Schönste Weinsicht

Erstmals im Jahr 2012 hat das Deutsche Weininstitut (DWI) in allen 13 deutschen Weinanbaugebieten eine “Schönste Weinsicht” ausgewählt. An der Hessischen Bergstraße war es der Rastplatz in der Weinlage Bensheimer Paulus mit seinem weiten Blick nach Süden über die Heppenheimer Weinlagen bis hin zur Starkenburg. Nach Westen geht der Blick weit über das Ried bis zu den Bergen des Pfälzer Waldes.
Im Jahr 2016 gab es eine erneute Auswahl, die auf einer online-Abstimmung mit mehr als 5000 Teilnehmern fußt. Die Wahl fiel in Abstimmung mit dem Weinbauverband auf ein Wegdreieck südlich des Heppenheimer Friedhofs in der Weinlage Heppenheimer Eckweg. Von dort geht der Blick nach Norden über den “Dom der Bergstraße” hin zum Schloßberg mit der Starkenburg. Eine Stele aus Stahl, geschaffen von dem Mainzer Künstler Ulrich Schreiber, mit einer stilisierten Weintraube kennzeichnet die Schönste Weinsicht 2016 an der Hessischen Bergstraße.

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Mit ihrer Auswahl will das DWI einen besonderen Fingerzeig für weinaffine Wanderer und Radfahrtouristen geben. Für die Werbung gibt es eine Broschüre mit allen ausgewählten Schönsten Weinsichten.

Spiegelt der Preis für einen Wein seine Qualität wider?

Der Weinautor und -kritiker Stuart Pigott ist in seiner Kolumne “Reiner Wein” am 30. Oktober 2016 in der Frankfurter Sonntagszeitung der Frage nach gegangen, warum manche Weingebiete berühmt, andere aber nur Insidern bekannt sind. Sein Beispiel ist das Weingebiet Südburgenland mit seinem Hauptort Eisenstadt, wo Ende des 18. Jahrhunderts der Komponist Joseph Haydn gelebt und für den Fürsten Esterházy gearbeitet hat.
Natürlich sind Weine aus wenig bekannten Gebieten deutlich preiswerter als vergleichbare Qualitäten aus berühmten Regionen. Stuart Pigott räumt aber bereits zu Beginn seiner Kolumne mit dem Vorurteil auf, dass die heute vielfach teureren Weine auch vielfach besser sein müssten. Und er belegt das mit den Ergebnissen seiner Verkostung von Weinen aus Eisenstadt.
Eisenstadt liegt südöstlich von Wien, nicht weit von der ungarischen Grenze, die bis zum Ende des 20. Jahrhunderts Teil des “Eisernen Vorhangs” war. Es liegt weit entfernt vom Meer und von der Donau als großem schiffbaren Fluß. Und es hat heute eine Rebfläche von nur rd. 500 ha. Insgesamt ist das eine denkbar ungünstige Voraussetzung für einen florierenden Weinhandel, über den eine Region bekannt wird und buchstäblich “in aller Munde” ist.
Das Bordelais dagegen, so führt Stuart Pigott aus, verfügt mit Bordeaux über einen Hafen und hat als Appellation gut 115.000 ha. Und berühmt geworden sei die Region auch deswegen, weil dort Mitte des 17. Jahrhunderts begonnen wurde, “Rotweine mehr oder weniger in der heutigen modernen Art zu erzeugen und zu exportieren”. Aber: wie das Beispiel Eisenstadt zeigt, unter dem Gesichtspunkt der Qualität hat die Mehrzahl der Weinregionen den damaligen Vorsprung längst wett gemacht.

Die Weinregion Burgenland.

