Bekannt war es schon lange, dass an der Bergstraße schon vor vielen Jahrhunderten Wein angeaut wurde. Im Lorscher Codex ist vermerkt, dass Udo aus der einflußreichen Familie der Lampertiner/Widonen im Jahr 765 Besitzungen in Basinsheim, dem heutigen Bensheim, dem Kloster Lorsch vermacht hat. Ein Weinberg gehörte dazu. Ob dieser Udo der Gründer Bensheims ist und wie lange dort schon Weinbau betrieben wurde, bleibt im Dunkeln.
Nun sorgt ein archäologischer Fund für Aufregung. Bei Umbauarbeiten auf dem Marktplatz in Bensheim wurden Fundamente der mittelaltelichen Bebauung gefunden. In einer Abwasser- und Abfallrinne wurde eine Vielzahl organischer Bestandteile sicher gestellt. Die Analyse ergab, dass auch gut 500 Kerne von Weinbeeren dabei waren. Es konnte nachgewiesen werden, dass diese Kerne knapp 1000 Jahre alt sind. Sie werden auf auf die erste Hälfte des 11, Anfang des 12. Jahrhunderts datiert.
Archiv des Autors: Vorsitzender
Peronospora
Dieser Pilz, auch “Falscher Mehltau” genannt, macht den Winzern in diesem Jahr besonders zu schaffen. Die Monate Mai und Juni waren nass und kalt – genau das richtige Wetter, bei dem sich Peronospora besonders wohl fühlt. Er siedelt sich an der Blattunterseite an. An der Blattoberseite zeigt sich ein Fleck, der fast wie ein Ölfleck aussieht. In feuchten Nächten bildet der Pilz Sporen aus, die die Blattunterseite wie mit Mehl bestäubt erscheinen lassen. Das Blatt wird geschädigt, die Photosynthese wird reduziert und damit auch die Zuckereinlagerung verhindert. Der Krankheitsbefall kann bis zum Vertrocknen von Blättern und Beeren und zum Absteben von Teilen der Pflanze führen.
Peronospora kam im Jahr 1875 aus Amerika nach Europa. Im Zuge der Bekämpfung der Reblaus wurden reblausresistente amerikanische Pflanzen nach Europa gebracht, die Pilzsporen mit sich trugen.
Natürlich gibt es Spritzmitten gegen den Falschen Mehltau. Im allgemeinen wird ein Kupferpräparat gespritzt. Doch der viele Regen hat das Mittel abgewaschen und die im Weinberg verbliebene Feuchtigkeit hat mit der nächtlichen Kühle zur intensiver Vermehrung des Pilzes geführt.
Besonders betroffen sind die Öko-Winzer, die den “richtigen” Zeitpunkt zum Aufbringen des Spritzmittels nicht fanden. Sie dürfen sowieso weniger Kupfer spritzen und dürfen auch ergänzende Präparate wie Kalium-Phosphonat wegen der Bestimmungen der Pflanzenschutz-Verordnung nicht einsetzen. Bei ihnen sind Ernteausfälle von 60 % und mehr zu beklagen. Im übrigen Weinbau spricht man von 10 bis 15 %.
Der Ernterückgang ist nicht zwangsläufig mit Qualitätseinbußen verbunden. Sind die verbliebenen Beeren gesund, kann die Pflanze dort sogar verstärkt Zucker bilden.
Charlotte Freiberger zur 64. Bergsträßer Weinkönigin gekrönt
Bis zum Bensheimer Winzerfest im September 2017 wird Charlotte Freiberger die Krone der Bergsträßer Gebietsweinkönigin tragen. Am 2.Juli 2016 übernahm sie dieses Amt von Anja Antes, die sich jetzt darauf vorbereitet, mit den Weinköniginnen aus den anderen deutschen Weingebieten in den Wettbewerb um den Titel der Deutschen Weinkönigin zu treten. Die Weingilde wünscht ihr dazu die nötige Portion Glück, die sie braucht, um erfolgreich zu sein.
Charlotte Freiberger hat alle Facetten eines Weingutes von klein auf im Betrieb ihrer Eltern in Heppenheim kennengelernt. Sie will das vor 90 Jahren gegründete Weingut weiterführen, wohl möglich zusammen mit ihrer Schwester Monika. Qualifiziert hat sie sich mit ihrem Studium an der Hochschule in Geisenheim, das sie mit dem Master of Science abschloss. Im Studiengang Weinbau, Önologie und Weinwirtschaft kam sie auch an die Geisenheimer Partneruniversität – Universität für Bodenkultur in Wien. Auslandspraktika führten Charlotte Freiberger nach Frankreich an die Dordogne und Anfang dieses Jahres nach Neuseeland ins Anbaugebiet Marlborough.
