Beeindruckende Bordeaux-Probe

Hervorgehoben

Im Bukett Cassis, Brombeere und Schwarzkirsche?

Bordeaux-Präsentation der Weingilde informiert auch über Krise und Perspektiven

Mit einer monatelang intensiv vorbereiteten Probe konnten Mitglieder und Gäste der Weingilde Bergstraße Europas größtes Weinanbaugebiet im Oktober 2024 noch besser kennenlernen. Winfried Christ hatte die Gesamtorganisation dieser Probe mit acht interessanten Weinen übernommen – er wurde bei diesen Aufgaben von mehreren Weinkennern der Gilde unterstützt. Die Herausforderung: Im Weinbaugebiet Bordeaux (auf Französisch: Bordelais) gibt es etwa 3000 Château genannte Weingüter – mit einer Anbaufläche von insgesamt mehr als 100tausend Hektar. Zum Vergleich: Die Wein-Anbaufläche an der Hessischen Bergstraße liegt bei etwa 465 Hektar.

Weinkenner Winfried Christ präsentierte faszinierende Bordeaux-Weine und viel Wissenswertes.

Die Probe informierte über das Anbaugebiet, die vorgestellten Weingüter mit ihrer Lage, ihren Böden, Rebsorten und Arbeitsweisen. Dabei konnten die Teilnehmer ihre eigenen Geruchs- und Geschmackseindrücke mit den kreativen Beschreibungen vergleichen, die von prominenten Weinkritikern und Marketingfachleuten formuliert wurden. Besticht der granatviolette Merlot tatsächlich durch lebhafte Noten von gebackenen Pflaumen, schwarzen Kirschen und Himbeerkonfitüre? Gefolgt von geschmolzenem Lakritz, gemahlenen Nelken und Sandelholz? Ist der Geschmack wirklich vollgepackt mit dunklen Früchten und exotischen Gewürzakzenten – umrahmt von weichen Tanninen und viel Frische, um den Gaumen im Abgang unendlich lang zu verwöhnen? Ist im Bukett Cassis, Brombeere und Schwarzkirsche gepaart mit feinen Anklängen von Pfeffer – auch in unseren Nasen? Und am Gaumen mit Schokolade überzogene Pflaumen mit Trüffelakzenten? Tragen samtig-weiche Tannine die Aromatik in ein langes Finish? Auch wenn die Weingilde-Probengäste nicht jeder Beschreibung in allen Details zustimmen konnten: Die meisten zeigten sich beeindruckt von der Komplexität, Tiefe und Schönheit der vorgestellten Bordeaux-Rotweine.

Zugleich wurde bei der Probe über die schwere Krise des Anbaugebietes informiert: Die massive Überproduktion von Rotwein soll mit der Rodung von riesigen Flächen eingedämmt werden. Die aktuell überproduzierte oder bereits aus Vorjahren vorhandene Menge wird zum Teil destilliert. Trotz der extrem niedrigen Erntemengen 2024 in Frankreich kann nicht mit einem Preisanstieg gerechnet werden: Der Konsum sinkt weiter kräftig, die Produktionskosten steigen weiter – die Schere zwischen Kosten und Erlösen geht für viele Weinbaubetriebe zu stark auseinander. Immer mehr Weinberge liegen brach, weil sich die Bewirtschaftung nicht mehr lohnt.

Viele Winzer sind deutlich älter als 50 Jahre, finden weder Nachfolger noch Käufer für ihre Weinbergsflächen. Umfragen zeigen, dass rund ein Viertel der Bordeaux-Winzer ihren Beruf aufgeben wollen. Für viele bedeutet die geförderte Rodung die einzige Chance aus der Weinbranche auszusteigen und zumindest eine kleine Entschädigung zu erhalten. Inzwischen hat die EU grünes Licht gegeben für einen 120-Millionen-Euro-Rodungsplan der französischen Regierung. Diese Beihilfen sollen als direkte Zuschüsse an Winzer gezahlt werden, die sich verpflichten, Weinberge endgültig zu roden – und damit ihre Rebfläche dauerhaft zu verkleinern. Denn nicht nur der Export ist eingebrochen. Auch der Absatz im Heimatmarkt geht rasant zurück: Weinbauexperten und Politik suchen nach Auswegen aus der Krise. Eine Bordeaux-Offensive geht Richtung Bio und Nachhaltigkeit; auch die Wein-Stilistik und das Image sollen sich in den nächsten Jahren ändern.

