Gemischter Satz

Werden in einer Weinlage mehrere Rebsorten angebaut, deren Beeren gemeinsam geerntet und gekeltert werden, spricht man von einem “Gemischten Satz”. Auch der so gewonnene Wein wird mit diesem Begriff bezeichnet.
Das isr die Besonderheit des Gemischeten Satzes: die verschiedenen Rebsorten haben zum Zeitpunkt der Ernte unterschiedliche Reifegrade, d.h. Säure und Süße variieren, die rebsortentypische Ausprägung der Aromen ist unterschiedlich weit fortgeschritten. Die Weine zeigen daher von Jahr zu Jahr ein eigenes Profil. Und je nach Mischung der Rebsorten in den einzelnen Weinlagen gibt es eine eigene aromatische Vielschichtigkeit.
Die Grundidee des Gemischten Satzes ist, dass sich die Weinbauern gegen das Risiko von Wettereinflüssen und von Rebkrankheiten und -schädlingen schützen wollten. Da jede Rebsorte anders auf diese äusseren Einflüsse reagiert, sollte so der Ertrag stabilisiert und eine Mindestqualität gesichert werden.
Als 2009 im Rahmen der EU-Verordnung 607 geschützte Bezeichnungen in den einzelnen EU-Ländern festgeschrieben wurden, konnte sich Österreich die Bezeichnung “Gemischter Satz” sichern. Andere EU-Länder dürfen diese Bezeichnung deshalb nicht nutzen.
Als Spezialität gibt es den “Wiener Gemischten Satz”, dessen Qualitätsmerkmale in einer Verordnung festgeschrieben sind: mindestens 3 Rebsorten, kein Anteil größer als 50 %, der drittgrößte Anteil muss mindestens 10 % betragen.
In Deutschland gibt es insbesondere in Franken eine Reihe von Weinlagen, die unter dem Begriff “Alter Fränkischer Satz” bekannt geworden sind.
An der Hessischen Bergstraße pflegt das Mitglied der Weingilde, Christian Bort, einen gemischten Satz in einer Bensheimer Lage.

Mit einer Auswahl von Weinen, die im gemischten Satz stehen, will sich die Weingilde am 23. Februar 2018 der geschmacklichen Vielfalt dieser Erzeugnisse nähern. Obwohl im Regelfall moderne Kellertechniken zum Einsatz kommen, wird bei der Verkostung ein Hauch von Historie spürbar sein.

Quellen: Der Brockhaus-Wein, Wikipedia, Österreich Wein, Kai Wagner-Schatzkammer Franken,

Roter Riesling in Bundessortenliste eingetragen

Der Antrag kam vom Institut für Rebenzüchtung der Hochschule Geisenheim: seit dem 15. Januar 2018 ist die Rebsorte Roter Riesling für die Herstellung von Qualitätswein zugelassen. Zukünftig braucht es für deren Anbau keinen Versuchsantrag mehr, die Pflanzfläche ist nicht mehr begrenzt. Für die Betriebe, die den Roten Riesling im Versuchsanbeu gepflanzt haben, entfallen alle mit der Versuchsgenehmigung verbundenen Auflagen. Im Rahmen der Eintragung werden 5 Klone zum Anbau zugelassen.
In der EU-Weinbaukartei wird der Rote Riesling mit der Zahlenkennung 855 geführt.
In Hessen wurde der Rote Riesling bereits im Jahr 2003 klassifiziert. Weinbaubetriebe an der Hessischen Bergstraße und im Rheingau bauen diese Rebsorte seitdem mit grossem Erfolg an.

Quelle: Mitteilung der Hochschule Geisenheim.

Wein für Martin Luther

Unbestritten: Wein war das bevorzugte Getränk Martin Luthers. Zwar braute seine Frau Katharina auch Bier, doch bei seinen Tischrunden wurde Wein getrunken. “Der Wein ist gesegnet und hat ein Zeugnis in der Schrift, das Bier aber gehört zur menschlichen Überlieferung”, führte Luther in einer seiner Tischreden aus. Mit diesem Bezug auf die vielen Stellen in der Bibel, wo der Wein, der Weinberg und die Rebe angesprochen werden, zeigt sich die hervorgehobene Bedeutung, die Luther dem Wein zumisst. Er hat seinen Platz im Gottesdienst. Genau so wichtig ist er aber auch für das menschliche Wohlbefinden: “Das Brot stärkt des Menschen Herz, der Wein aber macht ihn fröhlich.”

