Nach dem Sinnen- und Gaumengenuß der Region des Chianti Classico geht die Toskana-Reise weiter gen Süden. Nach dem Motto „Adel verpflichtet“, wenden wir uns den legendenumwobenen Weinstädtchen Montepulciano und Montalcino zu, die ergänzt werden von der aufstrebenden Weinregion der Maremma im Südwesten. Dazu kommt ein kleiner Ausflug an die Grenze zur Classico-Region mit der weißen Spezialität des Vernaccia.
Er beeindruckt schon, der blaublütige Sohn von Montepulciano: er spiegelt all das wieder, was Montepulciano und seine Umgebung ausmacht. Dieser Vino nobile spiegelt mit seinem vielschichtigen Duft, seinen fein ausbalancierten Beerenaromen und seiner frischen Struktur die faszinierenden Bauten der aufstrebenden Gotik und der bodenständigen Renaissance wieder. Könige und Päpste ließen sich diesen Wein gerne einschenken und so wurde er mit dem Attribut “nobile” (adlig) versehen. Der Vino nobile di Montepulciano stammt ausschließlich aus Montepulcinao (nicht zu verwechseln mit dem diese Qualität nie erreichenden Montepulciano d´Abruzzo). Die Basis für den Nobile ist die Rebsorte Sangiovese Grosso, die hier auch Prugnolo genannt wird.
Ein Stück weiter im Westen liegt Montalcino mit dem wohl berühmtesten Rotwein Italiens, dem Brunello. Bei diesem Namen schnalzen die Kenner mit der Zunge. Ein Brunello di Montalcino ist der kräftigste und auch einer der langlebigsten Sangiovese-Weine der Toskana. Beschreibungen zu dem Aristokraten unter den Weinen Italiens gibt es etwa so viele wie Reben auf den Hängen der Weinberge. Dennoch ein Versuch: Der Brunello di Montalcino besitzt einen reichen und bezaubernden Duft, der an Veilchen erinnert. Seine Konstitution ist kraftvoll und körperreich, sein Geschmack trocken und warm. In jungen Jahren hat der Brunello wegen seines hohen Tanningehaltes eine zarte Bitternote. Mit zunehmendem Alter wird er dank des langen Ausbaus im Holzfass (Eiche oder Kastanie) immer geschmeidiger und runder. Der Brunello di Montalcino ist in seiner geschmacklichen Qualität einzigartig, sein Charakter ist vornehm und kraftvoll. Seine Fülle, Üppigkeit und Größe sorgen für eine sehr lange Lebensdauer.
Unter dem Strich beeindruckt der große Brunello durch Rasse, samtige Nuancen und außergewöhnliche Eleganz – gepaart mit ansprechender Farbe, einem ausdrucksvollen Duft und einem großen Reichtum an Geschmacksstoffen.
Brunello di Montalcino
Die im Südwesten der Toskana gelegene Maremma war lange das Stiefkind der noblen Region. Sie ist ein weitläufiges Gebiet, dünn besiedelt, Natur pur. Inzwischen hat sich das zum Vorteil gewendet, denn die Landschaft der Provinz Grosseto bietet viel für toskanische Verhältnisse zu noch bescheidenem Preis. Das haben zahlreiche Winzer erkannt, und so wurde, fast über Nacht, die Maremma zum neuen toskanischen Weinwunderland und der Morellino zum jüngsten Star der Toskana. Ende der Neunziger Jahre vollzog sich dort ein regelrechter Hype mit vielen Neupflanzungen und Weinguts-Neugründungen.
Dies betraf auch das historische Anbaugebiet des Morellino aus Scansano im geografischen Dreieck mit den Weinorten Manciano und Magliano. In fast 20 Jahren konnten die Winzer mit dem teils heißen Klima in der südlichen Maremma ihre Erfahrungen sammeln, die Weine sind in der Stilistik reifer, ja erwachsener geworden, so dass der Morellino ein eigenständiger Ausdruck eines reifen Sangiovese-Rotweines ist. Durch diese vollen Fruchtaromen fehlt ihm etwas die vornehme und zurückhaltende Eleganz seiner Vettern im kühleren Klima.
Der Vernaccia, ein weißer Toskaner mit Biß, ist einer der wenigen bemerkenswerten Weißen in der Rotweinregion Toskana. Vernaccia di San Gimignano ist eine autochthone Rebsorte und geht zurück auf das lateinische Wort „vernaculus“, was einheimisch bedeutet. Also gibt es auch Rebsorten mit ähnlichem Namen wie Vernatsch aus Südtirol, Vernaccia di Orestano auf Sardinien oder den Marken; sie haben lediglich den gleichen Wortstamm, sind aber keine Verwandten. Ein gut gemachter Vernaccia strahlt geradezu im Glas mit seiner grünlich schillernden strohgelben Farbe. Er besitzt den zarten Geruch einer frisch gemähten Wiese, auch mal feiner Apfelduft, ansonsten herrlich mineralisch und leicht salzig mit einer leichten Bitternote.
Vernaccia di San Gimignano
Alle Weine machen Lust auf mehr. Die Toskana, das Synonym für Sinnesfreuden, zeigt in ihren Weinregionen ihre große Eleganz und spiegelt hier die Faszination ihrer Traumlandschaft wieder. – Auf diese „Reise“ in die südliche Toskana begibt sich die Weingilde am 06. Juli 2018. Informationen dazu unter „Programm 2018“.
Quellen: Stefan Maus: Weinwelten, Wikipedia