Die Weingilde und der Landesehrenbrief

Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Pflege des Kulturguts Wein und der Verleihung des Landesehrenbriefes? Warum? Weil nämlich in der Weingilde schon sechs Personen mit dem Landesehrenbrief ausgezeichnet worden sind.

Nein, gibt es nicht! Außer, daß sich viele Mitglieder der Weingilde auch in anderen Bereichen stark engagieren.

Der Ehrenbrief des Landes Hessen ist eine Auszeichnung des Hessischen Ministerpräsidenten für besonderes ehrenamtliches Engagement im Bereich der demokratischen, sozialen oder kulturellen Gestaltung der Gesellschaft. Über die Verleihung eines Ehrenbriefs entscheiden die Landräte beziehungsweise die Bürgermeister, in deren Zuständigkeitsbereich die zu Ehrenden wohnen. Die Auszeichnung mit dem Ehrenbrief des Landes Hessen setzt eine mindestens 12-jährige aktive ehrenamtliche Tätigkeit in der kommunalen Selbstverwaltung oder in kommunalen Einrichtungen, in Vereinen mit kulturellen und sozialen Zielen oder in vergleichbarer Weise voraus.

Und diese Mitglieder der Weingilde sind Träger des Landesehrenbriefes Hessen:

Norbert Bauer 3/2007 – Reinhard Bauß 11/2009 – Elke Ditter 1/2019 – Walter Fitz 5/2022 – Roland Turowski 6/2022 – Anette Klüber-Meyer 6/2022 –

Wir freuen uns, daß wir diese Weinfreunde und innen in unseren Reihen haben und gratulieren allen und gerade den Letztgenannten, weil sie erst in diesen Wochen mit der verdienten Auszeichnung eine Bestätigung und Würdigung ihres langjährigen Engagements bekommen haben.

