Bordeaux, aber erschwinglich

Der Weingilde ist ein eindrucksvoller Einstieg in das schwierige Thema Weine aus dem Bordelais gelungen. In einer 4-teiligen Sequenz ist zuerst über die Entwicklung dieser Weinregion mit ihrer Geschichte, ihrer Lage im Departement Gironde, ihrem Klima (gemäßigtes Meeresklima mit Einfluß des Golfstroms aus dem Westen und dem Kontinentalklima aus dem Osten), ihren Böden (Kalksteinsockel mit Kiessandkuppen und eiszeitllichen Meeresablagerungen) und ihrer schieren Größe berichtet worden. 110.000 ha (Deutschland 103.000 ha.), das größte Weinanbaugebiet der Erde mit einer Produktion von fast 6 Mio Hektolitern oder anders ausgedrückt 600.000.000 Millionen Litern Wein

Als zweites ist über das Thema Appellationen bzw. Klassifikationen des Bordeaux-Gebietes gesprochen worden. Das ist eine Wissenschaft für sich. Die Qualitätspyramide ist vergleichbar mit der deutschen VDP-Pyramide mit der untersten Stufe “Vin de France” (früher Tafelwein), dann “IGP” (Indication Geographique Protégeè, früher Vin de Pays, Landwein), weiter “AOP Regional” (Appellation d`Origine Protégèe), hier kommen die Weine nur aus einer Region mit einem Höchstertrag von 51 hl/ha; dann “AOP Kommunal” mit einem Höchstertrag von 45 hl/ha, hier kommen die Weine nur aus einem Ort; und in der Spitze “AOP Cru” mit einem Höchstertrag von 35 hl/ha, hier kommt der Wein nur aus einem Weingut, einer Lage oder einer Parzelle. Hier zum Vergleich der Durchschnittsertrag in Deutschland: 80 hl/ha, der höchste Ertrag in Europa.

Ein drittes hochaktuelles und auch brisantes Thema (der BA berichtete 2 Tage vorher darüber) zeigte den Weinanbau im Bordelais in der Krise: strukturelle Überproduktion und sinkende Nachfrage, starker Einbruch der Exporte nach China, Rußland etc., Konsum-Rückgang in Frankreich von 130 auf 40 Liter ernst zu nehmende Konkurrenz aus Spanien, Portugal etc.,.
ca. 30% der Weinbaubetreibe schreiben rote Zahlen und die Verbraucher wollen sich einen guten, aber überteuerten Wein nicht mehr leisten.

Und als letztes war es natürlich für die Weingilde wichtig, diese Weine auch im Glas zu finden und sich über Geschmack und Stil auszutauschen. Und jedem ist dabei klar geworden, das Fundament der französischen Weinphilosophie beruht auf der Vorstellung, dass das Wesen eines Weines untrennbar mit der Region verbunden ist, aus der er stammt. Bis auf wenige Ausnahmen sind die Weine Cuvèes aus Merlot, Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Petit Verdot, Malbec oder Carmenière. Auf der linken Gironde-Seite dominiert meistens der Cabernet Sauvignon und auf der rechten der Merlot. Die Teilnehmer waren sich einig, dass die Weine sehr wohl differieren, aber eigentlich immer ziemlich ausdrucksstark, gehaltvoll und stoffreich daher kommen.

Bordeaux, aber erschwinglich

Immer wieder sprechen Kenner von den großen, teuren Bordeaux-Château wie den Mouton und Lafite Rothschilds, den Latours, Margaux, Haut-Brions und Cheval Blancs. Bereits in der Mitte des Jahrzehnts kletterten die Preise renommierter Crus hemmungslos nach oben, durchbrachen mit dem Jahrgang 2000 eine erste Schallmauer des Irrsinns und in der Folge praktisch alle fünf Jahre eine weitere. Heute wären für eine Flasche 2000er Château Latour 1550 Euro zu bezahlen, für den Lafite Rothschild sogar 2220 Euro. ​

Das Image der Region wird von den superteuren Weinen geprägt, doch sie produziert auch großartige, die kein Vermögen kosten. Der Kolumnist und Weinexperte Stephan Reinhardt stellte sechzehn seiner Favoriten zwischen 16 und 42 Euro im Oktober 2022 in der FAZ vor und einige davon will die Weingilde am 17.2. im Wappensaal des Dalberger Hofes verkosten (Beginn 19.30 Uhr).

