Weinbau a.d. hess. Bergstraße 2019

Die hessische Bergstraße ist mit 463 ha weiter das kleinste Anbaugebiet Deutschlands, gefolgt vom Mittelrhein mit 468 ha, der Ahr mit 562 ha und der Saale-Unstrut mit 798 ha. Größtes Gebiet – wie immer – Rheinhessen mit 26.860 ha (so die Zahlen des statistischen Bundesamtes 2019). Auf gesamt 105.000 ha wird Wein in Deutschland angebaut, davon 35.000 ha Rotwein und 70.000 ha Weißwein mit dem Riesling an der Spitze mit 24.049 ha gefolgt vom Chardonnay mit 30 % Anteil; beim Roten finden wir inzwischen den Merlot mit 36 % an der Spitze, gefolgt vom Spätburgunder mit 33 % Anteil.

hess. Bergstraße: weiß 79 %, rot 21 %; Riesling 39,7 %, Grauburgunder 12,1 %, Spätburgunder 11 %, Weißburgunder 5,4 %.

Die Rebsorte Riesling ist typisch für das Gebiet und wird ergänzt durch Rivaner, Grauburgunder, Silvaner, Kerner und Weißburgunder. Eine Rarität ist der Rote Riesling; er wird auf etwa 20 Hektar angebaut. Stark im Kommen ist der Anbau der roten Sorten Spätburgunder, Dornfelder und St. Laurent.

Das Anbaugebiet ist in die zwei Bereiche Umstadt (Odenwälder Weininsel) und Starkenburg, in drei Großlagen und in 23 Einzellagen geliedert. Die Weinbau-Gemeinden mit ihren Einzellagen:

  1. Alsbach: Schöntal
  2. Auerbach: Alte Burg, Fürstenlager, Höllberg
  3. Bensheim: Fürstenlager, Hemsberg, Kalkgasse, Kirchberg, Paulus, Streichling
  4. Brensbach: Heilige Tanne
  5. Dietzenbach: Wingertsberg
  6. Erbach (Ortsteil Heppenheim): Maiberg
  7. Gronau (Ortsteil Bensheim): Hemsberg
  8. Groß-Umstadt: Herrnberg, Stachelberg, Steingerück
  9. Heppenheim: Centgericht, Eckweg, Maiberg, Steinkopf, Stemmler
  10. Heubach (Ortsteil Groß-Umstadt): Herrnberg
  11. Kleestadt (Ortsteil Groß-Umstadt): Stachelberg
  12. Klein-Umstadt (Ortsteil Groß-Umstadt): Stachelberg
  13. Roßdorf: Roßberg
  14. Schönberg: Fürstenlager, Herrnwingert
  15. Seeheim (mit Ortsteil Jugenheim): Mundklingen
  16. Unter Hambach: Maiberg, Steinkopf, Stemmler
  17. Zell: Hemsberg, Streichling
  18. Zwingenberg: Alte Burg, Steingeröll
Blick von der Lage Steinkopf respektive Stemmler auf den Hemsberg mit den Lagen Centgericht und Paulus dazwischen

Die “Region Starkenburg” beginnt südlich von Darmstadt mit vereinzelten Weinbergen in Seeheim und Alsbach. Nach Süden hin werden ab Zwingenberg die Rebflächen geschlossener. Weinbauliche Schwerpunkte finden sich in Auerbach, Bensheim und den nahe gelegenen Talgemeinschaften Zell und Gronau sowie in Heppenheim, das mit seinen Stadtteilen Hambach und Erbach die flächenmäßig bedeutendste Weinstadt an der Bergstraße ist. Südlich von Heppenheim endet dieser Bereich an der hessisch-badischen Landesgrenze.

Der zweite, wesentliche kleinere Bereich – die “Odenwälder Weininsel” – trägt den offiziellen Namen “Bereich Umstadt”. Mittelpunkt ist die Stadt Groß-Umstadt.

Quellen: statistisches Bundesamt, dt. Weininstitut, Weinbauverband hess. Bergstraße

Neues deutsches Weinrecht

Wer kennt das nicht: Man möchte einen Wein kaufen und der Blick auf das Etikett macht einen ratlos. Wir unterscheiden Ortswein, Gutswein, Lagenwein nach VDP (Verband deutscher Prädikatsweingüter), aber auch Kabinett, Spätlese, Auslese nach Öchslegrad. An sich war bisher ausschlaggebend für die Höhe der Qualität in Deutschland nicht die Herkunft (Gebiet, Bereich, Lage), sondern der Zuckergehalt der Trauben, d.h. das Mindestmostgewicht gemessen in Öchsle (Oe). Weiter steht im bisherigen Recht die Angabe der Rebsorte im Mittelpunkt verbunden mit Jahrgang und Name der Weinbergslage. Das führt z.B. dazu, daß der Moselwein “Piesporter Michelsberg” aus 37 Einzellagen in 9 verschiedenen Gemeinden besteht.

 Prädikat Öchslegrad
 Kabinett  mind. 73°
 Spätlese  mind. 85°
 Auslese  mind. 92°
 Eiswein  mind.120°
 Beerenauslese  mind. 120°
 Trockenbeeren-
auslese
  mind. 150°
so das alte System
Verwirrende Flaschen- und Etikettenvielfalt

Abhilfe soll nun nach dem Willen der Bundesregierung unter Federführung des Landwirt-schaftsministeriums eine sogenannte Herkunftspyramide schaffen. Ganz oben stehen Weine aus einzelnen Weinbergslagen, ganz unten steht Landwein ohne genauere Herkunftsangaben. Es gilt der Grundsatz: Je kleiner die Herkunft, desto höher die Anforderung und Qualität. Am Beispiel “Piesport” soll bei solchen Großlagen künftig der Ortsname nicht mehr auftauchen.