Was wir vielleicht noch nicht gewußt haben – Folge 10

  • Bei der letzten Weinverkostung der Weingilde mit Weinen aus der Region Nahe waren fast alle Weine spontan vergoren. Da tauchen mal wieder viele Fragen auf.
  • Was ist Spontanvergärung? Warum eigentlich? Schmeckt man das? Welchen Einfluß hat das auf den Wein?
  • Unter Spontangärung versteht man die Gärung, die im natürlichen Prozeß von selbst eintritt, durch die Hefen und Mikroorganismen, die der Most aus dem Weinberg mitbringt. Früher (bis in die 70er Jahre) kannte man nur diese Art von Gärung. Heute werden die Moste vielfach stark vorgeklärt und Reinzuchthefen zugesetzt, die in vielen Varianten am Markt angeboten werden.
  • Die Gärung verläuft dann in aller Regel zwar problemfrei, und der Winzer kann sein Risiko minimieren, allerdings entstehen damit auch uniformere Weine. Viele Weinliebhaber schwärmen daher wieder von der Spontangärung und Terroir-geprägten Weinen. Macht sie eine Spontangärung wirklich kräftiger und vielschichtiger, oder ist das mehr Glaubensache, wenn nicht gar Scharlatanerie? Schon länger arbeiten engagierte Winzer die Terroir-Prägung ihrer Weine heraus. Gemeint sind die Geschmackseinflüsse des Boden, des tieferen Untergrunds, der Feuchtigkeit, der Hangneigung, dem Kleinklima usw. So entstand der Versuch, auch den natürlichen Hefen, welche die Trauben aus dem Weinberg mitbringen, wieder mehr prägenden Einfluss zu geben.
  • Alle diese Mikroorganismen kommen reichlich in der Natur vor und gelangen auf den Trauben und mit dem Most in den Keller. Auch dort leben dem Auge verborgene Hefen in großer Zahl und prägen den Weinstil eines Betriebes mit. Ein sich selbst überlassener Most fängt daher spontan an zu gären. So war es über Jahrhunderte. Heute sind etwa 700 Hefearten mit 5000 Stämmen bekannt. Die wichtigste und erwünschte Hefe, welche schöne fruchtige Weine bringt, ist die Saccharomyces cerevisiae, von der es wiederum viele Spielarten gibt, eben die Weinhefe, aber auch Bier- und Backhefen.
  • Reinzuchthefen werden seit über dreißig Jahren in großer Variationsbreite mit verschiedenen Geschmacksprofilen angeboten. Dieses Vorgehen bringt hohe Sicherheit bei der Gärführung und saubere, fruchtige und bekömmliche Weine, die rasch trinkfertig sind. Daher ist die Vergärung mit Reinzuchthefen heute weithin üblich. Leider war aber auch festzustellen, dass diese Weine weniger Individuelles zeigen und vergleichsweise rascher altern. So entstand erneut eine lebhafte Diskussion um die Spontangärung und die schönen Geschmacksprofile, die durch sie im Laufe einer längeren Reifung entstehen.
  • Was nützt es aber dem Winzer, wenn der spontan vergorene Wein zwar anders, dafür aber Kunden nicht besser schmeckt? Hier muß der Winzer entscheiden, welchen Weg er gehen will.
  • Und unerfahren geht er ein Risiko ein, wenn das Erntegut nicht ganz gesund ist oder die hygienischen Bedingungen im Betrieb nicht penibel eingehalten werden. Als die Spontanvergärung in Mode kam und die Winzer noch nicht so geübt waren, fand man in spontan vergorenem Wein häufig den sogenannten Böckser. Dabei verursachen schwefelhaltige Verbindungen Fehlgerüche nach faulen Eiern, Gummi oder Zwiebeln im Wein. Auch Lösungsmittelgeruch, Essiggeschmack oder medizinische Noten können spontan vergorenen Wein ungenießbar machen.
  • Die Weingilde kennt aus ihren vielen Verkostungsreihen diese Problematik und da sind schon viele heftige Diskussionen entstanden. Heute bekommen die Winzer aber Empfehlungen an die Hand, wie eine Spontanvergärung besser glücken kann, um das Risiko schlechter Weine zu minimieren.. Dazu gehört z.B. auch eine ständige Überwachung des Gärprozesses – wirklich spontan passiert dann im Keller aber nichts. Der Wein muß eine Geschichte erzählen mit dem Winzer, der Region, seinem Wachstum, seinem Boden und wenn alles stimmig ist, dann gehen Wein und Kunde eine Verbindung ein – egal, welche Hefe.

Quellen: bonvinitas, Süddeutsche Zeitung, Weinhalle, eigene Recherche

Weine von der Nahe,

präsentiert von Boris Auer im Hof des Weingutes Mohr. Endlich wieder Präsenz, endlich wieder rege Diskussionen und flotter, kenntnisreicher Gedankenaustausch. Vielschichtig wie der Boden der Weinregion Nahe waren die Beiträge zu Weiß- und Grauburgunder und zum Riesling, aber immer zustimmend; ebenso zum Spätburgunder, auch der Sauvignon blanc am Ende von Roland Turowski spendiert und besprochen fand seine Freunde. Kontrovers war die Diskussion über den Zusammenhang zwischen Terroir und Reben und die Bezeichnung auf den Etiketten: “vom Vulkan”, “vom Schiefer”, vom roten Sandstein” etc. Nur Marketingmasche oder auch ein Hinweis zum Geschmack? Als Ergebnis konnten die vielen Mitglieder und zahlreichen Gäste mit nach Hause nehmen, daß die Weine von der Nahe sich nicht in eine Schublade stecken lassen und eigentlich für jeden Genußtypen etwas zu bieten haben.

Weine von der Nahe

ist das Thema der ersten Präsenzveranstaltung der Weingilde Bergstraße im Jahr 2022 am Freitag 13.5. um 19.30 Uhr im Restaurant des Weinguts Mohr in Bensheim in der Grieselstraße. Mitglied Boris Auer hat sich in dem Weinanbaugebiet umgesehen und wird eine spannende Verkostung mit vielen Hintergrundinformationen präsentieren.

