Was wir vielleicht noch nicht gewußt haben – Folge 16

Der deutsche Weinmarkt in Unruhe

EU-Verordnung geplant zu Pflanzenschutzmitteln Große Überschrift im BA am 14.3.2023 auf der Titelseite “Winzer kochen vor Wut über Pläne der EU” und eine weitere Überschrift im Regionalteil des BA “Bergsträßer Winzer kritisieren die EU-Pläne zum reduzierten Einsatz von Pflanzenschutzmitteln”. Es gibt einen EU-Verordnungs-Vorschlag zur Halbierung des Einsatzes von Pflanzenschutz-mitteln bis 2030. Ausnahmen soll es nur für Mittel auf biologischer Basis geben. Da sehen die Bergsträßer Winzer nicht nur ihre Zukunft, sondern auch eine einzigartige Kulturlandschaft bedroht. Man ist der Ansicht, daß Weinbau ohne Pflanzenschutzmittel nicht geht. Diese genannten Schutzmittel sind schon deutlich reduziert worden und man versucht auch auf Neuzüchtungen, den sogenannten PIWI´s umzusteigen, aber die Akzeptanz des Verbrauchers für diese neuen Rebsorten, die pilzwiderstandsfähig sind und deshalb keine Pflanzenschutzmittel brauchen, ist nicht besonders ausgeprägt.

Und im BA am 13.11.2023 wird es noch dramatischer “Damoklesschwert schwebt auch über Bergsträßer Winzern”. Da könnte der ungeübte Leser doch zu dem Eindruck kommen, daß an der Bergstraße laufend Pestizide eingesetzt würden und der Boden mit chemischen Keulen malträtiert werden würde. Die Winzer hier und auch anderswo sind ja schon länger dabei, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu reduzieren. Und natürlich ist man sich bewußt, daß der Verbraucher immer mehr auf Bio bzw. auf gesunde Landwirtschaft achtet, aber es ist auch klar, daß konventioneller und ökologischer Weinbau in Deutschland weiterhin möglich sein muß. Die bisher erreichten Reduktionen und der proaktive Ansatz der Branche könnte vielleicht doch noch im EU-Parlament zu einer Abmilderung der geplanten Verordnung führen.

Und am 17.11.2023 finden wir in der FAZ folgenden Artikel mit dieser Überschrift: “Weltweit zu viele Weinreben: Zwischen Krisendestillation und Flächenstilllegung:” Der Weinbau steckt in der Krise. Weltweit wachsen zu viele Reben. Die deutschen Winzer stehen vor einem tiefgreifenden Umbruch. Aus dem bislang allmählichen Strukturwandel, dem viele Erzeuger mit einer Steigerung ihrer Effizienz begegnet sind, wird ein dramatisch anmutender Strukturbruch. Die Folgen werden nach Einschätzung von Experten unausweichlich Flächenstilllegungen und Betriebsaufgaben sein. Dabei sprechen wir noch gar nicht vonneuen EU-Verordnungen in Sachen Pflanzenschutz oder gar von Etiketten mit Abschreckenden Warungen in Sachen Alkohol-Mißbrauch. Die großen Weingüter büßten 2023 beim Weinverkauf an Kellereien 17 % der Menge ein und an Großhändler 10 %, an Privatkunden 7 %. Weiter sind aber die Produktionskosten um 30 % gestiegen durch höhere Preise für Energie, Glasflaschen, Verpackung und höhere Lohnkosten. So sagt es Simone Loose, die Leiterin des Geisenheimer Instituts für Wein- und Getränkewirtschaft. Dazu drängen globale Weinüberschüsse auf den deutschen Weinmarkt.

Kürzlich titelt eine Stuttgarter Zeitung: “Rotwein aus Württemberg wird zu Putzmittel”; denn die EU hat die sogen. Krisendestillation eingeführt; dabei wird Wein in reinen Alkohol verwandelt, um dann industriell verwertet zu werden. Bis zu 10 Millionen Liter Rotwein sollen mit EU-Millionen vom Markt verschwinden. In Deutschland sind bislang vor allem Genossenschaften in Baden und Württemberg betroffen. Inzwischen ist nicht nur in Bordeaux (wir erinnern uns an unsere Bordeaux-Verkostung, da war das auch Thema), sondern auch in Deutschland von der Rodung Tausender Hektar Weinberge die Rede.

