Was wir vielleicht noch nicht gewußt haben – Folge 14

  1. Klimakiller Weinflasche, Ökoweinbau, aber dicke, teure Flaschen ohne Mehrwegsystem. Mit Blick auf den ökologischen Fußabdruck ist es für einen Frankfurter Weingenießer beispielsweise keine gute Idee, mit dem Auto nach Rüdesheim zu fahren, um dort ein paar Flaschen guter Weine von einem renommierten Erzeuger zu kaufen. Denn damit verhagelt er dem Winzer die Ökobilanz gründlich, weil dieser CO2-Fußabdruck des Einkäufers neben der Weinerzeugung in Weinberg und Keller den Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase deutlich erhöht. Den größten Einfluß auf diese Klimabilanz hat aber die Verpackung. Die Standard-Glasflasche ist gewissermaßen ein Klimakiller. Sie hat einen Anteil von 48 % an den gesamten Treibhausgas-Emissionen, die bei Produktion und Vertrieb von einem Liter Wein entstehen. Viel besser wäre es, den Wein in Mehrweg- und Pfandflaschen zu verwenden. Was bei Bier und Wasser seit Jahrzehnten selbstverständlich ist mit zentralen Annahmestellen, sollte doch im Weinbau auch möglich sein; das würde den ökologischen Fingerabdruck der Weinerzeuger deutlich kleiner ausfallen lassen. Traktorfahren, Düngung, Kühlung, Auslieferung bzw. Abholung und die alkoholische Gärung erzeugen rund 2 Kilo CO2 für einen Liter Wein. Das Hauptproblem ist die Flasche, sie bringt nahezu noch einmal so viele Emissionen wie die Weinherstellung, Diese Emissionen entstehen zwar nicht direkt bei den Weingütern, sondern bei den energieintensiven  Glashütten, müssen aber zur Klimabilanz des Weingutes mit gezählt werden. Wenn schon Glasflaschen (von Bag-in-Box, Tetra-Pak oder Plastik, die den Ruf von „Chateau Migraine“ haben, wollen wir gar nicht reden), dann müssen diese leichter werden und ein Mehrweg- oder Pfandsystem eingeführt werden. Das habe auch viel mit dem zu tun, was im Kopf von Kunden passiert, wenn sie vor dem Weinregal stehen: Teurer Wein gehöre für viele intuitiv in eine schwere Flasche.
  2. Deutsche Winzer wollen mehr Weine in Mehrwegflaschen anbieten. Künftig soll es Pfand auch für bestimmte 0,75-Liter-Flaschen geben. Schon länger wird über ein einheitliches Mehrwegsystem für Weinflaschen verhandelt – bislang erfolglos. Nun macht ein Zusammenschluss von Winzern aus Württemberg einen weiteren Schritt in diese Richtung. Die Winzergenossenschaft “Weinheimat Württemberg” will die ersten 0,75-Liter-Mehrwegflaschen für Wein bundesweit einführen. Das neue Pfandsystem für Dreiviertelliter-Flaschen sei noch für dieses Jahr geplant, berichtet die “Lebensmittel Zeitung”. Wie hoch der Flaschenpfand sein wird, steht laut der Genossenschaft noch nicht fest. Sie hat aber bereits eine neue Gesellschaft namens “Wein-Mehrweg eG” begründet, die aktuell aus zwölf Mitgliedern besteht. Sie soll die Weinflaschen in Umlauf bringen und das Pfandsystem regeln. Weinbauern, die an dem System teilnehmen wollen, müssen Mitglied werden. Ein Winzer in der Pfalz (Weingut Galler aus Kirchheim) probiert es schon mit Piwi-Weinen in 0,5 Liiter-Mehrweg-Bierpfandflaschen und wird das auf der diesjährigen ProWein in Düsseldorf vorstellen.
  3. Das Weinanbaugebiet “Hessische Bergstraße” wird zu einem Sektparadies, so stand es im BA im Dez. 2022, nachdem die großen deutschen Weinführer wie Eichelmann, Vinum oder Falstaff ihre Urteile über die Jahrgänge 2021 und 2020 gefällt haben. Erwähnt wird der “Petnat” von Amthor, ein natürlich hergestellter Schaumwein aus Riesling und Kerner. Applaus bekommt auch Rothweilers Sekt aus Lemberger und Merlot und Beifall für die Sekte von Simon-Bürkle. Sowohl die Weiß- als auch die Rotweine finden Beachtung. Die weißen werden teilweise als rassig-fruchtig gelobt und die roten mit ihren abgestimmten Fruchtaromen und schmeichelnden Tanninen erwähnt. Zudem hat das Sekthaus Griesel, das beständig in der Spitzenklasse zu finden ist, den Titel “Weingut des Jahres” erhalten. Griesel 4 Sterne (“famose Kollektion”); Schloß Schönberg 3 1/2 Sterne (“der Spätburgunder zählt mit zu den besten der Bergstraße”); 3 Sterne: Simon-Bürkle (“eine sichere Bank”); 2 Sterne: Rothweiler (“beständige Güte”), Lisa Edling (“überzeugende Kollektion”), ebenso die Bergsträßer Winzer eG; 1 1/2 Sterne: Amthor (“für ein durchweg gut bewertetes Wein-Portfolio”).