Obwohl diese Region zwischen Mosel und Rhein bereits von den Römern als Weinregion geprägt und dann 1935 in einer staatlichen Verfügung als eigene Weinbauregion bezeichnet worden ist, wurden die heutigen Grenzen des Anbaugebiets Nahe erst mit dem Weingesetz 1971 festgelegt. Damit wurde es für die hiesigen Winzer zur Pflicht, »Nahe« auf dem Etikett auszuweisen. Vorher war es noch weit verbreitet, die Weine aus dem Nahetal als »Rheinweine« zu verkaufen. Die Weinberge erstrecken sich auf das gesamte Nahetal sowie auf deren Nebenflüsse Guldenbach, Gräfenbach, Glan und Alsenz. Die Landschaft der mittleren Nahe ist von tiefen Tälern und hohen, steilen Felswänden geprägt. Der Soonwald und der Hunsrück mit seinen bis zu 600 m hohen Bergen bilden einen hervorragenden Schutz gegen Nordwinde. In den geschützten Südlagen herrscht in den Sommermonaten beinahe ein mediterranes Klima. Hier fühlen sich besonders die klassischen weißen Rebsorten wohl. Die feinrassigen Rieslinge von den Schieferböden in Steillagen zählen zu den besten Deutschlands, und auch ausdrucksvolle Müller-Thurgau sowie milde und vollmundige Silvaner werden hier erzeugt. Weitere häufig angebaute Rebsorten sind grauer und weißer Burgunder, Kerner, Scheurebe und Bacchus. Rotwein spielt eine eher untergeordnete Rolle.

Das Weinland Nahe hat 4239 ha Rebfläche, davon 75 % weiße und 25 % rote Trauben. 180 verschiedenen Bodenformationen und damit deutschlandweit die größte Bodenvielfalt bringen ganz unterschiedliche Geschmackserlebnisse in die Flasche. Der Weingenuss, den Nahe-Winzer liefern, lässt sich in einem Satz nicht beschreiben. Zu groß sind die aromatischen Unterschiede. So bietet ein Wein, dessen Trauben auf Konglomerat-Boden (Quarz, Schiefer, Lös, Lehm, Porphyr) gedeihen durften, herrliche Noten von gelber Steinfrucht und exotischem Obst, während roter Sandstein vor allem dem Riesling deutliche Apfelnuancen und Birnennoten schenkt. Tonschiefer wiederum fördert Kräuteranklänge und Zitrusfrucht. Die Weingärten befinden sich größtenteils in Flach- und Hügellagen und nur ein geringer Teil in Steillagen wie z.B. um Bad Münster. Die Nahe also hat für jeden Genusstypen etwas zu bieten. Das herauszustellen wird eine nicht ganz leichte Aufgabe des Referenten sein, denn die Weinbauregion Nahe läßt sich nicht leicht in eine Form pressen oder einfach in eine Schublade packen oder wie auch gesagt wird: Wein für echte Typen, charakterstark und unverkennbar.