Die Weingilde Bergstraße hat sich im Rahmen ihres Weinseminars Anfang November mit der Weinregion Burgenland beschäftigt. Hier sind ein paar kurze Informationen zu diesem Thema:
Die Weinregion Burgenland liegt in Österreichs Osten, umfasst den Neusiedler See und zieht sich an der ungarischen Grenze nach Süden bis zur Steiermark. Die insgesamt rd. 14.000 ha verteilen sich auf vier Anbaugebiete. Östlich des Neusiedler Sees liegt das Gebiet Neusiedler See mit rd 8.300 ha, westlich des Sees das Neusiedler Hügelland mit rd. 3.900 ha. Nach Süden schließt sich das Mittelburgenland mit etwa 1.500 ha an und im südlich gelegenen Südburgenland sind etwa 450 ha bestockt.
Das Burgenland bietet ausgezeichnete Bedingungen für den Weinbau. Die Sommer sind sonnig-heiß. Aber der Neusiedler See sorgt ebenso wie die vielen Waldflächen für spürbare Luftfeuchtigkeit. Besonders gut gedeihen Rotweinrebsorten wie der Blaufränkisch (Lemberger) oder der Blaue Zweigelt, ein Kreuzung aus Lemberger und Sankt Laurent. Aber auch weiße Rebsorten, wie Grüner Veltliner, Welschriesling, Weißburgunder und Chardonnay bringen geschätzte Weine.
Der Weinbau im Burgenland hat eine rund 2.800 Jahre lange Geschichte. Bei Zagersdorf wurden Weinbeerenkerne gefunden, die sich auf etwa 800 v. Chr. datieren lassen. 1.600 Jahre später erließ Karl der Große im Kapitel 22 “Weinbau” seines Capitulare de Villis vel Curtis Imperii detaillierte Vorschriften zum Anbau von Weinreben und zur Lagerung des Weins. Wie auch im übrigen Europa brachte die Reblauskatastrophe in den Jahren 1870 bis 1890 den Weinbau im Burgenland nahezu zum Erliegen. Auch hier wurde Entlastung mit reblausresistenten amerikanischen Unterlagen und aufgepfopften Edelreisern gesucht. Aber auch Direktträgerreben wurden gepflanzt, die einen Wein mit dem charakteristischen Erdbeeraroma, dem “Foxton”, brachten. “Uhudler” genannt, ist er eine lokale Spezialität des Burgenlandes.
Der Seewinkel im Neusiedler Hügelland ist berühmt für seine Süßweine. Wegen der Feuchtigkeit am See gibt es eine verstärkte Ausbildung von Botrytis. Die so entstehenden Beeren- und Trockenbeerenauslesen zählen zu den besten in Europa. Besondere Erwähnung verdient der “Ruster Ausbruch”, ein Süßwein, der früher nur Kaisern und Königen vorbehalten war.

Weinrebe Auxerrois

Ist die Weinrebe, die wir heute Auxerrios nennen, schon im 13. Jahrhundert bekannt gewesen? Es gibt eine Fabel aus dieser Zeit, die das vermuten lässt. Doch die erste zuverlässige Quelle ist ein Hinweis aus dem Jahr 1816 von der Mosel. In der Zeit davor wurde die Bezeichnung “Auxerrois” auch für andere weiße Rebsorten aus der Familie der Burgunder gebraucht.
Der Auxerrois ist eine natürliche Kreuzung aus Rebsorten der Pinot-Familie und dem Weißen Heunisch (Gouais Blanc). Über einige Jahrhunderte hinweg standen diese Rebsorten im Gemischten Satz. Rebsorten wie Aligoté, Chardonnay oder Melon de Bourgogne sind gleichen Ursprungs.
Der Auxerrois soll über Lothringen an die Mosel gekommen sein und über das Elsaß nach Baden.
Die Statistik des Deutschen Weininstituts aus dem Jahr 2010 weist weltweit 2785 ha mit Auxerrois bestockte Rebflächen aus, 84 % davon in Frankreich. In Deutschland sind (2010) 236 ha mit Auxerrois bestockt, 32 % davon in Baden, hauptsächlich im Kraichgau und am Bodensee, 31 % in der Pfalz. An der Hessische Bergstraße gibt es danach 1 ha.
Quellen: Taschenbuch der Rebsorten, Wikipedia, Deutsches Weininstitut

Esca-Holzkrankheit der Weinrebe

Beim Gang durch die Weinberge fällt immer wieder auf, dass in den Rebzeilen Stöcke stehen, die so aussehen, als wären sie vertrocknet. Blätter werden braun und zeigen an den Blattadern grüne Reststreifen, die Beeren bekommen ungesund aussehende bläulich-schwarze Flecken. Die Entwicklung, häufig über einige Jahre hinweg, führt zum Absterben des Stockes. Die Untersuchung des Stammes zeigt schwammiges oder zersetztes trockenes Holz.
Auslöser der Krankheit sind nach derzeitiger Erkenntnis mehrere Pilze, von denen der Mittelmeer-Feuerschwamm wohl der wichtigste ist.
Vor rund 30 Jahren wurden erste Esca-Fälle in Deutschland im Markgräfler Land beschrieben. Damals noch als exotisch betrachtet, hat sich die Krankheit inzwischen in allen deutschen Weinregionen etabliert. Die Verbreitung soll mit Sporen über die Luft erfolgen, wobei die Erreger über Holzverletzungen in die Pflanze eindringen.
Mittel für eine dauerhaft erfolgreiche Bekämpfung sind derzeit nicht vorhanden. Befallene Pflanzen müssen aus dem Weinberg entfernt und möglichst verbrannt werden.
Esca gilt inzwischen als das größte Problem für den europäischen Weinbau.