Wie schön springen doch da die Überschriften des BA am 29.9.2023 ins Auge: “Der goldene Herbst hat die Bergsträßer Winzer nach einem schweirigen Anbaujahr versöhnt” oder am 17.11.2023 “Die Hessische Bergstraße hat bei Rotwein zugelegt. Die großen Weinführer erkennen im Anbaugebiet eine qualitative Kontinuität”.. Das scheint doch ein Vorteil zu sein im kleinsten deutschen Anbaugebiet durch Eigenverbrauch nicht vom großen Markt abhängig zu sein.

Soeben erfahren wir (27.11. 2023 um 15 Uhr): Die EU bekommt keine schärferen Regeln für den Einsatz von Gift in der Landwirtschaft, das Europaparlament lehnte mehrheitlich einen Entwurf ab, der die Reduktion von Pestiziden in der EU zum Ziel hatte.

Quellen: BA, FAZ, Stuttgarter Zeitung, Hochschule Geisenheim, ddw (der deutsche Weinbau)

Weine vom 52. Breitengrad

Ein Thema, mit dem man sich erst mal anfreunden muß; Weine, mit denen man sich auch erst mal anfreunden muß. Ingeborg und Roland Turowski ist es gelungen am 10.11. vor vollem Haus aus der Mark Brandenburg, dem sogenannten “Polarkreis” des Weinanbaus, Weine zu präsentieren, die zu regen Diskussionen führten, aber auch Rebsorten zeigten, die auf Entdeckung warten.

Ingeborg und Roland Turowski bei ihrer Präsentation (Bild Anette Klüber-Meyer)

Namen auf der Verkostungsliste wie Saphira, Cabernet Blanc, Muscaris, Cabaret Noir und auch Regent gehören zu den PIWI´s (pilzwiderstandsfähigen Rebsorten) und passen wohl noch nicht zum Alltagsgeschmack wie Riesling oder die Burgundersorten. Da die Mark Brandenburg im modernen Weinbau noch keine große Tradition hat (erst 1985 wieder begonnen mit dem Weinbau), hat man wohl gleich auf PIWI´s gesetzt mit Sorten, die früher reif werden, um am 52. Breitengrad zu bestehen. Bei den Gästen an diesem Abend haben wohl die weißen Varianten mehr Zuspruch gefunden als die roten Sorten. Dennoch eine wunderbare Entdeckungsreise für die Weingilde, die man noch weiter vertiefen will. Denn mit dem Klimawandel verändert sich auch der Weinanbau und mit den neu geplanten Vorschriften der EU (Verbot bzw. deutliche Reduzierung von Pflanzenschutzmittel) wird man sich stärker an die PIWI´s heranpirschen müssen.

Weine vom 52. Breitengrad

Nach den Cuveès von der Bergstraße hat die Wingilde Bergstraße wiederum ein hochinteressantes Thema im Programm. Am 10. November um 19.30 Uhr trifft man sich im Wappensaal des Dalberger Hofes, um sich Weinen vom 52. Breitengrad zu widmen.

Der 52. Breitengrad ist eine Linie, die in Deutschland von Nordhorn an der holländischen Grenze, nördlich von Hannover über Wolfsburg nach Potsdam und Berlin gezogen werden kann.

Dem Weinanbau sind weltweit eben auch Grenzen gesetzt. Nördlich des 50. Breitengrads fehlt es meistens an Licht und Wärme um die Reben gedeihen zu lassen. Es besteht die Gefahr, dass die Trauben nicht reif werden und der Wein sauer bleibt. In diesen nördlichen Gefilden gelingt der Weinausbau nur mit Trauben, die in besonderen Hang- und Tallagen gereift sind. Bemerkenswert ist, dass sich an der Peripherie des nördlichen Rebengürtels oftmals besonders interessante Weine wachsen. Experten behaupten, dass oberhalb des 52. Breitengrades kein Wein gedeihen kann. Diese These wird durch das nördlichste Weinanbaugebiet auf der schwedischen Insel Gotland widerlegt.