Das Gebiet um Bordeaux, auch Bordelais genannt, ist das größte zusammenhängende Weinbaugebiet der Erde. Man will versuchen, sich dem Gebiet mit seinen mehr als 60 Appellationen und Klassifikationen und über 3.000 Chateaus, die 6 Millionen Hektoliter Wein auf 111.000 Hektar produzieren, vorsichtig zu nähern. Deshalb wird man nicht nur auf die Weine eingehen, sondern auch auf Boden, Klima, Geschichte, Entwicklung und natürlich diese “Appellationen”. Daraus könnte sich auch eine Serie, dem Bordelais gewidmet, entwickeln.

Hier kommen rechts und links der Garonne beziehungsweise ihrer Gironde genannten Mündung mehr als 60 Appellationen zusammen, von denen die übergreifende Bordeaux AOP die größte, aber auch einfachste ist, während die kommunalen Appellationen wie etwa Margaux, Pauillac oder Saint-Émilion die Spitze darstellen. Dazwischen liegen die Bezirksherkünfte wie beispielsweise das Médoc nördlich der Stadt Bordeaux. ​

Quellen: FAZ, Grafik: Lobenbergs gute Weine

Wein und Poesie

Die Weingilde versucht sich mit ihrem Mitglied Jürgen Kotrade, der auch Mitglied des Theater-Ensembles vom Pipapo ist, an einem neuen Format: Eine Weinverkostung mit literarischen Reimen zu verbinden oder umgekehrt Gedichte zu Grauburgunder und Riesling passend vorzutragen. Beides ist Jürgen Kotrade im Pipapo-Kellertheater am 20.1. vortrefflich gelungen. Der Heimatdichter Karl Schäfer, Lessing, Schiller, viele andere und vor allen Dingen Viktor von Scheffel mit seinen Rodensteinern kamen zu Wort:

Jürgen präsentiert die Weine und die dazu passenden Gedichte

Grauburgunder und Rieslinge der Jahrgänge 2021 bis 2016 vom rheinhessischen Weingut Brühler Hof kamen in die Gläser, wurden kontrovers diskutiert, aber mit den Gedichten, vorgetragen von Jürgen, genossen. Und natürlich mußte der Rodensteiner aus dem Odenwald für uns Bergsträßer in vielen Zeilen herhalten auf der Suche nach einem guten Schoppen.

Wer reit’t mit zwanzig Knappen ein zu Heidelberg im Hirschen? Das ist der Herr von Rodenstein, auf Rheinwein will er pirschen.

und so endet die Geschichte mit dem Verlust all seiner Dörfer

Wer wankt zu Fuße ganz allein gen Heidelberg zum Hirschen? Das ist der Herr von Rodenstein, vorbei ist’s mit dem Pirschen.

Wein und Poesie

Wein sei Poesie in Flaschen, heißt es. Umso schöner ist es, daß sich Jürgen Kotrade, Mitglied der Weingilde, aber auch Mitglied des Ensembles des PIPAPO Kellertheaters am Wambolter Hof in Bensheim, bereit erklärt hat, aus seinem umfangreichen Lyrik-Programm Gedichte in Verbindung zu ausgesuchten Weinen vorzutragen.

Am 20. Januar 2023 startet die Weingilde Bergstraße ihr diesjähriges Programm im PIPAPO Kellertheater um 19.30 Uhr  mit eben Jürgen Kotrade und Gedichten, bei denen die Zuhörer erfahren können, wie die Zisterienser im Kloster Eberbach den Riesling entwickelt haben oder die Rodensteiner dem Grauburgunder zugewandt waren und viele weitere Gedichte, die dem Thema Wein gewidmet sind.

Wer Wein trinkt, schläft gut,
Wer gut schläft, sündigt nicht,
Wer nicht sündigt, wird selig.
Wer also Wein trinkt, wird selig.

so hat es schon Shakespeare formuliert

Trink ihn aus, den Trank der Labe,
Und vergiss den großen Schmerz!
Wundervoll ist Bacchus’ Gabe,
Balsam für’s zerrissne Herz!

so schreibt Schiller

An diesem Abend kommen Rieslinge und Grauburgunder vom Weingut Brühler Hof in Volxheim der Jahrgänge 2016 bis 2021 Kabinett trocken in die Gläser. Volxheim liegt zwischen Bad Kreuznach und Alzey und das Weingut besitzt Rebflächen an der Nahe und in Rheinhessen und ist seit 30 Jahren Ecovin angeschlossen, also Bio-Winzer.

Und mit jedem Glas wird man in Gedichtform der Lösung der Frage näher kommen, wer der erste Winzer war oder wie der Wein überhaupt zu den Menschen gekommen ist. Schmunzelnd und hörend genießen und dabei feststellen, daß man mit einem schönen Gedicht und einem guten Glas Wein ein wenig die Krisen dieser Welt für einen Moment vergessen kann.