Als Weinkönigin will Charlotte Freiberger dazu beitragen, daß das Anbaugebiet Hessische Bergstraße über seine Grenzen hinaus bekannter wird. Die Qualität der Weine ist da – da stimmt die Weingilde ihr zu – die Bergsträßer sind immer noch ein Geheimtipp.
100 Jahre Scheurebe
Georg Scheu war an der damaligen Landesanstalt für Rebzüchtung in Rheinhessen tätig. Die “Rebschule” hatte zunächst ihren Sitz in Pfeddersheim bei Worms, bevor sie nach Alzey verlegt wurde. Dort pflanzte er im Jahr 1916 den Sämling mit der Nummer 88, die Rebe, die später nach Georg Scheu benannt wurde. In Österreich ist der Name “S 88” noch bis heute bekannt.
Die genetischen Untersuchungen, die von Frau Dr. Erika Maul am Geilweiler Hof vorgenommen wurden, zeigen, dass als “Vater” der Scheurebe der Riesling beteiligt ist. Die “Mutter” ist eine unbekannte Wilde, eine Bukettrebe (Silvaner x Trollinger) x Riesling.
In einer Zeit, als die Fachwelt glaubte, Qualität nur mit spätreifenden Sorten erzielen zu können, war sich Georg Scheu sicher, dass früher reifende Sorten mit der Unsicherheiten des herbstlichen Wetters besser zurecht kommen. Seine Zuchtziele waren frühe Reife verbunden mit einem späten Vegetationsabschluß, hohe Mostgewichte, stabile Erträge und ein ansprechendes Bukett. Aus seiner Arbeit entstanden u.a. die Sorten Faberrebe, Huxelrebe, Siegerrebe, Kanzler, Würzer, Regner.
Weine der Scheurebe haben je nach Standort und Reife eine herzhafte bis filigrane Säure, sind duftig und körperreich und haben ein ausgeprägtes Bukett, das an den Duft von schwarzen Johannisbeeren erinnert.
In den 1970er Jahren war die Scheurebe beliebt für Neupflanzungen. Mit rund 3000 ha gab es in den 1990er Jahren den Höhepunkt, dann folgte ein massiver Rückgang. Aktuell sind in Deutschland 1423 ha mit Scheurebe bestockt, d.s. 2,1 % der Weißweinsorten. Schwerpunkt ist Rheinhessen mit gut der Hälfte der Flächen.
An der Hessischen Bergstraße haben die Genossenschaften Vinum Autmundis in Groß-Umstadt, die Bergsträßer Winzer eG und das Weingut Simon-Bürkle Weine der Scheurebe im Programm.
Quelle: Hans-Günter Kissinger, DLR Oppenheim
25 Jahre Weingut Simon-Bürkle
Gut ausgebildet an der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau in Weinsberg kam Kurt Simon zurück nach Zwingenberg. Er brachte den Badener Wilfried Bürkle mit, den er beim Studium in Weinsberg kennen gelernt hatte. Am 1. April 1991 gründeten die beiden Freunde ihr Weingut Simon-Bürkle. Kreativität und innovative Ideen brachten schnell Erfolg und das Weingut entwickelte sich zu einem Spitzenbetrieb an der Hessischen Bergstraße. Qualitäts- und Umweltbewusstsein prägen die Arbeit des Weingutes bis in die Gegenwart.
Heute wird das Weingut von Dagmar Simon und von Johannes Bürkle geleitet.
Gefeiert wird das Jubiläum mit dem Hoffest in der Wiesenpromenade 13 in Zwingenberg vom 26. bis 29. Mai 2016.
Weinbauliche Kenndaten
Die Hessische Bergstraße
Mittelwerte und direkter Vergleich: 2010 – 2015
Klima: | 40-jähr. Mittel (1971-2010) | 30-jähr. Mittel (1981-2010) |
Niederschläge: | 697 mm/Jahr | 763 mm/jahr |
Sonnenscheinstunden: | 1685 h/Jahr | 1685 h/Jahr |
mittl. Jahrestemp.: | 10,9 0 C | 10,9 0 C |
in der Vegetationszeit | 15,7 °C | 15,9 °C |
Im direkten Vergleich: | 2010 | 2015 |
Rebfläche: | 436,1 ha | 455,4 ha |
Rebsorten: | ||
|
47,48 % 8,97 % 6,68 % 3,73 % 12,21 % 10,44 % 10,49 % |
44,58% 10,55% 5,36 % 3,58 % 15,06 % 10,47 % 10,40 % |
Hektarertrag: Durchschn. 10 J. | 76,20 hl/ha | 68,37 ha/hl |
Gesamtzahl Betriebe | 500 | 437 |
davon Genossen- schaftl. Ablieferer |
304 mit 270,9 ha | 262 mit 288 ha |