1000 Jahre alte Kerne von Weinbeeren in Bensheim gefunden

Bekannt war es schon lange, dass an der Bergstraße schon vor vielen Jahrhunderten Wein angeaut wurde. Im Lorscher Codex ist vermerkt, dass Udo aus der einflußreichen Familie der Lampertiner/Widonen im Jahr 765 Besitzungen in Basinsheim, dem heutigen Bensheim, dem Kloster Lorsch vermacht hat. Ein Weinberg gehörte dazu. Ob dieser Udo der Gründer Bensheims ist und wie lange dort schon Weinbau betrieben wurde, bleibt im Dunkeln.
Nun sorgt ein archäologischer Fund für Aufregung. Bei Umbauarbeiten auf dem Marktplatz in Bensheim wurden Fundamente der mittelaltelichen Bebauung gefunden. In einer Abwasser- und Abfallrinne wurde eine Vielzahl organischer Bestandteile sicher gestellt. Die Analyse ergab, dass auch gut 500 Kerne von Weinbeeren dabei waren. Es konnte nachgewiesen werden, dass diese Kerne knapp 1000 Jahre alt sind. Sie werden auf auf die erste Hälfte des 11, Anfang des 12. Jahrhunderts datiert.

Peronospora

Dieser Pilz, auch “Falscher Mehltau” genannt, macht den Winzern in diesem Jahr besonders zu schaffen. Die Monate Mai und Juni waren nass und kalt – genau das richtige Wetter, bei dem sich Peronospora besonders wohl fühlt. Er siedelt sich an der Blattunterseite an. An der Blattoberseite zeigt sich ein Fleck, der fast wie ein Ölfleck aussieht. In feuchten Nächten bildet der Pilz Sporen aus, die die Blattunterseite wie mit Mehl bestäubt erscheinen lassen. Das Blatt wird geschädigt, die Photosynthese wird reduziert und damit auch die Zuckereinlagerung verhindert. Der Krankheitsbefall kann bis zum Vertrocknen von Blättern und Beeren und zum Absteben von Teilen der Pflanze führen.
Peronospora kam im Jahr 1875 aus Amerika nach Europa. Im Zuge der Bekämpfung der Reblaus wurden reblausresistente amerikanische Pflanzen nach Europa gebracht, die Pilzsporen mit sich trugen.
Natürlich gibt es Spritzmitten gegen den Falschen Mehltau. Im allgemeinen wird ein Kupferpräparat gespritzt. Doch der viele Regen hat das Mittel abgewaschen und die im Weinberg verbliebene Feuchtigkeit hat mit der nächtlichen Kühle zur intensiver Vermehrung des Pilzes geführt.
Besonders betroffen sind die Öko-Winzer, die den “richtigen” Zeitpunkt zum Aufbringen des Spritzmittels nicht fanden. Sie dürfen sowieso weniger Kupfer spritzen und dürfen auch ergänzende Präparate wie Kalium-Phosphonat wegen der Bestimmungen der Pflanzenschutz-Verordnung nicht einsetzen. Bei ihnen sind Ernteausfälle von 60 % und mehr zu beklagen. Im übrigen Weinbau spricht man von 10 bis 15 %.
Der Ernterückgang ist nicht zwangsläufig mit Qualitätseinbußen verbunden. Sind die verbliebenen Beeren gesund, kann die Pflanze dort sogar verstärkt Zucker bilden.

Charlotte Freiberger zur 64. Bergsträßer Weinkönigin gekrönt

Bis zum Bensheimer Winzerfest im September 2017 wird Charlotte Freiberger die Krone der Bergsträßer Gebietsweinkönigin tragen. Am 2.Juli 2016 übernahm sie dieses Amt von Anja Antes, die sich jetzt darauf vorbereitet, mit den Weinköniginnen aus den anderen deutschen Weingebieten in den Wettbewerb um den Titel der Deutschen Weinkönigin zu treten. Die Weingilde wünscht ihr dazu die nötige Portion Glück, die sie braucht, um erfolgreich zu sein.