  4. Dessertwein: Prinzipiell handelt es sich bei Dessertweinen um Weine, welche im Vergleich zu anderen Tropfen eine nennenswerte Restsüße aufweisen. Entsprechend hierzu gestaltet sich im Regelfall auch ihr Spiel im Bukett und am Gaumen. Klassische Nuancen, die in Dessertweinen zum Ausdruck kommen, sind beispielsweise Trockenfrucht, Honig und Eichenholz. Dennoch ist Dessertwein nicht gleich Dessertwein. Fünf international bekannte Tropfen aus fünf Ländern beweisen die Vielfalt der Charaktere: ———————————- Eiswein ist ein besonderer Genuss, denn er entsteht nicht in jedem Jahrgang. Dies macht ihn zu einem einzigartigen Gesellen, denn andere Süßweine lassen sich deutlich einfacher kreieren. Für Eiswein gefrieren die Trauben am Rebstock im Weinberg. Eine Temperatur von wenigstens minus sieben Grad Celsius, besser noch minus zehn bis zwölf Grad Celsius, braucht es hierfür. Beim Keltern verliert die Frucht sehr viel Wasser und es bleibt zuckerreicher Most zurück. Besonders begehrt ist bei Eisweinen solcher aus Riesling. Er bringt Nuancen von kandierter Orangenschale, Honig und gerösteten Nüssen ins Glas. —————-Sherry stammt aus  Spanien und ist einer jener Dessertweine, bei denen hochprozentiger Alkohol die Gärung stoppt. Spanische Winzer verwenden für diesen Weintyp bevorzugt die Rebsorte  Palomino Fino und lagern die Weine nach dem sogenannten Solera-System in übereinander gelagerten Fassreihen. Ein Sherry auf der Flasche ist daher in aller Regel eine ausgewählte Cuvée verschiedener Tropfen, was ihn vom Eiswein und vielen anderen Dessertweinen unterscheidet. Geröstete Mandel, Brioche, getrocknete Feige und Eichenholz kommen in Sherrys gerne vor. Farblich variiert der Genussmoment je nach Reife zwischen hellem Gold und dunklem Bernstein. ——————- Mit Portwein kommt ein Dessertwein aus Portugal ins Glas, den viele Genießer gerne auch solo erkunden. Heimat dieses Weins ist das Douro-Tal und es gibt sehr viele verschiedene Varianten von weißen Ports über Ruby Port bis hin zu den besonders beliebten Tawnys. Auch beim Portwein kommt es während des Gärprozesses zum Aufspriten mit hochprozentigem Alkohol. Anschließend lagert der Portwein unterschiedlich lange in Holzfässern und präsentiert sich je nach Lagerdauer intensiver oder schlanker. Ein wichtiger Unterschied zu anderen Dessertweinen ist, dass der Port meist an einem Ort fernab der Gärung entsteht. Besonders gern gesehen sind in Portweinen Noten von getrockneter Aprikose, Eichenholz, Tabakblatt und dunkler Schokolade. Port harmoniert mit gemischten Käseplatten, Früchtebrot, Vanilleeis und Karamellcreme. – —————————————Ein französischer Dessertwein betritt mit dem Banyuls die Bühne. Die kleine Stadt Banyuls-sur-Mer fungiert hier als Namensgeber, denn in ihrer Nähe reifen die Trauben für diesen Genussmoment heran. Spannend ist, dass die Weinmacher hier Trocknen am Rebstock und Aufspriten kombinieren. Die bereits eingetrockneten Trauben ergeben einen süßen Wein, dessen Gärprozess dann mit Hilfe von Alkohol vorzeitig endet. Der Banyuls reift dann wie viele andere Dessertweine in Eichenholz. Charakterlich offenbart er eine besonders intensive und anhaltende Fruchtwürze. Dörrpflaume, Rosine, geröstete Nüsse und dunkle Schokolade tauchen hier auf. – ————————–Der Vin Santo ist ein italienischer Dessertwein, dessen Trauben im Weingut auf Dachböden und Holzregalen trocknen, bevor sie in den Keller gelangen. Malvasia und Trebbiano di Lugano sind die charakteristischen Sorten für Vin Santo. Das Ende der Trocknungsphase kommt zwischen dem ersten Dezember und dem 31. März. Dann keltern die Weinmacher den Wein und lagern ihn anschließend in Fässern aus Eichenholz.Je nach Ziel kreieren Weingüter vom Vin Santo eher trockene oder eher süße Variationen. Trockene Weine eignen sich jedoch weiterhin sehr gut als Dessertwein und sind Fino Sherrys ähnlich. Farblich zeigt sich der Vin Santo in unterschiedlich dunklen Goldgelb-Varianten und im Bukett und am Gaumen zeigen sich Nuancen von Karamell, getrockneter Aprikose, Honig und kandierter Zitruszeste. Besonders an diesem Dessertwein ist, dass er in seiner Heimat fest verknüpft mit dem Genuss von Cantuccini ist. Die kleinen Mandelplätzchen passen hervorragend zu diesem Dessertwein

Quellen: FAZ, BA, t-online, Silkes Weinblatt