Der zentrale europäische Rebengürtel liegt zwischen dem 40. Breitengrad im Süden und dem 50. Breitengrad im Norden. Dass in nördlichen Regionen auch gute Weine produziert werden, beweist das nördlichste Weinanbaugebiet Deutschlands. Aus Reben, die an den Hängen der Flüsse Saale und Unstrut im Süden Sachsen-Anhalts in der nördlichsten Einzellage gedeihen, wird Qualitätswein ausgebaut. Eine der nördlichsten Einzellagen für Qualitätsweinanbau in Europa ist neben dem Klosterhof Töplitz der Werderaner Wachtelberg nahe Potsdam in Brandenburg.Es gibt zwar noch nördlicher z.B. auf Sylt oder in Dänemark oder Schweden auch Weinanbau, aber dieser darf sich dann nur Land- oder Tafelwein nennen, da er niedrigere gesetzliche Anforderungen erfüllen muß. Die beiden ob. gen. Lagen sind also der nördlichste Zipfe – sozusagen der Polarkreis des Weinbaus.

Ingeborg und Roland Turowski stellen uns Qualitätsweine aus der Mark Brandenburg vor, der dort eine Tradition hat, die bis ins 12. Jhdt. zurück reicht, aber nach dem 2. Weltkrieg völlig zum Erliegen kam. Seit 2009 ist diese zur Saal-Unstrut gehörende Gebiet als “Brandenburger Landwein” bundesweit anerkannt und es reifen heute wieder mehr als 20 Traubensorten. Die Referenten haben 5 weiße (auch Neuzüchtungen wie Saphira und Muscaris) und 4 rote von ihrer Verkostungsreise mitgebracht. Wir dürfen gespannt sein.

Cuvee-Vielfalt an der Bergstraße

war das Thema am 13.10 bei der Weingilde Bergstraße. Neben zahlreichen Mitgliedern konnten auch etliche interessierte Gäste begrüßt werden.

Björn Höser bei seinen Ausführungen (Bild Manfred Berg und Anette Klüber-Meyer)

Weißburgunder und Silvaner haben sich gefunden, dazu noch spontan vergoren; der Silvaner kann es aber auch mit dem Pinot blanc; Gewürztraminer, Kerner und Riesling können auch eine schöne Kombination ergeben, ebenso Riesling und Scheurebe. Im roten Bereich vermählten sich Portugieser und Spätburgunder oder Spätburgunder und Cabernet Sauvignon; Cabernet Sauvignon kann es aber auch mit Merlot und Merlot mit Lemberger. Es kam eigentlich die ganze Vielfalt der Bergsträßer Reben ins Glas und die einzelnen Cuveès wurden ausführlich besprochen. Es gab aber keine Forderungen nach reinsortigen Weinen, sondern eine große Akzeptanz der vorgestellten Cuveès. Wenn sie nämlich gut gemacht sind, kann man sie auch akzeptieren und genießen und die Erkenntnis, daß reinsortige Weine keinesfalls von grundsätzlich höherer Qualität und Cuvée-Weine nie einfach gut oder schlecht sind, denn viele Weine können auch ein perfektes Ganzes ergeben – Beispiel an diesem Abend oder auch im Bordeaux.

Cuvèe-Viefalt an der Bergstraße

ist das nächste Thema der Weingilde Bergstraße am 13.10.2023 um 19.30 Uhr im Wappensaal des Dalberger Hofes in Bensheim. Ausgewählt und vorgestellt werden sie von Björn Höser; er hat 4 weiße Cuvèes und 4 rote ausgesucht von 7 verschiedenen Winzern der Bergstraße. Man darf gespannt sein, denn der deutsche Gaumen liebt immer noch mehrheitlich traditionell die reinsortigen Weine. Zu dieser Veranstaltung sind – wie immer – natürlich Gäste gegen eine Kostenbeteiligung herzlich willkommen.