„Das ist es, was unsere Weingilde ausmacht: Wir trinken nicht nur Wein mit Maß und Stil – wir befassen uns mit der Weinkultur, der Geschichte, der Gegenwart und mit den Zukunfts-Perspektiven“, so Weingilde-Vorstandsmitglied Robert Eberle. Mit Blick auf die Krisen-Signale in der Weinwirtschaft – nicht nur in Frankreich – kündigt die Weingilde Bergstraße an, sich im Jahr 2025 gezielt verstärkt mit “Zukunftsweinen” zu beschäftigen: Mit aktuellen Trends und dem kräftigen Wandel in der Weinwirtschaft – auch in Deutschland. Am 15. Februar 2025 ist erneut eine Fahrt zur Weinmesse nach Straßburg geplant – zusammen mit dem Deutsch-Französischen Freundeskreis Bensheim-Beaune.

Interesse an Bordeaux-Weinen? Spannende Probe am 11. Oktober

Bordeaux ist unter Weinliebhabern die wohl bekannteste Weinregion. Wer Europas größtes Weinanbaugebiet noch besser kennenlernen möchte, hat dazu in Bensheim am 11. Oktober 2024 eine Gelegenheit: Bei einer Probe der Weingilde Bergstraße werden acht verschiedene Bordeaux-Weine präsentiert – darunter auch Produkte von Spitzenweingütern wie dem Chateau Le Castelet (Pomerol) oder dem Château Lagrange, dessen 2023er Jahrgang aktuell Zeit im Vorabverkaufsverfahren (Subskription) gehandelt werden (Auslieferung erfolgt erst im Herbst 2026).

Bei der Probe der Bordeaux-Weine wird die Weingilde auch über die enormen Probleme auf dem Weinmarkt informieren: Während große Châteaux seit Jahrhunderten hochprofitabel arbeiten und nach wie vor Spitzenpreise erzielen, kämpfen viele Winzer auch in dieser traditionsreichen Weinbauregion mit kräftig sinkenden Erzeugerpreisen: Supermarktketten werben mit Sonderangeboten – Frankreichs Regierung bietet Rodungsprämien für das Stilllegen von Anbauflächen, um die Überproduktion von Wein und die Absatzprobleme zu bremsen.  

Der Kostenbeitrag bei dieser Achter-Probe liegt für Mitglieder der Weingilde Bergstraße bei 29 Euro (Nichtmitglieder: 38 Euro).

Anmeldungen sind (solange noch Plätze verfügbar) bis zum 5. Oktober möglich. 

Die Veranstaltung beginnt am Freitag, 11. Oktober 2024, um 19:30 Uhr (Probe ab 20 Uhr).

Ort: Scheune hinter dem Walderdorffer Hof (Obergasse 30 – 64625 Bensheim).

Interesse? Dann bitte hier via Mail anmelden. Wir freuen uns auf die gemeinsame Probe!

Acht Bordeaux-Weine: Probe der Weingilde Bergstrasse am 11. Oktober 2024.

Hintergrund: Im Februar 2023 hatte sich die Weingilde schon einmal mit Bordeaux-Weinen befasst. Bei der Probe am 11. Oktober („Bordeaux 2“) 2024 sollen Weine aus Teilregionen des riesigen Anbaugebietes ins Glas kommen, die bei der der Auswahl 2023 nicht dabei waren. Im Bordeaux (französisch: Bordelais) gibt etwa 3000 Château genannte Weingüter – mit einer Anbaufläche von insgesamt mehr als 100tausend Hektar. Zum Vergleich: Die Wein-Anbaufläche an der Hessischen Bergstraße liegt bei etwa 465 Hektar.