Welchen Wein bevorzugte Martin Luther? Bei der Beantwortung dieser Frage geben die Historiker keine eindeutige Antwort. Gesprochen wird von Rheinwein, Frankenwein und Elsässer. Weine von bestimmter Herkunft, die Rebsorte war offenbar von untergeordneter Bedeutung. Frau Dr. Erika Maul vom Geilweiler Hof ist sich sicher, dass zu Luthers Zeit vor rund 500 Jahren die auch heute noch bekannten Muskateller und Gutedel getrunken wurden. Viele der damals kultivierten Rebsorten sind nahezu ausgestorben. Sie werden von den Forschungsinstituten und von historisch interessierten Winzern und Rebveredlern wie Antes aus Heppenheim wiederbelebt. Es sind Namen wie Gänsfüßer, Hammelhoden, Süßschwarz, Hartblau und Möhrchen. Heunisch, Elbling und Traminer haben ebenso eine lange Geschichte, die über die Lutherzeit hinaus reicht.

Martin Luther hatte einen kleinen eigenen Weinberg und in seinem Haus befand sich ein Weinkeller. Dort lagerte er die vielen ihm als Geschenk übergebenen Weine. Auch sein Landesherr, Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen, ließ ihm das eine oder andere Fass bringen.

Verbürgt ist, dass Martin Luther besonders den Malvasier schätzte. Der Malvasier ist eine in Südeuropa verbreitete Rebsortenfamilie, aus der damals vornehmlich ein süßer, einem Likörwein ähnlicher Wein hergestellt wurde. Für Luther war der Malvasier “eine rechte heilsame Arzenei und Labsal”. Es war der teuerste Wein seiner Zeit. Luther nahm diees Luxusgetränk in ein Gleichnis auf, mit dem er seine Lehre von einem gütigen Gott verdeutlichte: “Gott steht nicht mit einem Knüppel hinter Dir, sondern mit einem Glas Malvasier vor Dir”. Und bei seinem Kampf gegen die Vormachtstellung des Papstes sagt er: “Die päpstliche Lehre verhält sich zum Wort Gottes wie saurer Essig zu Malvasier”.

Quellen: Gesellschaft für die Geschichte des Weins e.V., ntv.de-Wirtschaft_Extra, Wikipedia

 

Griechischer Wein …

… sei wie das Blut der Erde, verkündete Udo Jürgens im Jahr 1975 und beschwor damit nicht nur Erinnerungen an sonnig-warme Urlaubstage, sondern zeigte auch Herz für die Meschen, die zum Arbeiten ins kalte Deutschland kamen. Weine, die mehr waren als der beliebte Ausschank in den Tavernen begegneten dem Weinfreund eher selten. Dafür gibt es eine Reihe von Gründen, die mit der wechselhaften politischen Geschichte des Landes zusammen hängen.

In den 1970er Jahren keimten erste ernst zu nehmende Initiativen zu Entwicklung eines qualitätsbewussten Weinbaus, der sich zum einen auf das Potenzial der beeindrucken vielen autochtonen Rebsorten besann und zum anderen offen war für unkonventionelle Methoden bei der Arbeit im Weinberg. Integrierter Weinbau ist längst Standard, erstaunlich viele Weingüter bekennen sich zum biologischen Weinbau. Die Keller werden von Önologen geführt, die in Frankriech oder Italien ausgebildet wurden und weltweit Erfahrungen gesammelt haben. Doch der größte Schatz sind die authochtonen Rebsorten, die in den meist nicht einfachen griechischen Klimazonen Weine mit einzigartigen Aromen hervorbringen.