Cuvée nennt man bei uns einen Wein, der aus verschiedenen Rebsorten zusammengestellt ist. Das machen Winzer vor allem, um die optimale Balance für ihr Produkt zu finden. Mit Panschen hat das nichts zu tun. Ein Wein, der aus verschiedenen Weinen zusammengestellt ist, heißt nicht Verschnitt, sondern Cuvèe – zumindest in Deutschland. In Frankreich bezeichnet das Wort Cuvèe nicht ausschließlich Verschnitte, sondern vereinfacht gesagt jede Füllung eines Weingutes, egal ob sortenrein oder verschnitten. Steht also Grand Cuvée oder Cuvée Prestige auf einem französischen Wein, heißt das in etwa ‚bester Wein des Hauses’. Er kann trotzdem sortenrein sein. Der explizite Hinweis: dies ist ein Wein aus mehreren Rebsorten, fehlt in Frankreich genauso wie in Italien, Deutschland oder sonst wo auf der Welt. Sogar in Kalifornien gibt es reinsortige Weine mit der Bezeichnung ‚Vintner’s Blend’ (also in etwa: Des Kellermeisters Mischung‘). Der Begriff Cuvée ist auch gar nicht weinrechtlich einheitlich in Europa definiert. Von daher braucht es fast immer einen Blick auf den Beschreibungstext des Rückenetiketts, so sich da denn einer findet, um herauszufinden, ob ein Wein eine Cuvée ist.

Eine Ausnahme existiert in Deutschland, das ist die Cuvée aus genau zwei Rebsorten. Das Gesetz gestattet die Angabe von zwei Rebsorten gleichberechtigt auf dem Etikett. Bei der in Deutschland immer populärer werdenden Melange aus Weißburgunder und Chardonnay zum Beispiel gehört es zum guten Ton, beide Rebsorten auf dem Etikett zu nennen. Sobald drei oder mehr Traubensorten im Wein stecken, ist die Angabe auf dem Etikett nicht mehr gestattet.

Bei unserer nächsten Serie der Folgen “Was wir vielleicht noch nicht gewußt haben”, werden wir uns noch mal mit den Einzelheiten der Cuvèes beschäftigen.

Weinlese 2023

“Der goldene Herbst hat die Bergsträßer Winzer nach einem schwierigen Anbaujahr versöhnt” steht als dicke Überschrift im BA. Weiter heißt es und so sehen es auch die Winzer, war eine selektive Handlese das Gebot der Stunde. Starke Niederschläge im Juli und August und auch ein kurzer Hagelschauer führten doch zu geringeren Erträgen. Und die Kombination von Hitze und Feuchtigkeit haben die Gefahr von Pilzbefall (Botrytis/Schimmelpilz) deutlich erhöht. Der falsche und der echte Mehltau und die Kirschessigfliege waren eine weitere Gefahr. Durch Ertragsreduzierung und gezieltes Vorlesen konnte man der Situation einigermaßen Herr werden. Lieber eine kleinere Lesemenge und gute Traubenqualität als hohe Oechslegrade, so die Bergsträßer Winzer. Zu den Gewinnern gehört eindeutig der später reifende Riesling, der mit den kühlen Nächten und milden Tagen ideale Bedingungen vorfindet. Da hatten es die früher reif werdenden Burgundersorten deutlich schwerer.

Bis jetzt sind die Winzer bei uns also im großen und ganzen zufrieden. Deutschland blieb dieses Jahr von größeren Katastrophen verschont. Im Gegensatz zu manchen Regionen in Italien oder Frankreich. Hier machte vor allem der falsche Mehltau (Peronospora) sehr zu schaffen. Aber auch Hagel und Unwetter verwüsteten z.B. am Gardasee große Mengen der diesjährigen Ernte, was zu manchem Engpass nächstes Jahr führen dürfte. Auch die Prosecco Winzer haben dieses Jahr mit allerlei Widrigkeiten zu kämpfen. Neben Unwettern herrscht hier auch ein akuter Erntehelfermangel. Die ganze Situation kann sich noch weiter zuspitzen, wenn Erntehelfermangel auf drohende Fäulnis durch feuchte Wetterperioden aufeinandertreffen.

Riesling
Gewürztraminer
Spätburgunder

So sehen die gesunden Trauben aus.( Bilder von Roland Turowski)

Und hier sehen wir, daß viel selektive Handlese erforderlich ist (Bild Christ)

Quellen: Der Weinmakler, Bergsträßer Anzeiger

Sommerfest 2023

Am 19.8. hat die Weingilde Bergstraße zu ihrem traditionellen Sommerfest eingeladen – und wieder einmal in dem schönen Ambiente in und vor dem Saal der katholischen Gemeinde Zwingenberg. Der Vorstand hat Weine von der hessischen Bergstraße incl. Weininsel und badischen Bergstraße ausgesucht, ein Caterer liefert das Essen und das Wetter zeigt sich von seiner besten Seite.