Diese Einladung richtet sich nur an Mitglieder. Der Erlös dieser lyrischen Verkostung wird an die Tafel Bensheim gespendet. Am 17.2. geht es dann im Programm der Weingilde weiter mit den großen grand Crus aus dem Bordeaux, die sich nicht nur gut trinken lassen, sondern auch leicht bezahlen lassen.

Weintuning

Viel Zuspruch fand das Thema “Weintuning” von unseren Hobbywinzern Frank Heyder und Christian Bort. Mit viel Material, Erfahrung und Wissen aus eigenem Anbau stellten sie kellertechnische Maßnahmen zur Verbesserung der sensorischen Wahrnehmung bei “verunglückten” Weinen vor.

Wein-Tuning

Unsere Mitglieder Frank Heyder und Christian Bort zeigen am 11.11. im Wappensaal des Dalberger Hofs in Bensheim, wie man Wein mit einigen effizienten, zugelassenen Mitteln besser und schmackhafter machen kann. Sie werden in dieser besonderen Weinprobe gebräuchliche kellertechnische Maßnahmen vorstellen und in Vergleichsproben die Auswirkungen auf die sensorische Wahrnehmung darstellen. Die beiden Hobbywinzer bringen auch eigene Erzeugnisse mit und bieten damit tiefe Einblicke in das „Weinmachen“. Eine außergewöhnliche Probe, die wir in dieser Art noch nicht hatten!

Nur ein paar Beispiele aus einem Katalog eines angesehenen “Weinhelfers” aus Geisenheim:

CarboTec GE: Granulat zur aromaschonenden Adsorption und Entfernung von Störstoffen im Most.

ErbiGel; Speisegelatine zur Polyphenolminderung und Klärschönung.

Erbslöh Mostgelatine: flüssiges Kombinationsprodukt zur frühzeitigen Entfernung störender Gerbstoffe in Maische und Most.

Kal-Casin: Kaliummilchcaseinat zur Verminderung des Gerbstoffgehaltes in Weinen.

LittoFresh® Most: Präventive Behandlung zur Verhinderung von Oxidation und Bitterkeit im Wein. Auf Basis von Pflanzenprotein.

Ercofid Pure-Liquid :Flüssiges Kombinationspräparat auf Kupfercitrat-Basis zur Entfernung hartnäckiger Böckser.

Erbslöh Clarvinyl: Behandlung von Bitterstoffen und Geschmacksfehlern.

Manno Release®: Steigerung von Mundgefühl und Volumen.

 e.Staves : Staves aus französischer Eiche mit verschiedenen Toaststufen.

Tannivin® Elevage: Tannin zur Verfeinerung von Wein.

 Oenoferm®: Universalhefe für reintönige und sortentypische Weine.

Oenoferm® Bouquet: Weißweinhefe für die Entfaltung belebend‐frischer Fruchtaromen.

Nur eine kleine Auswahl. Wir werden gespannt sein, welche Weine, mit welchen bearbeiteten Mitteln zur Verbesserung unserer Sensorik wir in die Gläser bekommen. Es wird mit Sicherheit ein einmaliges Erlebnis werden.

Spätburgunder vom Kaiserstuhl

Es war wieder eine gelungene Veranstaltung nach der Sommerpause. Angelika Czypull und Udo Schmidt-Czypull haben vor Ort Weine ausgesucht, die in ihrer Vielfalt die Weinstilistik und die Weinqualität des südlichsten Weinanbaugebietes in Deutschland widerspiegeln. Vom kleinen Weingut über das große, von der Winzergenossenschaft zum VDP-Winzer, halbtrocken, trocken, Biowein, im Barrique ausgebaut, Extra Spätlese, erste Lage, große Lage, Vulkangestein, Kalk, Ton, Löss und Mergel, Muschelkalk und Keuper, alles war dabei und wird stark geprägt von diesem einzigartigen Boden, der Qualität der Winzer und den sehr günstigen klimatischen Bedingungen. Es gilt der Slogan “Badischer Wein, von der Sonne verwöhnt”.

