Wein müsse man seine Zeit lassen, er wisse schon, was zu tun ist.“ Wenn es Eingriffe gibt, dann nur im Maische- oder Moststadium. Ein Wein kann dann schon mal sechs Monate „weiterblubbern“, bis die Vergärung beendet ist. Im Weinberg wird auf mineralische Dünger und Herbizide verzichtet. Radikale Ertragsreduzierung tut ihr Übriges. Auch eine Filtration unterbleibt: „Filtration ist nur etwas für eilige Gemüter.“

In die Runde der 2002er Weine wurde auch noch ein Gräfenberg vom Weingut Robert Weil eingereiht, der ebenfalls frisch daherkam, aber vielleicht doch in der Komplexität mit dem Becker-Wein nicht mithalten konnte. Den Abschluss bildeten mit einer 1983er Ruländer Auslese aus Trier und einer 2016er Durbacher Scheurebe Auslese zwei andere Rebsorten für hervorragende Süßweine. Eine außergewöhnliche Probe!

Text: rh/mb / Foto: rge

Aus der Wiege und von Inseln

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Probe mit Weinen aus Partnerstädten Bensheims vor den Europa-Wahlen 2024

Europa gilt als Wiege der Weinkultur: Zunächst gepflegt und geprägt von den Griechen und Römern – später weiterentwickelt von Klöstern, Kirchen und Weinbaubetrieben mit nun oft jahrhundertealter Tradition. Welche Bedeutung diese Weinkultur und der Weinanbau in Europa auch aktuell noch haben, ist rund achtzig Gästen einer Weinprobe deutlich geworden, zu der die Weingilde Bergstraße (am 24. Mai) mit Blick auf die Wahl zum Europäischen Parlament (Sonntag, 9. Juni) eingeladen hat.

Präsentiert wurden dort nicht nur Weine aus den beiden größten Weinbaunationen der Welt – aus Italien und Frankreich. Die Gilde hatte – in Zusammenarbeit mit den Partnerschaftsvereinen der Stadt Bensheim – auch Weine aus Polen, Tschechien und Ungarn organisiert. Zudem gehörten zwei Weine von Inseln zur Probe: Ein Wein aus England, das 2020 aus der Europäischen Union ausgetreten ist – ein Schritt, den die Mehrheit der britischen Bevölkerung inzwischen bedauert (laut einer Umfrage glauben nur noch 22 Prozent der Befragten, dass das Land insgesamt vom Brexit profitiert habe). Präsentiert wurde zudem ein Wein von der „Odenwälder Weininsel“ – so war auch das Weinanbaugebiet Hessische Bergstraße bei der Europa-Weinprobe in Bensheim vertreten.

Die von Weingilde-Mitglied Franz Turber seit Herbst 2023 organisierte und vom Gilde-Vorsitzenden Manfred Berg moderierte Weinprobe war seit Wochen ausgebucht: Vertreter der Partnerschaftsvereine stellten ihre Partner-Gemeinden, ihre Freundschaftspflege-Aktivitäten und zum Teil auch die Weine von dort vor: Mit interessanten Geschichten und ungewöhnlichen Geschmackseindrücken. So trug das über Bensheims Partnerstadt Klodzko besorgte Getränk aus Polen den Namen „Carrera 18“ – ein 2018er Pinot Blanc aus dem Weingut eines ehemaligen Rennfahrers, der seine Produkte nach Sportwagen benennt.

Tschechien war (über die Partnergemeinde Hostinné) mit einem 2021 Pálava vertreten – mit einer bemerkenswerten Rebsorten-Neuzüchtung (Traminer x Müller-Thurgau) – benannt nach einem Landschaftsschutzgebiet in Südmähren, in dem dieser Wein gedeiht. Aus Bensheims Partnerstadt Beaune wurde ein 2022er Chorey-Les-Beaune der Rebsorte Chardonnay ausgeschenkt. Gronaus Partnergemeinde Pfaffenheim beeindruckte die Weinproben-Gäste mit einem 2017er Gewürztraminer: Ein „Grand Cru“ des Winzers Christophe Riflé aus der Top-Lage Steinert in Pfaffenheim, der in der Europa-Probe auch von Wein-Fachleuten der Bergstraße hervorragende Bewertungen bekam.