Manfred Berg bei der Begrüßung mit Sekt vom roten Riesling

Auch ein kleiner Regenschauer stört unter der Kastanie nicht

Was wir vielleicht noch nicht gewußt haben – Folge 15

  1. rebarriQue, was ist das? Ein in Deutschland entwickeltes, spezielles System als Alternative zu konventionellen Barrique-Fässern für den Barrique-Ausbau Es wird in Hochstadt in der Pfalz von der rebarriQue GmbH & CoKG produziert. Die Grundidee ist ein zerlegbares, viereckiges „Barriquefass“, welches auf den Wand-Innenseiten nahezu beliebig oft erneuert und getoastet (Retoast) werden kann. Die Fassdaubenhölzer sind deutlich kürzer und – mit zunehmender Anzahl der Retoasts – auch dünner als herkömmliche Fassdauben. Dadurch ergibt sich ein bis zu 90% geringer Eichenholzverbrauch für die Produktion von Fassdaubenhölzern sowie ein deutlich geringerer Flächenverbrauch in den Fasslagern der Winzer. Der Hersteller argumentiert mit dem Vorteil der Nachhaltigkeit und begründet dies folgendermaßen: Bei herkömmlichen Fässern werden nur 10 bis 15% der gesamten Holzmasse zur Extraktionvon Phenolen und Tanninen für den Ausbau von Weinen und Spirituosen effektiv genutzt. Der gesamte Rest dieser Holzmasse bleibt leider oft ungenutzt und belastet durch seine energieintensiven Ernte-, Produktions- und Transportbedingungen die Umwelt. Jedes rebarriQue (ein einzelner Behälter) kann beliebig oft zerlegt, ganze Fasswandseiten oder einzelne Fassdauben können ausgetauscht, nachgetoastet und flüssigkeitsdicht wieder zusammengebaut werden. Die Innenflächen können abgehobelt, erneut getoastet und wieder mit Wein belegt werden. Dies ermöglicht ein lösbares Verschluss-System sowohl zwischen den einzelnen Dauben als auch den jeweils vier Fasswandseiten, welches ein einfaches Zerlegen, chemiefreies Nachbearbeiten und vielfaches Rekonditionieren der rebarriQues erlaubt.

2. Weinmarkt: 2022 wurden in Deutschland 8,94 Mio Hektoliter Wein und Most erzeugt, das sind 6 % oder 491.800 Hektoliter mehr als im Vorjahr, 66 % davon Weißweine und 34 % Rotweine (einschließliche Rosé und Rotling). Umgerechnet in 0,75 Liter-Flaschen ergeben das 1,2 Mrd. Flaschen, davon Anteil an Prädikatsweinen 21 % (Vorjahr 15 %). An der hess. Bergstraße waren es mit 33.360 Hektolitern ein plus von 10,8 %. Die größten Anbaugebiete sind nach wie vor Rheinhessen (2.442.105 hl) und die Pfalz (1.790.869 hl). Das kleinste Gebiet ist Mittelrhein (25.458 hl) gefolgt von Sachsen (25.468 hl) und dann die hess. Bergstraße.

3. Mineralität im Wein: Über Mineralien sprechen sowohl Genießer als auch Weinkritiker und Winzer gerne. Schließlich sind Mineralien ein bedeutendes Merkmal der Weinbergs-böden, in die die Wurzeln der Reben greifen. Dass dabei auch Mineralstoffe in die Pflanze gelangen, steht fest. Wie jedoch ist es mit den als mineralisch beschriebenen Weinen? Beeinflussen die Stoffe aus Schiefer, Kalk und Granit tatsächlich auch den Wein? Ja Wein enthält Mineralstoffe. Genau wie jede andere Obstsorte nehmen auch die Beeren der Weinreben Mineralstoffe und Wasser auf. Im Saft, in den Schalen, dem Fruchtfleisch und in den Kernen reichern sich etwa Kalium, Calcium, Magnesium und Eisen an. Es ist möglich, Mineralität mithilfe physikalischer Standards zu definieren und zu analysieren. Wer einen mineralischen Geschmack im Wein entdeckt, bildet sich diesen also anscheinend nicht nur ein. Was jedoch nicht korrekt ist, ist die Vermutung, Wein schmecke aufgrund gelöster Mineralien so charakteristisch. Mineralstoffe nämlich sind nicht dazu in der Lage, sich zu verflüchtigen und verfügen daher nicht über eine im Bukett vernehmbare Note. Was sie jedoch können: Beeinflussen, wie sich der Wein in Bezug auf seine Säure und schweflige Verbindungen verhält. Schwefel nämlich zeigt sich im Bukett nicht selten in Form einer Feuerstein-Note. Und das ganz ohne gelösten Feuerstein im Glas.