Griechenland nennt offiziell (DWI-Statistik 2011) eine Rebfläche von rd. 111.000 ha. Die Summe über die einzelnen Weinregionen lässt allerdings vermuten, dass nicht alle Flächen bewirtschaftet werden. Auch die als durchschnittliche Ernte genannten rd. 24 hl/ha lassen diesen Schluß zu.

Die Weingilde Bergstraße wird sich am Freitag, d. 27. Januar 2017, auf eine virtuelle Reise durch die griechischen Weinbauregionen von Thrakien im Nordosten, über die Ionischen Inseln im Westen bis nach Kreta ganz im Süden begeben. Ausschließlich authochtone Rebsorten, von Agiorgitiko bis Xinomavro, stehen zur Verkostung bereit. Ein Retsina, hier “Die Träne der Pinie”, darf keinesfalls fehlen.

Trotz Udo Jürgens ist das Weinland Griechenland für uns eine ziemlich unbekannte Region. Die Entdeckungsreise lohnt sich!

DLG-Auszeichnungen für Bergsträßer Winzer

Die Bundesweinprämierung 2016 der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLGe.V.) brachte für die Bergsträßer Winzer eine Reihe von Auszeichnungen.

Eine besondere Ehrung erfuhr das Weingut Simon-Bürkle aus Zwingenberg: Es erhielt einen Bundesehrenpreis, der vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) verliehen wird. Unter den TOP-100 Weingütern aus Deutschland wird Simon-Bürkle auf Platz 47 geführt.

Fünf Goldmedallien gingen an die Bergstraße:

2014 Scheurebe, Spätlese mild, Simon-Bürkle,

2014 Riesling, QbA trocken. Simon-Bürkle,

2012 Rotweincuvée “PAN”, QbA trocken, Simon-Bürkle,

2015 Grauburgunder, Kabinett trocken, Vinum Autmundis, Groß-Umstadt,

2014 Acolon, QbA trocken, Vinum Autmundis, Groß-Umstadt.

Darüber hinaus gab es Silbermedallien:

13 für die Bergsträßer Winzer eG, 10 für das Weingut Simon-Bürkle und 8 für Vinum Autmundis.

Bronzemedallien erhielten die Bergsträßer Winzer eG 7, Simon-Bürkle 2 und VinumAutmundis 9.

 

Weinrebe Auxerrois

Ist die Weinrebe, die wir heute Auxerrios nennen, schon im 13. Jahrhundert bekannt gewesen? Es gibt eine Fabel aus dieser Zeit, die das vermuten lässt. Doch die erste zuverlässige Quelle ist ein Hinweis aus dem Jahr 1816 von der Mosel. In der Zeit davor wurde die Bezeichnung “Auxerrois” auch für andere weiße Rebsorten aus der Familie der Burgunder gebraucht.
Der Auxerrois ist eine natürliche Kreuzung aus Rebsorten der Pinot-Familie und dem Weißen Heunisch (Gouais Blanc). Über einige Jahrhunderte hinweg standen diese Rebsorten im Gemischten Satz. Rebsorten wie Aligoté, Chardonnay oder Melon de Bourgogne sind gleichen Ursprungs.
Der Auxerrois soll über Lothringen an die Mosel gekommen sein und über das Elsaß nach Baden.
Die Statistik des Deutschen Weininstituts aus dem Jahr 2010 weist weltweit 2785 ha mit Auxerrois bestockte Rebflächen aus, 84 % davon in Frankreich. In Deutschland sind (2010) 236 ha mit Auxerrois bestockt, 32 % davon in Baden, hauptsächlich im Kraichgau und am Bodensee, 31 % in der Pfalz. An der Hessische Bergstraße gibt es danach 1 ha.
Quellen: Taschenbuch der Rebsorten, Wikipedia, Deutsches Weininstitut