Da aber nicht jede Herkunft geeignet ist, einen Spitzenwein hervorzubringen, hat das alte Prinzip Schwächen; bestimmen doch Boden, Klima, Umwelteinflüsse und natürliche Gegebenheiten maßgeblich die Weinqualität. Die romanischen Länder tragen dem mit einer Herkunftspyramide bereits lange und mit großem Erfolg Rechnung. Interessant wäre in diesem Zusammenhang, wie sich unser Bergsträßer Weinbauverband dazu stellt, und ob und wann er die Initiative zu einer neuen Klassifizierung der Lagen ergreift.

Herkunftsfpyramide Wein: v. oben nach unten: geschützte Ursprungsbezeichnung-Mosel, gesch. geogr. Angabe-Landwein Mosel, ohne geschützte Herkunft-Dt. Wein; 2. Pyramide: Lage-Trittenheimer Apotheke, Ort-Trittenheim, Region-Michelsberg, Anbaugebiet-Mosel.
so soll sie aussehen, die Herkunftspyramide

Der Deutsche Bundestag wird voraussichtlich Ende Oktober über das Zehnte Gesetz zur Änderung des Weingesetzes debattieren. Das Gesetzesvorhaben bedarf zudem der Zustimmung des Bundesrates. Ob es bei diesem Plan angesichts unserer pandemischen Corona-Entwicklung bleibt, ist noch offen.

Quellen: Bundesregierung, Bundeslandwirtschaftsministerium, eigene Recherchen

Weinlese

Text von Dr. Roland Turowski, Mitglied der Weingilde

Bis auf geringe Mengen haben die Bergsträßer Winzer die Trauben geerntet und in die Keller gebracht. Dort wird sich ein feiner Weinjahrgang 2020 entwickeln, denn die geernteten Trauben waren reif und gesund. Das Wetter zum Zeitpunkt der Lese war trocken, so dass die Erntehelfer und die Maschinenführer der Vollernter ganz in Ruhe arbeiten konnten.

Max Beckmann, Die Weintraube – gesehen im Städel, Frankfurt

Das Deutsche Weininstitut – DWI – scheibt in seiner Pressenotiz vom 9. Oktober 2020, dass die geerntete Menge bundesweit etwa auf dem Durchschnitt der letzten 10 Jahre liegt. Für die Hessische Bergstraße wird in dieser Aufstellung ein Zuwachs von 31 % genannt. Diese Angabe überraschte. Bei Recherchen vor Ort konnte sie aber nicht bestätigt werden. Zwar gab es bei allen Winzern eine deutlich bessere Ernte als im Jahr 2019, das von der Menge her unterdurchschnittlich war. Gegenüber dem Zehnjahresschnitt gab es bei den meisten Betrieben nur einen moderaten Zuwachs. Relativ hoch liegt dabei die Bergsträßer Winzer eG – BWeG, die den Anstieg für die an sie liefernden Genossen auf 11 % beziffert.

Die Qualität des eingebrachten Lesegutes ist erneut hoch. Alle Winzer sprechen von einem sehr guten Jahrgang.

Quellen: DWI, Pressenotiz der BWeG, eigene Recherchen

Weine aus Ligurien

Wer kennt Weine aus Ligurien oder der Riviera di Ponente? Wir kennen bestimmt die Hafenstadt Genua, die Wanderregion cinque terre mit ihren 5 malerischen Orten. Wer hat schon mal von den Rebsorten Rossese, Albarole, Vermentino, Pigato, Ormeasco, Granaccia, Sciacchetra oder Bosco gehört? Die Weine der Toskana oder dem Piemont, natürlich auch Apulien sind den meisten geläufig, aber ligurische Weine finden sich in den hiesigen Vinotheken nicht.

Um so schöner ist es, daß sich Marlies und Winfried Christ aufgemacht haben, uns diese Region vinophil zu erschließen. Ligurien ist mit 1500 ha Rebfläche nach dem Aosta-Tal das zweitkleinste Anbaugebiet Italiens. Dort werden auch gute Weine gemacht. Man muß sie aber zwischen den Olivenhainen und den großen Blumenfeldern suchen. Die Weine werden vor Ort getrunken, sind nicht zum lagern gedacht und erst recht nicht für den Export. Oliven bestimmen eigentlich das Landschaftsbild oder die steilen und waldreichen Berge des Apennin hinter der Küste

Diese besondere Weinverkostung findet statt am 23.10. im Wappensaal des Dalberger Hofes.

Mitgliederversammlung 2020 im Spiegel der Presse

HAUPTVERSAMMLUNG MANFRED BERG FOLGT AUF ROLAND TUROWSKI NACH 15 JAHREN AN DER SPITZE

Weingilde mit neuem Vorstand

ARCHIVARTIKEL17. September 2020 Autor: Thomas Tritsch (tr)

Bergstraße.Vor zwei Jahren bereits hatte Roland Turowski sein Ausscheiden aus dem Vorstand der Weingilde Bergstraße angekündigt. Bei der Hauptversammlung, die im März wegen der Corona-Krise verschoben wurde, übergab er nach 15 Jahren an der Spitze den Vorsitz an Manfred Berg. Die Wahl erfolgte einstimmig. Beide sind Gründungsmitglieder der Vereinigung, die 2002 formiert und im März 2011 in einen Verein umgewandelt wurde.

Mit 51 Mitgliedern ist die Gilde derzeit personell gut aufgestellt. 38 von ihnen wählten im Bürgerhaus Kronepark in Auerbach den neuen Vorstand. Weiter lesen……