Diese Weine besitzen viele Besonderheiten, wie uns Boris Auer mitteilt, eine jedoch sticht besonders hervor: Nahe-Weine erschließen sich dem Verkoster zumeist im Ausschlußverfahren. “Schmeckt ein Riesling weniger würzig, voll und erdig (wie die Pfälzer und Rheinhessen), sondern eher straff und zitronig, aber nicht so schieferig wie ein Mosel… dann liegt man mit der Nahe ziemlich gut.” (Zitat ChezMatze online, ein Wein-Blogger aus Bamberg). Woher das kommt? Mosel und Rheingau verfügen vornehmlich über Schieferböden, die Pfalz über Kalk-, Lös- oder Sandböden etc, aber die Nahe hat (siehe oben) einfach alles. Oder wie der bekannte Weinkritiker Stuart Pigott schreibt: „Die Nahe ist bis heute mein liebstes deutsches Weinbaugebiet“ , sagt der Brite mit inzwischen deutschem Pass, „sie bietet so viele Köstlichkeiten wie eine Juwelierauslage Juwelen bietet.“ Und er sagt weiter: “Die Nahe mag eine der weniger bekannten Weinregionen Deutschlands sein (nur Hessische Bergstraße, Saale/Unstrut sowie die Elbe untertreffen sie an Bekanntheit), sie ist gleichwohl die vielleicht spannendste. Das Ausmaß, in dem die Böden und ihr Charakter dort von jetzt auf gleich wechseln, von einer Kleinstlage zur nächsten, oft im Verlauf von nur hundert Metern, ist ziemlich einzigartig. Genau das ist aber das Wesentliche bei Wein, dass er maßgeblich nach dem Boden schmeckt, auf dem und in dem er wächst. Irre Böden, irrer Wein.” Wir dürfen gespannt sein.

Quellen: vino-culinarion, Silkes Weinkeller, Wikepedia, Che Matze, Stuart Pigott

Was wir vielleicht noch nicht gewußt haben – Folge 9

  1. Bio- Wein mit Zukunft? Frankreich ist Biowein Nummer Eins. Nach Angaben des Zertifizierungsinstituts Agence Bio schob sich Frankreich mit mehr als 137.000 Hektar am bisherigen Spitzenreiter Spanien (wer hat das gewußt? Spanien Biowein-Spitzenreiter!) und auch an Italien vorbei. Zulegen konnten Spanien und Italien dennoch, sodass rund 85 Prozent der weltweiten Bio-Fläche auf das Konto dieser 3 Länder geht. Für Deutschland hat das statistische Bundesamt im Jahr 2020 knapp 9.600 Hektar biologisch bewirtschaftete Weinberge ausgewiesen. Schweirig wird die Erfassung mangels einheitlicher länderübergreifender Regelungen beim Blick auf die außereuropäischen Weinbauländer. Hier gibt es keine klaren biozertifizierten Regeln. Das Haupthindernis für die Entwicklung des ökologischen Weinbaus ist offensichtlich das Klima. Während Bio-Weinbau im sommertrockenen Mittelmeerraum gut funktioniert, können Winzer aus nördlicheren Regionen in feuchten Sommern an ihre Grenzen kommen. Das wurde vielen Öko-Winzern aus Deutschland nach den Peronospera-Befällen 2021 schmerzlich bewußt.
  2. Dazu paßt, daß das staatliche Weinbauinstitut Freiburg eine neue Broschüre zu den pilzwiderstandsfähigen Neuzüchtungen veröffentlicht hat. Viele der Freiburger Neuzüchtungen stoßen auch außerhalb Deutschlands auf reges Interesse. Dazu paßt auch, daß die Weingilde Bergstraße sich schon zwei mal mit diesen Zukunftssorten beschäftigt hat.
  3. Es gibt inzwischen auch einen großen internationalen Bio-Weinpreis, der mittlerweile in die 13. Auflage gegangen ist (2021: 500 Bioweine aus 13 Ländern). Erfolreichster Biowein-Produzent ist erneut Italien und erstmalig auf Platz zwei Frankreich, gefolg von Spanien, dann Deutschland und Österreich. Die Jury sieht in der Entwicklung der letzten Jahre immense Qualitätssprünge. Biowein definiert sich heute nicht mehr ausschließlich über seinen ökologischen Ausbau, sondern mehr über seine Qualität. Dies konnte die Weingilde auch bei ihrer 10. und 11. online-Verkostung mit Piwi-Weinen oder auch Zukunftsweinen genannt in rot und weiß feststellen.

Quellen: der deutsche Weinbau, Weinwirtschaft

11. online-Verkostung mit PIWI rot

Diese Weine kommen am 25.3.2022 bei der Verkostung der Weingilde Bergstraße mit roten Zukunftsweinen oder auch PIWI`s genannt in die Gläser.