Peronospora

Dieser Pilz, auch “Falscher Mehltau” genannt, macht den Winzern in diesem Jahr besonders zu schaffen. Die Monate Mai und Juni waren nass und kalt – genau das richtige Wetter, bei dem sich Peronospora besonders wohl fühlt. Er siedelt sich an der Blattunterseite an. An der Blattoberseite zeigt sich ein Fleck, der fast wie ein Ölfleck aussieht. In feuchten Nächten bildet der Pilz Sporen aus, die die Blattunterseite wie mit Mehl bestäubt erscheinen lassen. Das Blatt wird geschädigt, die Photosynthese wird reduziert und damit auch die Zuckereinlagerung verhindert. Der Krankheitsbefall kann bis zum Vertrocknen von Blättern und Beeren und zum Absteben von Teilen der Pflanze führen.
Peronospora kam im Jahr 1875 aus Amerika nach Europa. Im Zuge der Bekämpfung der Reblaus wurden reblausresistente amerikanische Pflanzen nach Europa gebracht, die Pilzsporen mit sich trugen.
Natürlich gibt es Spritzmitten gegen den Falschen Mehltau. Im allgemeinen wird ein Kupferpräparat gespritzt. Doch der viele Regen hat das Mittel abgewaschen und die im Weinberg verbliebene Feuchtigkeit hat mit der nächtlichen Kühle zur intensiver Vermehrung des Pilzes geführt.
Besonders betroffen sind die Öko-Winzer, die den “richtigen” Zeitpunkt zum Aufbringen des Spritzmittels nicht fanden. Sie dürfen sowieso weniger Kupfer spritzen und dürfen auch ergänzende Präparate wie Kalium-Phosphonat wegen der Bestimmungen der Pflanzenschutz-Verordnung nicht einsetzen. Bei ihnen sind Ernteausfälle von 60 % und mehr zu beklagen. Im übrigen Weinbau spricht man von 10 bis 15 %.
Der Ernterückgang ist nicht zwangsläufig mit Qualitätseinbußen verbunden. Sind die verbliebenen Beeren gesund, kann die Pflanze dort sogar verstärkt Zucker bilden.

100 Jahre Scheurebe

Georg Scheu war an der damaligen Landesanstalt für Rebzüchtung in Rheinhessen tätig. Die “Rebschule” hatte zunächst ihren Sitz in Pfeddersheim bei Worms, bevor sie nach Alzey verlegt wurde. Dort pflanzte er im Jahr 1916 den Sämling mit der Nummer 88, die Rebe, die später nach Georg Scheu benannt wurde. In Österreich ist der Name “S 88” noch bis heute bekannt.
Die genetischen Untersuchungen, die von Frau Dr. Erika Maul am Geilweiler Hof vorgenommen wurden, zeigen, dass als “Vater” der Scheurebe der Riesling beteiligt ist. Die “Mutter” ist eine unbekannte Wilde, eine Bukettrebe (Silvaner x Trollinger) x Riesling.
In einer Zeit, als die Fachwelt glaubte, Qualität nur mit spätreifenden Sorten erzielen zu können, war sich Georg Scheu sicher, dass früher reifende Sorten mit der Unsicherheiten des herbstlichen Wetters besser zurecht kommen. Seine Zuchtziele waren frühe Reife verbunden mit einem späten Vegetationsabschluß, hohe Mostgewichte, stabile Erträge und ein ansprechendes Bukett. Aus seiner Arbeit entstanden u.a. die Sorten Faberrebe, Huxelrebe, Siegerrebe, Kanzler, Würzer, Regner.
Weine der Scheurebe haben je nach Standort und Reife eine herzhafte bis filigrane Säure, sind duftig und körperreich und haben ein ausgeprägtes Bukett, das an den Duft von schwarzen Johannisbeeren erinnert.
In den 1970er Jahren war die Scheurebe beliebt für Neupflanzungen. Mit rund 3000 ha gab es in den 1990er Jahren den Höhepunkt, dann folgte ein massiver Rückgang. Aktuell sind in Deutschland 1423 ha mit Scheurebe bestockt, d.s. 2,1 % der Weißweinsorten. Schwerpunkt ist Rheinhessen mit gut der Hälfte der Flächen.
An der Hessischen Bergstraße haben die Genossenschaften Vinum Autmundis in Groß-Umstadt, die Bergsträßer Winzer eG und das Weingut Simon-Bürkle Weine der Scheurebe im Programm.
Quelle: Hans-Günter Kissinger, DLR Oppenheim