In das Quartett der Rotweine startete die Europa-Weinprobe mit einem 2018er „Rully Les Varots“ – ein Pinot Noir, den die Weingilde mit Blick auf Zells Partnergemeinde Manlay bereits im Frühjahr bei der Weinmesse in Straßburg eingekauft hatte. Bensheims ungarische Partnerstadt Mohács war mit einem 2017er Cabernet Franc präsent, die Italienische Partnerstadt Riva del Garda mit einem 2020er „maso élesi“ – einem von vielen Gilde-Gästen gelobten Pinot Noir der Genossenschaft aus Riva. Eine 2020er „Cuveé Noir“ der Winzergenossenschaft Groß-Umstadt („vinum autmundis“) bildete den Abschluss der Probe im Bürgerhaus Kronepark (Auerbach), in der sich die Gäste über alle Partnergemeinden Bensheims ausführlich informieren konnten.

Die Weingilde Bergstraße hatte diese Probe im Rahmen des Weinfrühlings veranstaltet und dabei auch auf die Herausforderungen der Weinbaupolitik aufmerksam gemacht. Denn es geht bei der Wahl zum Europäischen Parlament am 9. Juni um Europas Zukunftsausrichtung – auch im Weinbau und bei der Weinkultur, die der Weingilde Bergstraße mit ihren rund 50 Mitgliedern ein besonderes Anliegen ist. (rge)

Fotos: rge / Weingilde Bergstraße

Mitgliederversammlung

Am 15.3.2024 fanden sich die Mitglieder der Weingilde Bergstraße zu ihrer Jahreshauptversammlung im Wappensaal des Dalberger Hofes in Bensheim ein. Trotz krankheitsbedingter Absagen konnt der 1. Vors. Manfred Berg ein volles Haus begrüßen.

In seinem Jahresbericht betonte der Vorsitzende, daß der Verein gut aufgestellt ist und die Vielfalt der Veranstaltungen zeigt, daß sich die Mitglieder über das Kennenlernen von neuen Weinregionen hinaus Themen stellen, die sich auch mit der Zukunft der Weinwirtschaft, Neuerungen im Rebenbereich, Klimawandel etc.befassen. Der stv. Vorsitzende Robert Eberle berichtete über Zukunftsperspektiven des Vereins und der Weinwirtschaft und mahnte mit deutlichen Worten, daß der Verein vor den Herausforderungen wie Rückgang des Weinkonsums, Umwandlung von Wein in Industriealkohol, Stillegung von Flächen etc. nicht die Augen verschließen dürfe und gerade deshalb sei es wichtig, hier zusammen zu stehen und mit Geschlossenheit die Weinkultur hochhalten. Der Ehrenvorsitzende Roland Turowski lobte in einer kurzen Ansprache die gute Arbeit des Vorstandes und man sei mit den vielen Themen rund um den Wein auf dem richtigen Weg. Die Kassenprüfer bescheinigten dem Rechner Achim Weidmann eine fehlerlose Kasse und der Schriftführer Lothar Meyer konnte das alles in seinem Versammlungssprotokoll lückenlos dokumentieren.

v.l.n.r.: Eric Tjarks (Beisitzer), Angelika Czypull (Beisitzerin) Manfred Berg (1. Vors.), Achim Weidmann (Rechner), Lothar Meyer (Schriftführer), Robert Eberle (stv. Vors.). nicht auf dem Bild Boris Auer (Beisitzer, krankheitsbedingt entschuldigt)

Die Neuwahlen ergaben im wesentlichen ein altes Bild. Zara Proß und Winfried Christ kanditierten nicht mehr für den Vorstand und Eric Tjarks wurde neu als Beistzer in den Vorstand gewählt. Im Anschluß gab es eine festliche Weinprobe mit Bergsträßer Gewächsen und einem kleinen Abendessen.

An dieser Stelle verabschiede ich, Winfried Christ, mich von den Lesern der Homepage der Weingilde Bergstraße, da ich aus dem Vorstand ausgeschieden bin.