Angelika Czypull und Udo Schmidt-Czypull bei ihrer Präsentation

Spätburgunder vom Kaiserstuhl

Am 14.10. ist es mal wieder so weit: die Weingilde Bergstraße trifft sich um 19 Uhr 30 im Wappensaal des Dalberger Hofes in Bensheim, um die Vielfalt der Spätburgunder vom Kaiserstuhl kennen zu lernen. Die Region ist die wärmste Weinbauregion Deutschlands und gleichermaßen Tourismus-Hochburg wie auch Heimat einiger der besten Weiß-, Grau- und Spätburgunder. Das Weinbaugebiet des Kaiserstuhls erstreckt sich über eine Gesamtfläche von ca. 4200 ha. Direkt am Rhein, eingeschlossen von den Weinregionen Breisgau und Tuniberg nordwestlich von Freiburg, ist es eine der kleineren Weinregionen in Baden. Unsere Mitglieder Angelika und Udo Schmidt-Czypull, Liebhaber der Spätburgunder, haben vor Ort verkostet und ausgesucht und sie werden im Wappensaal vom einfachen Wein bis zum Spitzenwein, vom kleinen Weingut über den VDP-Winzer bis zur großen Genossenschaft uns die Weinstilistik und Weinqualität des Kaiserstuhls näher bringen.

Es sind eben diese vom Vulkangestein geprägten Rebflächen, die den Weinbau im Kaiserstuhl in besonderem Maße auszeichnen: Vor allem dort, wo die Reben direkt in das Vulkangestein wurzeln, wird tagsüber Wärme in den dunklen Steinen gespeichert und in den kühlen Nächten an die Reben abgegeben. So können die Trauben besser und gleichmäßiger ausreifen. In vielen vulkanischen Lagen lassen sich zudem weiße Kalkeinschlüsse und Löss finden. Eine Kombination, die insbesondere Burgunder-Rebsorten hervorragende Voraussetzungen bietet. Der Slogan „Badischer Wein, von der Sonne verwöhnt“, wurde ein Markenzeichen dieser Region.

Die Burgunder-Oase Baden zeigt mit 35 % Anteil mit dem Spätburgunder ihr schönstes Gesicht. Die Weine vom Kaiserstuhl haben in den letzten Jahren einen rasanten Aufstieg in Sachen Qualität erlebt. Doch immer noch hinkt der Ruf hinterher. Da wollen wir mit unserer Verkostung am 14.10. den Anstieg der Qualität bestätigen. Spätburgunder ist in Baden die meistangebaute Rebe, da sie in der Region hervorragende Ergebnisse bringt. Der badische Spätburgunder hat viel Kraft und Finesse zugleich und die Weine vom Kaiserstuhl brauchen sich vor den großen Vorbildern aus dem Burgund nicht mehr verstecken. Satte Aromen von Waldfrüchten und Erdbeere, die auf der Zunge tänzeln und nicht überfordern, mit einer leichten Würze nach Nelke und Zimt, machen den unverkennbaren Charakter aus. Die besondere Mineralität des vulkanischen Gesteins sorgt für das gewisse Etwas. Mit einem leichten Barrique-Ausbau bekommt der Wein den nötigen Feinschliff und sorgt für ein seidiges Mundgefühl.

Quellen: Weinfreunde, eigene Recherche

Weine von der Nahe,

präsentiert von Boris Auer im Hof des Weingutes Mohr. Endlich wieder Präsenz, endlich wieder rege Diskussionen und flotter, kenntnisreicher Gedankenaustausch. Vielschichtig wie der Boden der Weinregion Nahe waren die Beiträge zu Weiß- und Grauburgunder und zum Riesling, aber immer zustimmend; ebenso zum Spätburgunder, auch der Sauvignon blanc am Ende von Roland Turowski spendiert und besprochen fand seine Freunde. Kontrovers war die Diskussion über den Zusammenhang zwischen Terroir und Reben und die Bezeichnung auf den Etiketten: “vom Vulkan”, “vom Schiefer”, vom roten Sandstein” etc. Nur Marketingmasche oder auch ein Hinweis zum Geschmack? Als Ergebnis konnten die vielen Mitglieder und zahlreichen Gäste mit nach Hause nehmen, daß die Weine von der Nahe sich nicht in eine Schublade stecken lassen und eigentlich für jeden Genußtypen etwas zu bieten haben.

Weine von der Nahe

ist das Thema der ersten Präsenzveranstaltung der Weingilde Bergstraße im Jahr 2022 am Freitag 13.5. um 19.30 Uhr im Restaurant des Weinguts Mohr in Bensheim in der Grieselstraße. Mitglied Boris Auer hat sich in dem Weinanbaugebiet umgesehen und wird eine spannende Verkostung mit vielen Hintergrundinformationen präsentieren.