Ein weiterer Faktor: Verfügt ein Wein allgemein über dezent ausgeprägte Aromen, entsteht mehr Raum für mineralische Akzente. Auch der Schwefel kann hier eine Rolle spielen. Hefe nimmt Schwefeldioxid auf und wandelt ihn in Schwefelwasserstoff um. Dieser Vorgang setzt verschiedene Nebenprodukte frei, welche der Genießer später als mineralische Noten wahrnimmt.

Eine bedeutende Aufgabe für jeden Winzer ist es also, seinen Wein im Keller so zu behandeln, dass dieser das durch die in den Trauben enthaltenen Mineralstoffe vorhandene Potenzial möglichst unverfälscht spiegelt. Somit könnte sich das Gestein im Weinberg also doch noch auf den Geschmack auswirken, obwohl es nicht direkt im Wein vorliegt. Ein letzter Punkt, der bei Mineralität im Wein ebenfalls eine bedeutende Rolle spielt, ist die subjektive Wahrnehmung des Genießers und auch seine Annahmen über einen Wein. Der Eindruck von Mineralität entsteht leichter, wenn die rebsortentypischen Akzente oder auch eigene Aromen aus Ausbaubehältern möglichst im Hintergrund stehen. Das, was dann übrigbleibt und sich in der Nase sowie auf der Zunge zeigt, bezeichnen viele gern als mineralisch.

Quellen: FAZ, Wein.plus, Hochschule Geisenheim, ddw (der deutsche weinbau), Silkes Weinblatt

Lieblingsweine von Mitgliedern der Weingilde

Erstaunliches konnte man am Freitag 16.6. bei der Verkostung von deutschen Weißweinen der Weingilde erleben und erschmecken. Zum einen wird auch hier ein Trend erkennbar vom alkoholfreien Wein über PIWI-Weine zu biodynamischen Weinanbau, mit einem Wein aus der Bierflasche und weiter zu einer eigenen Cuvee-Zusammenstellung mit Weinen von der Bergstraße; zum anderen wird auch Wert auf Qualität und Tradition gelegt, denn man möchte den Winzer kennen.

Von Brigitte Hamer wird ein alkoholfreier trockener und mit dem Saft unreifer Trauben (Verjus) veredelter Wein vom Weingut Dr. Hinkel aus Framersheim/Rheinhessen vorgestellt, der in der Beschreibung von einem spannenden Süß-Säure-Spiel spricht und wo die Frucht des Rieslings mit der Spritzigkeit des Verjus für eine Mundfülle und einen gewissen Nachhall sorgt.

Wie die anschließende Diskussion zeigt, gilt auch hier wie bei den folgenden PIWI-Weinen: man muß neu denken und neu schmecken. Nicht einfach für die Mitglieder der Weingilde, die hier nicht nach dem Grundsatz “er schmeckt oder er schmeckt nicht” verfahren, sondern schon versuchen tiefer in diese neuen Produktlinien einzusteigen mit dem Wissen, daß hier qualitativer Weingenuss auf eine neue Art revolutioniert wird und der Verbraucher so die Möglichkeit bekommt, neue unentdeckte Pfade zu erkunden.

Franz Turber stellt einen Cabernet Blanc trocken vom Weingut Bassermann-Jordan aus der Pfalz vor, eine Rebsorte die man ohne Zweifel zu den erfolgreichsten PIWI-Neuzüchtungen (1991) zählen kann; er erinnert ein wenig an einen Sauvignon blanc. Dieser Cabernet erscheint nicht auf der offiziellen Seite des Weingutes.