Was wir vielleicht noch nicht gewußt haben – Folge 18

  1. Größe: Das größte Weinbauland ist Spanien mit 964.000 ha, Italien nur 702.000 ha; dafür hat es aber eine Produktionsmenge von 54,8 Millionen Hektoliter und Spanien nur von 44,4 Millionen. Das größte Weingut ist die amerikanische Winery Gallo mit 3.600 ha. Zu den wohl größten Weinskandalen der Geschichte gehören der Kunstwein-Skandal, der sich in den 1960-er Jahren in Italien ereignete. Damals gelangten große Mengen geschönter und mit Zucker, Rinderblut oder auch Gips angereicherter Weine auf den Markt. Ein weiterer Skandal war der Glykolskandal 1985 in Österreich als Winzer Tafelweinen Diäthylenglykol hinzufügten und so höhere Qualität vortäuschten. Der dritte der großen Skandale trug sich in den Jahren 1985 und 1986 in Italien zu. Großhändler versetzten Weine mit der giftigen Substanz Methanol und erhöhten so den Alkoholgehalt. In Frankreich wurden seit 2010 rund 517 Millionen Korken gesammelt und recycelt. Dies entspricht 2.000 Tonnen Kork. Damit recycelt das Land mehr Weinkorken als Italien, Portugal und die USA zusammen.
  2. Klimawandel und PIWI: Es ist längst kein Geheimis mehr, dass der Klimawandel einen erheblichen Einfluss auf die Sensorik der Weine ausübt. Was machen wir als Verbraucher, wenn sogenannte Leitrebsorten von Regionen auf einmal nicht mehr die sensorischen Merkmale hervorbringen, die wir gewohnt sind? Höhere Temperaturen, Wassermangel, frühe Lesezeitpunkte, Sonnenbrand, durch mehr Zucker mehr Alkohol! Also weiter auf die althergebrachten sensorischen Eigenschaften setzen, die sich im Keller immer schwieriger herstellen lassen, oder nach neuen Sorten oder Klonen suchen, die den Herausforderungen des Klimawandels gewachsen sind, und den Erwartungen des Konsumenten gerecht werden. Wie ist ein Umstieg in Franken von Silvaner auf Sauvignon Blanc oder an der Loire von Sauvignon Blanc auf Cabernet Blanc oder in der Pfalz von Riesling auf Cabernet Blanc dem Verbraucher zu vermitteln. Wir müssen wohl lernen, uns mit den neuen Rebsorten wie eben Cabernet Blanc, Sauvignac oder Saphira vertraut zu machen. Die neue Rebsorte Regent ist uns da schon geläufiger als Monarch oder Cabernet Cortis.
  3. 18 befreundete Familienweingüter an der deutsch-luxemburgischen Mosel haben sich zur Initiative ‚Vision Mosel‘ für den Anbau von Piwi-Rebsorten zusammengeschlossen. Die Idee der Weingüter ist es, mit Piwi-Sorten “dem Weinbau der Zukunft gewachsen zu sein”. Die Weingüter wollen die Nachhaltigkeit und Geschmacksvielfalt von Sorten wie Cabernet Blanc, Sauvignac, Calardis Blanc, Souvignier Gris und Muscaris unter dem Slogan #piwilicious demonstrieren. „Diese spannenden neuen ‚Heldenweine‘ werden mit ihrer schmeckbaren Vielfalt die Weinwelt bereichern und können die Welt retten“, heißt es in der Pressemitteilung. Am 17. und 18. März 2024 stellen die “Vision Mosel”-Betriebe in Traben-Trarbach erstmals gemeinsam ihre Piwi-Weine vor.
  4. Wieder mal Italien: Die italienische Finanzpolizei hat bei einer Untersuchung gegen einen Weinproduzenten in Brindisi Immobilien im Wert von mehr 520.000 Euro beschlagnahmt. Der Produzent steht im Verdacht, beantragte EU-Förderungen für den Umstieg auf ökologischen Weinbau veruntreut zu haben. Der Name des Produzenten wurde bisher nicht genannt. Auf Antrag der Europäischen Staatsanwaltschaft (EPPO) in Neapel ließ ein Richter die Vermögenswerte einfrieren, bis das Gericht in Lecce eine Voruntersuchung abgeschlossen hat. Die EPPO ist als unabhängige öffentliche Anklagebehörde für die Untersuchung und Verfolgung von Straftaten gegen die finanziellen Interessen der EU zuständig.
  5. Aber auch bei uns: Zwei Deutsche Winzer aus Rheinhessen stehen wegen Betrugs vor Gericht. Medienberichten zufolge müssen sie sich für Verstöße gegen das Weinstrafrecht verantworten. Am Landesgericht in Bad Kreuznach findet die Verhandlung statt. Die beiden Winzer, Vater und Sohn, sollen Biowein mit konventionellem Zucker gepanscht und andere Vorgaben des Weinrechts missachtet haben.