Obwohl diese Region zwischen Mosel und Rhein bereits von den Römern als Weinregion geprägt und dann 1935 in einer staatlichen Verfügung als eigene Weinbauregion bezeichnet worden ist, wurden die heutigen Grenzen des Anbaugebiets Nahe erst mit dem Weingesetz 1971 festgelegt. Damit wurde es für die hiesigen Winzer zur Pflicht, »Nahe« auf dem Etikett auszuweisen. Vorher war es noch weit verbreitet, die Weine aus dem Nahetal als »Rheinweine« zu verkaufen. Die Weinberge erstrecken sich auf das gesamte Nahetal sowie auf deren Nebenflüsse Guldenbach, Gräfenbach, Glan und Alsenz. Die Landschaft der mittleren Nahe ist von tiefen Tälern und hohen, steilen Felswänden geprägt. Der Soonwald und der Hunsrück mit seinen bis zu 600 m hohen Bergen bilden einen hervorragenden Schutz gegen Nordwinde. In den geschützten Südlagen herrscht in den Sommermonaten beinahe ein mediterranes Klima. Hier fühlen sich besonders die klassischen weißen Rebsorten wohl. Die feinrassigen Rieslinge von den Schieferböden in Steillagen zählen zu den besten Deutschlands, und auch ausdrucksvolle Müller-Thurgau sowie milde und vollmundige Silvaner werden hier erzeugt. Weitere häufig angebaute Rebsorten sind grauer und weißer Burgunder, Kerner, Scheurebe und Bacchus. Rotwein spielt eine eher untergeordnete Rolle.

Das Weinland Nahe hat 4239 ha Rebfläche, davon 75 % weiße und 25 % rote Trauben. 180 verschiedenen Bodenformationen und damit deutschlandweit die größte Bodenvielfalt bringen ganz unterschiedliche Geschmackserlebnisse in die Flasche. Der Weingenuss, den Nahe-Winzer liefern, lässt sich in einem Satz nicht beschreiben. Zu groß sind die aromatischen Unterschiede. So bietet ein Wein, dessen Trauben auf Konglomerat-Boden (Quarz, Schiefer, Lös, Lehm, Porphyr) gedeihen durften, herrliche Noten von gelber Steinfrucht und exotischem Obst, während roter Sandstein vor allem dem Riesling deutliche Apfelnuancen und Birnennoten schenkt. Tonschiefer wiederum fördert Kräuteranklänge und Zitrusfrucht. Die Weingärten befinden sich größtenteils in Flach- und Hügellagen und nur ein geringer Teil in Steillagen wie z.B. um Bad Münster. Die Nahe also hat für jeden Genusstypen etwas zu bieten. Das herauszustellen wird eine nicht ganz leichte Aufgabe des Referenten sein, denn die Weinbauregion Nahe läßt sich nicht leicht in eine Form pressen oder einfach in eine Schublade packen oder wie auch gesagt wird: Wein für echte Typen, charakterstark und unverkennbar.

Diese Weine besitzen viele Besonderheiten, wie uns Boris Auer mitteilt, eine jedoch sticht besonders hervor: Nahe-Weine erschließen sich dem Verkoster zumeist im Ausschlußverfahren. “Schmeckt ein Riesling weniger würzig, voll und erdig (wie die Pfälzer und Rheinhessen), sondern eher straff und zitronig, aber nicht so schieferig wie ein Mosel… dann liegt man mit der Nahe ziemlich gut.” (Zitat ChezMatze online, ein Wein-Blogger aus Bamberg). Woher das kommt? Mosel und Rheingau verfügen vornehmlich über Schieferböden, die Pfalz über Kalk-, Lös- oder Sandböden etc, aber die Nahe hat (siehe oben) einfach alles. Oder wie der bekannte Weinkritiker Stuart Pigott schreibt: „Die Nahe ist bis heute mein liebstes deutsches Weinbaugebiet“ , sagt der Brite mit inzwischen deutschem Pass, „sie bietet so viele Köstlichkeiten wie eine Juwelierauslage Juwelen bietet.“ Und er sagt weiter: “Die Nahe mag eine der weniger bekannten Weinregionen Deutschlands sein (nur Hessische Bergstraße, Saale/Unstrut sowie die Elbe untertreffen sie an Bekanntheit), sie ist gleichwohl die vielleicht spannendste. Das Ausmaß, in dem die Böden und ihr Charakter dort von jetzt auf gleich wechseln, von einer Kleinstlage zur nächsten, oft im Verlauf von nur hundert Metern, ist ziemlich einzigartig. Genau das ist aber das Wesentliche bei Wein, dass er maßgeblich nach dem Boden schmeckt, auf dem und in dem er wächst. Irre Böden, irrer Wein.” Wir dürfen gespannt sein.

Quellen: vino-culinarion, Silkes Weinkeller, Wikepedia, Che Matze, Stuart Pigott