  1. Prior 2020 trocken, 13 Alc., badischer Landwein, biowein plus, Ecovin, Weingut Andreas Dilger, Freiburg/Breisgau
  2. Regent 2020 trocken, 12 Alc., Zwingenberger alte Burg, dt. Qualitätswein, Ecovin, Feligreno Bio-Weinbau (inh. Jannik Jährling, Darmstadt), hessische Bergstraße
  3. Monarch 2019 “Auftakt” trocken, 14 Alc., dt. Qualitätswein, Weingut Abthof (Inh. Herbert und Martin Koch, Hahnheim), Rheinhessen
  4. Satin noir 2018 “Kunigunde” trocken, 13 Alc., dt. Qualitätswein, Bioland, Weingut Ansgar Galler, Kirchheim/Weinstraße, Pfalz

Ecovin e.V. ist der Bundesverband ökologisch arbeitender Weingüter in Deutschland Bioland ist ein Anbauverband und Mitglied im Bund ökologischer Lebensmittelwirtschaft

Biowein voll im Trend

Nachhaltigkeit, Regionalität, Zukunftsfähigkeit – immer mehr Winzer stellen auf biologischen Weinbau um, die Nachfrage nimmt stetig zu. Seit Corona legen Weinliebhaber verstärkt Wert auf hochwertigen Wein, den sie direkt in der eigenen Region kaufen. Weinexperten sind sich einig: Biowein wird früher oder später der Standard sein.

11. online-Verkostung mit PIWI-Weinen

AUFTAKT – Neues wagen – Aufbrechen – Horizont erweitern – Entdeckerlust? “Es ist Zeit, etwas Neues zu genießen und dem Zauber des Anfangs zu vertrauen”, schrieb schon Meister Eckhart im 13. Jhdt. Nach der Verkostung von Piwi-Weinen in weiß am 25.2. (siehe homepage-info zur 10 online-Verkostung) wendet sich die Weingilde Bergstraße am 25.3. den Piwi-Weinen in rot zu.

Pilzwiderstandsfähige Rebsorten spielen für die zunehmend ökologische Orientierung im Weinbau eine zentrale Rolle. Mit ihrer Widerstandsfähigkeit gegen die im Weinbau besonders gefürchteten Mehltaukrankheiten Peronospora und Oidium bringen sie ökologische wie auch ökonomische Vorteile, da der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln stark reduziert werden kann. Das schont die Umwelt, schützt die Anwender, spart Kosten und minimiert das Risiko von Ertragsausfällen, insbesondere in Jahren mit hohem Infektionsdruck. In Weinbaulagen, die nicht mit Maschinen befahrbar sind oder sich in einer besonders sensiblen Umgebung befinden, kann der Anbau von Piwis damit sogar langfristig zur Erhaltung des Weinbaus in einer vielfältigen Kulturlandschaft beitragen. So steht es in der neuen Broschüre des führenden staatlichen Weinbauinstitus Freiburg. Diese Broschüre kann auf der Webseite des WBI unter der Rubrik “Fachinfo” bei https://wbi.landwirtschaft-bw.de abgerufen werden.

Stefanie und Manfred Berg haben wieder die Weine ausgesucht und werden sie am 25.3.2022 19 Uhr 30 online präsentieren. Dabei sein werden ein Regent von der Bergstraße, ein Prior aus Baden, ein Monarch aus Rheinhessen und ein Satin noir aus der Pfalz. Um Mißverständnissen vorzubeugen, es nimmt kein Prior oder Regent oder Monarch an der Verkostung teil, sondern das sind die Namen dieser neuen Rebsorten.

Ob pilzwiderstandsfähige neue Rebsorten für eine Zeitenwende im ökologischen Weinbau sorgen werden, bleibt abzuwarten und muß durch Qualität überzeugen. Damit aber muß man sich erst einmal auseinandersetzen, um dann zu einem Urteil zu kommen. Nach den weißen Sorten Phönix, Helios, Souvignier gris und Sauvignac, die in der Weingilde mit überwiegend positiver Resonanz vorgestellt worden sind, darf man auf die Roten gespannt sein.