Quellen: Silkes Weinblatt, ddw (der deutsche Weinbau), Wein.plus, eigene Recherche

Weinmesse Straßburg

Die Weingilde besuchte am 17.2. zusammen mit dem Partnerschaftsverein Beaune die Weinmesse in Straßburg. Sage und schreibe 501 unabhängige Winzer aus ganz Frankreich präsentierten ihre Weine, darunter auch zahlreiche Bio-Winzer. Alle französischen Weinregionen waren vertreten und der Besucher konnte sich auch auf Rillettes-Sandwich freuen, Salami, Schinken, Foie Gras, Austern und Schnecken und süße Schleckereien wie Nougat oder Macarons.

Diese Weinmesse ist keine Messe, bei der sich Aussteller mit großen Budget in die erste Reihe stellen dürfen. Es ist eine Art basisdemokratische Messe: Alle Weingüter haben den gleichen standardisierten Messestand: eine ca. 2 m breite, schlichte Theke und dahinter vielleicht 10 m² Platz für die Leute vom Weingut, den Kühlschrank und die Stapel aus Weinkisten. Alle Stände haben ein einheitliches rundes Schild mit dem Namen des Weingutes und einer Farbfläche für die Zuordnung zu einer Region. Hier drängt sich keine große Anbauregion in den Vordergrund. Kein profilierungssüchtiger Winzer kann mit einem aufwendigen Standdesign protzen, alle sind gleich. Sogar die Platzierung innerhalb der Halle scheint gelost zu sein und ohne Begleitheft sehr schwierig zu durchschauen. Aber alle kompetent, geduldig und mehrsprachig in Erklärungen, Verkostungen und Berichten über Weingut, Rebsorte und Region. Großartig und erfahrungsreich, aber auch ziemlich anspruchsvoll und anstrengend.

Weg vom angestaubten Lokalwein – hin zu mehr Internationalität. Das Baskenland mausert sich zur Weinregion.

Davon konnten sich die Mitglieder der Weingilde am 19.1. bei der Präsentation von Conny und Robert Eberle mit 4 weißen und 5 roten Weinen überzeugen lassen. Im Baskenland herrscht mildes, atlantisches Klima, das die grüne und relativ wohlhabende Region vor der sonst in Spanien häufig herrschenden Trockenheit schützt. Die meist mit weißen Rebsorten bebauten Rebflächen der drei Weinbaugebiete im Baskenland (DOP Txacoli de Alava, Txacoli de Bizkaia und Txacoli de Getaria) liegen größtenteils in Küstennähe und sind die am nördlichsten gelegenen in Spanien. Die besten Lagen sind dem Meer und seinen starken Winden abgewandt nach Südosten zur Sonne hin ausgerichtet. Die Nähe zur Küste schützt weiterhin vor Frostnächten und Ernteverlusten.

Manfred Berg bei der Begrüßung

Wer das Baskenland unter Wein-Gesichtspunkten besucht, kommt um die weiße Rebsorte Hondarrabi Zuri und den daraus gekelterten Txakoli (sprich: Tschakoli) nicht herum. Auf nahezu 80% der häufig steilen und wenig terrassierten Rebflächen wächst diese autochthone Rebsorte, deren leichte, trockene Weine Ähnlichkeit mit dem deutschen Riesling haben.Txakoli-Weine sind in der Regel frisch, leicht und spritzig mit einer lebendigen Säure. Sie haben schlanke Aromen von grünen Äpfeln, Zitrusfrüchten und manchmal auch floralen Noten. Man schmecke zwar die salzige Atlantikbrise und die knackig mineralischen Noten aber dennoch war so ziemlich die mehrheitliche Meinung in der Gilde, daß die Weine zunächst einmal gewöhnungsbedürftig seien. Aber man möchte ja dazulernen.

Conny und Robert Eberle bei der Präsentation

Das Baskenland ist eine Hochburg des Genusses. San Sebastian gilt als die Stadt mit den meisten Michelin-Sternen im Verhältnis zur Einwohnerzahl weltweit. Allein schon die Tapas, die hier Pintxos genannt werden sind kulinarische Kunstwerke wie die Referenten ausführten. Ebenso begeisterten die Weingüter mit ihrer imposanten Architektur.