Stephanie Berg probiert es mit einem PIWI aus Sauvignac und Johanniter in der Bierflasche vom Weingut Galler aus der Pfalz. Die Bierpfandflasche ein klares Signal zu Nachhaltigkeit und ein um 80 % reduzierter C0 2 Verbrauch. Stichwort: ein naturbelassener Wein aus glücklichen Trauben, alles bio und vegan.

Ein Franken-Silvaner trocken vom Weingut Helmut Christ aus Nordheim wird von Winfried Christ vorgestellt (nicht verwandt oder verschwägert, auch kein Trauzeuge). Der Winzer war einer der ersten, der sich sich Bio und ökologisch auf die Fahne geschrieben hat – seit 50 Jahren – und schon lange Mitglied in Demeter ist; biodynamisch und antroposophisch mit Weinen in den besten Lagen.

Der Nahe haben sich Jens Giesecke und Monika Scheufler verschrieben. Monika präsentiert eine Scheurebe-Gutswein trocken vom VDP-Winzer Johann Baptist Schäfer aus Rümmelsheim. Ein Wein mit kühler, herber Würze und einem saftigen Fruchtspiel. Nach den PIWI- und Bio-Weinen scheint man sich unter den Teilnehmern zu freuen, auch noch so einen Wein ins Glas zu bekommen. Das wird von Jens mit seinem Riesling Gutswein auf Vulkanboden Melaphyr vom Weingut Jakob Schneider aus Niedernhausen, das seit 1575 in der Familie ist, fortgesetzt, der seine typischen Rieslingnoten von Pfirsich und exotischen Früchten frei gibt.

Björn Höser bringt eine Eigen-Creation mit, eine Cuvee aus Auxerrois und Ehrenfelser mit der Bezeichnung Auerbacher Fürstenlager Frihmess, ein Wein mit Pfirsich und Honignoten, den es nur in einer begrenzten Auflage von 520 Flaschen gibt Darauf muß man erst mal kommen, diese beiden Rebsorten zusammen zu führen.

Und noch einmal zum Weingut Bassermann-Jordan mit Niko Wachtel, der den Sauvignon Blanc vorstellt, wobei die Burgunder-Rebsorten bei Bassermann-Jordan bewusst ohne Lagenbezeichnung angeboten werden, da bei diesen Weinen, der Rebsortencharakter im Vordergrund steht. Ein herrlicher Sommerwein mit seiner typisch exotischen Aromatik.

Eine gelungene Verkostung, die die Teilnehmer vor neuen Herausforderungen stellt: altgewohnte Geschmacksrichtungen verlassen, Neues aufnehmen, Vorurteile abbauen und wieder mal dazu lernen.

Lieblingsweine weiß

Die Weingilde Bergstraße hat sich wieder ein hochinteressantes Weinverkostungsthema ausgesucht. Einige Mitglieder werden ihre Lieblinsgweine präsentieren. Vorgabe war: Weißwein und aus Deutschland. Es werden dabei sein: ein alkoholfreier Wein mit rektifizierten Traubenmostkonzentrat aus Rheinhessen (im Sinn von Wine in Moderation), eine PIWI-Cuvèe von Sauvignac und Johanniter von der Pfalz, ein Riesling und eine Scheurebe von der Nahe, einen Sauvignon blanc und ein Cabernet blanc aus der Pfalz, sowie ein Auxerrois von der Bergstraße.

8 Weine, die am 16.6. ab 19 Uhr 30 im Wappensaal des Dalberger Hofes in Bensheim auf die sachkundige Beurteilung der Weingilde warten.

Weine aus aller Welt begeistern Menschen rund um den Globus. Auch berühmte Namen finden sich unter den großen Genießern. Viele von ihnen haben einen ganz eigenen Lieblingsgenuss, schätzen bestimmte Regionen besonders oder fühlen sich einem Haus eng verbunden. Weinwissen und Prominenz gehen hier von James Bond bis Richard Wagner Hand in Hand. Deshalb an dieser Stelle mal die Lieblingsweine von prominenten Leuten:

  • James Bond 007: Wodka-Martini und Bollinger-Champagner
  • Johnny Depp: Rotwein des Châteaus Calon-Ségur
  • Charles Dickens: Liebfrauenmilch aus Rheinhessen Der Schriftsteller Charles Dickens lebte im 19. Jahrhundert nicht nur für das geschriebene Wort, sondern auch für guten Wein. Wie er zur Liebfrauenmilch als Lieblingswein gelangte, ist nicht hinlänglich belegt; fest steht aber, dass er diesen Wein aus Deutschland außerordentlich schätzte. Peter Joseph Valckenberg exportierte den Wein nach England, wo dieser auch bei der Königsfamilie großen Anklang fand. Während dieser Zeit verfiel auch Dickens dem Wormser Weißwein, der als einer der hochklassigsten im damaligen Europa zählte. Per Brief schrieb Dickens an Valckenberg übersetzt: „Alles, was ich zum Thema Liebfraumilch zu sagen habe, ist, dass ich, wenn sie hierherkommen sollte, darauf trinken werde, auf das Wohl aller großen und kleinen Leute in dem großen Familienhaus in Worms.“
  • Ernest Hemingway: Weine aus der französischen Gemeinde Margaux: Seine Enkelin hieß zwar Margot Louise, die Familie aber rief sie „Margaux“, so groß war die Leidenschaft für den Genuss. Margaux selbst ist eine berühmte Gemeinde in der französischen Region Haut-Médoc und beherbergt mit 21 mehr als ein Drittel aller Châteaux in der Grand-Cru-Liste aus 1855.
  • Hermann Hesse: Rotwein aus dem Valtellina-Tal in der Provinz Sondrio
  • Kleopatra: Historischer Muscat d’Alexandrie Die Weißweintraube gehört zu den historischen Arten und verfügt heute über eine große Familie in aller Welt. Viele anspruchsvolle Genießer schätzen Muskat-Sorten in verschiedenen Farben.
  • Hannibal Lecter: Bâtard-Montrachet auf der Flucht Eine berühmte und zum Glück rein fiktive Persönlichkeit, die Menschen in aller Welt kennen, ist Hannibal Lecter. Der in einem Hochsicherheitsgefängnis untergebrachte Massenmörder und Psychopath jagte Thriller-Freunden schon im Roman „Das Schweigen der Lämmer“ Schauer über den Rücken. Später im gleichnamigen Film spielte Anthony Hopkins Hannibal Lecter. Teil der Rolle war auch die Vorliebe für den Rotwein Bâtard-Montrachet, den Lecter nach gelungener Flucht genießt. Bei Bâtard-Montrachet selbst handelt es sich um eine Grand Cru an der Côte d’Or im Burgund, die satte Rotweine mit viel Frucht und Würze hervorbringt.
  • Marylin Monroe: Champagner von Piper-Heidsieck
  • Kurt Tucholsky: Riesling aus der fränkischen Lage Würzburger Stein In der Vossischen Zeitung schrieb er unter dem Namen Peter Panter über ebendiesen Wein und bezeichnete ihn dort am 18. November 1927 als „so etwas von Reinheit, von klarer Kraft, von auf gesammelter Sonne und sonnengetränkter Erde war noch nicht da“. Eine Zeile, die die Liebe zum Weißwein Würzburgs ohne Zweifel verrät.
  • Richard Wagner: Schaumwein aus Saint-Péray rechts der Rhône Er verliebte sich so sehr in den Schaumwein aus Saint-Péray, dass er Verzicht ausschloss. 1877 orderte er 100 Flaschen per Eilpost nach Bayreuth, wo er die Oper Parsival schrieb. Saint-Péray ist eine als Cru klassifizierte Region an der nördlichen Rhône. Hier, rechtsseitig des Flussufers, liegt auch die Stadt Saint-Péray, die auf eine lange Weingeschichte zurückblickt. Für Weißweine und Schaumweine aus Rebsorten wie Roussanne und Marsanne ist diese Gegend bekannt.
  • John Falstaff: Malvasia mit unbekanntem Gesicht Die von William Shakespeare für das Werk „Die lustigen Weiber von Windsor“ erdachte Figur Sir John Falstaff ist ein Genussmensch durch und durch. Nicht nur seine füllige Statur schrieb ihm der Schriftsteller deshalb auf den Leib, sondern auch eine Vorliebe für guten Wein.Zu jenen Weinen, die die Figur besonders schätzt, gehört auch solcher aus Malvasia. Um welchen Wein es sich genau handelt, ist dabei unklar. Malvasia selbst steht als Synonym für einige Rebsorten, die sich auch in Sachen Farbe und Charakter unterscheiden.