Charlotte Freiberger hat alle Facetten eines Weingutes von klein auf im Betrieb ihrer Eltern in Heppenheim kennengelernt. Sie will das vor 90 Jahren gegründete Weingut weiterführen, wohl möglich zusammen mit ihrer Schwester Monika. Qualifiziert hat sie sich mit ihrem Studium an der Hochschule in Geisenheim, das sie mit dem Master of Science abschloss. Im Studiengang Weinbau, Önologie und Weinwirtschaft kam sie auch an die Geisenheimer Partneruniversität – Universität für Bodenkultur in Wien. Auslandspraktika führten Charlotte Freiberger nach Frankreich an die Dordogne und Anfang dieses Jahres nach Neuseeland ins Anbaugebiet Marlborough.

Als Weinkönigin will Charlotte Freiberger dazu beitragen, daß das Anbaugebiet Hessische Bergstraße über seine Grenzen hinaus bekannter wird. Die Qualität der Weine ist da – da stimmt die Weingilde ihr zu – die Bergsträßer sind immer noch ein Geheimtipp.

100 Jahre Scheurebe

Georg Scheu war an der damaligen Landesanstalt für Rebzüchtung in Rheinhessen tätig. Die “Rebschule” hatte zunächst ihren Sitz in Pfeddersheim bei Worms, bevor sie nach Alzey verlegt wurde. Dort pflanzte er im Jahr 1916 den Sämling mit der Nummer 88, die Rebe, die später nach Georg Scheu benannt wurde. In Österreich ist der Name “S 88” noch bis heute bekannt.
Die genetischen Untersuchungen, die von Frau Dr. Erika Maul am Geilweiler Hof vorgenommen wurden, zeigen, dass als “Vater” der Scheurebe der Riesling beteiligt ist. Die “Mutter” ist eine unbekannte Wilde, eine Bukettrebe (Silvaner x Trollinger) x Riesling.
In einer Zeit, als die Fachwelt glaubte, Qualität nur mit spätreifenden Sorten erzielen zu können, war sich Georg Scheu sicher, dass früher reifende Sorten mit der Unsicherheiten des herbstlichen Wetters besser zurecht kommen. Seine Zuchtziele waren frühe Reife verbunden mit einem späten Vegetationsabschluß, hohe Mostgewichte, stabile Erträge und ein ansprechendes Bukett. Aus seiner Arbeit entstanden u.a. die Sorten Faberrebe, Huxelrebe, Siegerrebe, Kanzler, Würzer, Regner.
Weine der Scheurebe haben je nach Standort und Reife eine herzhafte bis filigrane Säure, sind duftig und körperreich und haben ein ausgeprägtes Bukett, das an den Duft von schwarzen Johannisbeeren erinnert.
In den 1970er Jahren war die Scheurebe beliebt für Neupflanzungen. Mit rund 3000 ha gab es in den 1990er Jahren den Höhepunkt, dann folgte ein massiver Rückgang. Aktuell sind in Deutschland 1423 ha mit Scheurebe bestockt, d.s. 2,1 % der Weißweinsorten. Schwerpunkt ist Rheinhessen mit gut der Hälfte der Flächen.
An der Hessischen Bergstraße haben die Genossenschaften Vinum Autmundis in Groß-Umstadt, die Bergsträßer Winzer eG und das Weingut Simon-Bürkle Weine der Scheurebe im Programm.
Quelle: Hans-Günter Kissinger, DLR Oppenheim

25 Jahre Weingut Simon-Bürkle

Gut ausgebildet an der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau in Weinsberg kam Kurt Simon zurück nach Zwingenberg. Er brachte den Badener Wilfried Bürkle mit, den er beim Studium in Weinsberg kennen gelernt hatte. Am 1. April 1991 gründeten die beiden Freunde ihr Weingut Simon-Bürkle. Kreativität und innovative Ideen brachten schnell Erfolg und das Weingut entwickelte sich zu einem Spitzenbetrieb an der Hessischen Bergstraße. Qualitäts- und Umweltbewusstsein prägen die Arbeit des Weingutes bis in die Gegenwart.
Heute wird das Weingut von Dagmar Simon und von Johannes Bürkle geleitet.
Gefeiert wird das Jubiläum mit dem Hoffest in der Wiesenpromenade 13 in Zwingenberg vom 26. bis 29. Mai 2016.