Der Rotwein im Baskenland wird normalerweise aus der Sorte Hondarrabi Beltza produziert. Die Referenten konzentrierten sich aber jeweils auf 100 % Tempranillo aus dem DOC-Gebiet Rioja Alavesa in verschiedenen Qualitätsstufen von unterschiedlichen Bodegas. Und hier (jeder hat doch schon mal Tempranillo getrunken) konnten die Verkoster sich viel eher anfreunden und zeigten wohlgefällige Zustimmung zu dieser Auswahl. Kräftiges Rubinrot mit schwarzen Reflexen, ordentliche Schlierenbildung; offen und zugänglich mit toller Frucht und Aromen die an schwarze und rote Kirschen erinnern, dunkle Früchte, feine Röstaromen, am Gaumen kraftvoll und intensiv mit feincremige Textur, so überschlugen sich die fast durchwegs positiven Beurteilungen. Ein Teilnehmer konnte sich sogar vorstellen, so einen Roten auf einem Eisbärfell vor dem Kamin liegend zu genießen.

Rebsorten und Eindrücke aus dem Baskenland

Die Weingilde Bergstraße startet ins Jahresprogramm 2024.

Wer kennt Hondarrabi Beltza, Viuda Negra Rioja und Izadi oder Txakoli?  Das sind typische Rebsorten im Baskenland. Neben diesen einheimischen Sorten sind aber auch Folle Blanche, Petit Manseng und Gros Manseng zugelassen. Aufzeichnungen belegen, dass Txakolí-Weine schon im 9. Jahrhundert produziert wurden, damals allerdings im Landesinnern des Baskenlandes und nicht wie heute hauptsächlich im Küstengebiet.

Bisher ist das Baskenland als Weinbauregion nur selten in Erscheinung getreten. Die Region war eher für ihre Sehenswürdigkeiten, die Landschaft und leider auch für die vorwiegend terroristischen Aktivitäten der ETA bekannt.

Mit einer Weinprobe aus dem spanischen Baskenland (spanisch: País Vasco / baskisch: Euskadi) startet die Weingilde Bergstraße am 19. Januar um 19.30 Uhr in der Scheune vom Walderdorffer Hof in Bensheim in ihr Jahresprogramm 2024. Gäste sind auch hier gegen eine Kostenbeteiligung willkommen.

Cornelia und Robert Eberle, beide Gründungsmitglieder der Weingilde Bergstraße, haben die im grünen Norden Spaniens an der Atlantikküste gelegene Weinbauregion besucht und neben vielen Eindrücken und Fotos neun verschiedene Weine mitgebracht. Zum Beispiel Weine von der weißen Rebsorte Hondarrabi Zuri – mit dem daraus gekelterten Txakolí. Diese autochthone Rebsorte wächst im Baskenland auf fast achtzig Prozent der oft steilen Rebflächen: Den leichten, trockenen Weinen wird eine Ähnlichkeit mit dem deutschen Riesling zugeschrieben – auf die Mitglieder und Freunde der Weingilde Bergstraße wartet also ein interessanter Vergleich.

Das Baskenland gilt als eine Hochburg des Genusses. So präsentieren  die Referenten auch Fotos aus dem Baskenland – zum Beispiel aus der Hauptstadt Vitoria-Gasteiz, den Städten Bilbao und San Sebastián (San Sebastian gilt als die Stadt mit den meisten Michelin-Sternen im Verhältnis zur Einwohnerzahl weltweit). Die Tapas dort sind oft kulinarische Kunstwerke, zu denen die Basken meist ihren Txakolí trinken. Neben diesem säurebetonten Weißwein, der die Frische des nahen Atlantiks verkörpern soll und seit einigen Jahren eine Renaissance erlebt, stehen auch Rotweine auf dem Weingilde-Probenprogramm, die aus dem Anbaugebiet „Rioja Alavesa“ stammen – der baskischen Provinz Alava. Die Präsentation wird auch Fotos und Proben von Betrieben enthalten, die Touristen nicht nur mit ihren Weinen, sondern auch mit ihrer modernen Architektur anlocken. 