10. online-Verkostung mit PIWI-Weinen

PIWI-Weine sind Weine aus pilzwiderstandsfähigen Rebsorten. Heute wird in der Wissenschaft und Forschung vermehrt von neuen innovativen und robusten Rebsorten in diesem Zusammenhang gesprochen mit dem Ziel gesunde Trauben in voller aromatischer Pracht, ohne daß zu Kupfer, Schwefel oder Chemie gegriffen werden muß, weil Pilze, Schädlinge oder das veränderte Klima die Reben attackieren.

Am 25.2. um 19 Uhr 30 startet die Weingilde Bergstraße dank Corona wieder eine online-Verkostung; es ist die Zehnte ihrer Art und beschäftigt sich mit diesen pilzwiderstandsfähigen Weinen und in einer ersten Runde mit weißen neuen Rebsorten, die wahrscheinlich so gar nicht Eingang in unseren Weinkellern gefunden haben, die wir teilweise auch noch gar nicht kennen, geschweige denn mal probiert haben. Die zweite Runde wird sich dann am 25.3. der roten Piwi-Sorten annehmen. Beide Runden werden ausgesucht und präsentiert von Stefanie und Manfred Berg.

Durch gezielte Züchtung und Selektion entstehen neue innovative Rebsorten, die es ermöglichen, den Weinbau nachhaltiger zu gestalten und die zukünftigen Herausforderungen im Weinberg zu bewältigen wie Pilzkrankheiten, wärmeres Klima, Trockenheit, Frost etc. und natürlich auch mit dem Ziel Pflanzenschutzmittel zu reduzieren. Führend auf diesem Gebiet in Deutschland sind das Weinbauinstitut Freiburg, die Forschungsanstalt Geisenheim und das
Julius Kühn Institut in Siebeldingen/Pfalz. Man rechnet normalerweise bis zu 20 Jahre an Entwicklung für eine neue Rebsorte. Es braucht also einen langen Atem.

Wer kennt schon die neuen Namen? Regent und Souvignier Gris vielleicht an der Bergstraße, aber Solaris, Johanniter, Cabernet Blanc, Muscaris, Sauvignac, Satin Noir, Monarch? Es gibt mittlerweile eine Vielzahl neuer Sorten, die sehr unterschiedliche Weine mit eigenem Charakter ergeben. Die Entdeckungsreise ist spannend und voller neuer Geschmackserlebnisse.

Piwi klingt niedlich und lässt viele Assoziationen zu, aber nicht unbedingt die von Wein. Dabei geht es bei Piwi genau darum. Hinter dem Kunstwort verbergen sich nicht Genscheren im Labor, sondern Züchtungen im Weinberg. So wundert es wenig, dass Rebsorten wie Cabernet Blanc, Regent und Monarch – um noch die bekanntesten zu nennen – den wenigsten schon mal untergekommen, sprich ins Glas gekommen sind. Um sich das Fremdeln mit diesen Piwis abzugewöhnen, will die Weingilde die noch nicht so geläufigen Traubensorten den Neugierigen und Aufgeschlossenen etwas näher bringen. Riesling, Müller-Thurgau und Silvaner kann ja jeder, aber Chardonel, Phoenix, Bronner oder Cabernet Cortis, da wird es schon schwierig.

Bleibt abzuwarten, ob der ökologische Vorteil – weniger externer Pflanzenschutz – oder sogar der Klimawandel dafür sorgen, dass mehr Piwi-Sorten den Weg in die Weinberge und unsere Weinflaschen finden. Solange sie auch mit Qualität überzeugen, kann man solche Unternehmungen nur gut finden.

Quellen: Weinfreunde, Piwi-international, Delinat, eigene Recherche