Text. Robert Eberle und Winfried Christ

Fotos: Robert Eberle

Jahresabschluß 2023

Die Weingilde Bergstraße hat sich zum Jahresabschluß 2023 in zweierlei Hinsicht ein neues Format gegeben. Zum ersten: man traf sich in der alten Scheune hinter dem Walderdorffer Hof, die von der Heimatvereinigung “Oald Bensem” liebevoll restauriert worden ist. Zum zweiten: das erste Mal hat man für diesen Jahresabschluß eine Thema gewählt, nämlich Südtirol. Es gab also in einem schönen Ambiente Südtiroler Weine und Südtiroler Spezialitäten wie Vinschgauer, Bergkäse und Schinkenspeck. Dazu lies es sich der Ehrenvorsitzende Roland Turowski nicht nehmen, anläßlich seines 80. Geburtstages zu einem kleinen Vergleichstrunk von Bergsträßer Roten zu einem wuchtigen Roten aus dem spanischen Priorat einzuladen..

Ein harmonisches Finale nach einem ereignisreichen Jahr mit vielen ungelösten Konflikten (Ukraine, Gaza), einer Pandemie, einem der heißesten Sommer und drohenden neuen EU-Verordnungen zum Weinbau. Darum tut es gut, einmal kurz innehalten und in gelöster Atmosphäre Danke sagen.

Bilder Anette Klüber-Meyer

Was wir vielleicht noch nicht gewußt haben – Folge 17

I. Wir wollten noch einmal auf die Cuvées zu sprechen kommen im Anschluß an die Präsentation einiger Cuvées von der Bergstraße vom Oktober. Im deutschsprachigen Raum ist Cuvée ein Synonym für Verschnitt, gemeint ist entweder das gemeinsame Keltern oder auch das Vergären von verschiedenen Rebsorten. Das Wort «Cuvée» stammt vom französischen «cuve», was Bottich oder Weinbehälter bedeutet. Im ursprünglichen Sinne versteht man darunter eine bestimmte Menge Wein, also eigentlich ein Fass Wein. Eine Cuvée soll und kann die Qualität des fertigen Weines verbessern. In Châteauneuf-du-Pape z. B. verschneidet man bis zu 13 Rebsorten miteinander, wobei auch weiße Sorten im roten Châteauneuf zugelassen sind.

einige internationale Top Weine sind Cuvées:

  • Bordeaux: z.B. Cabernet Sauvignon, Merlot, Cabernet Franc, Petit Verdot
  • Champagner: z.B. Chardonnay, Pinot Noir, Pinot Meunier,
  • Chianti: z.B.Sangiovese, Cannaiolo, Malvasia
  • Rioja: z.B.Tempranillo, Grenache, Mazuelo

II. Europaparlament stoppt Pestizidgesetz – siehe Folge 16 Das Europaparlament hat ein Gesetz zur Reduzierung des Einsatzes von Pestiziden in der EU gekippt. Die Abgeordneten stimmten in Straßburg gegen den Vorschlag der EU-Kommission, die Nutzung bis 2030 um die Hälfte im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 2013 bis 2017 zu senken. Weitere Verhandlungen lehnte das Parlament mit knapper Mehrheit ab.

III. Weinetikettierung, eine neue EU-Verordnung tritt ab 8.12.2023 in Kraft Alle Weine, die ab 2024 in der EU hergestellt werden, müssen gemäß der Verordnung (EU) 2021/2117 des Europäischen Parlaments und des Rates im Rahmen einer Überarbeitung der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU neue Informationen enthalten. Die “Herstellung” beginnt mit der Ernte, dem Pressen und der Gärung der Trauben. Daher müssen alle Weine, die vor 2024 abgefüllt werden, diese Angaben nicht tragen. Im Gegensatz zu Lebensmitteln war die EU-Weinindustrie bisher nicht verpflichtet, andere Zutaten als Allergene auf den Weinetiketten aufzuführen. Zusätzlich zu den bereits vorgeschriebenen Informationen über Allergene müssen alle in der EU verkauften Weine dann »eine Nährwertdeklaration und ein Verzeichnis der Zutaten« enthalten. Diese Vorschrift bereitet in zweierlei Hinsicht Kopfzerbrechen: Wie kann man diese Daten erfassen und wie kann man sie auf ein vernünftig bemessenes Rückenetikett bringen? So könnte es dann aussehen:

oder als QR-Code

Quellen: Euro-Lex, Scribos, Falstaff, wein-verstehen, wein.plus