Das nova-Institut und die Stiftung Rheinische Kulturlandschaft haben sich im Rahmen von „AgroBioNet – Wertschöpfung mit alten Sorten und alten Rassen“ intensiv mit diesem Thema beschäftigt, darunter auch mit alten Rebsorten. Das Projekt wurde durch BMEL und BLE im Bundesprogramm Ländliche Entwicklung gefördert. 21 praktische Beispiele sind in der Broschüre des nova-Instituts zu finden unter dem Titel “Wertschöpfung mit alten Sorten und alten Rassen”. Von alten Rinder- oder Schweinerassen über historische Bier-, Brot- und Obstsorten bis zum Gemüse, aber eben auch alte Rebsorten. Leider sind viele Sorten und Rassen in den letzten Jahren verloren gegangen. Nimmt man sich ihrer wieder an, entsteht ein weites Feld an Möglichkeiten für Produktinnovationen. Das würde dann zwangsläufig zu einer Image- und Markenbildung im Wettbewerb der Regionen führen.
Bei diesen vergessenen Sorten ist auch seit 1991 wieder der rote Riesling von der hessischen Bergstraße dabei: Der Rote Riesling wurde bis ins 19. Jahrhundert angebaut und galt danach lange Zeit als verschollen. Oft als „Ur-Riesling“ bezeichnet, wird er in der „Roten Liste der gefährdeten einheimischen Nutzpflanzen“ geführt. Heute werden rund 40 Hektar dieser alten Rebsorte wieder angebaut, davon 12 Hektar durch die „Bergsträsser Winzer eG“ und 0,5 Hektar beim Weingut „Corvers-Kauter“ im Rheingau. Die Rebsorte bildet nicht nur für die Genossenschaft sondern auch für die Region Hessische Bergstraße ein wichtiges Identitäts-Merkmal. Neben der hohen Qualität im Geschmack bietet der Rote Riesling Winzern weitere interessante Eigenschaften. Die alte Rebsorte ist robuster und kann wegen weniger Fäulnis rund eine Woche später geerntet werden als der weiße Riesling. Sie wird daher auch als „Klima-Riesling“ bezeichnet. Für die Aromabildung und die geschmackliche Ausprägung hat diese spätere Lese positive Effekte. Die Säure wird auf Grund der bei heißen Sommertemperaturen größeren Erwärmung dunkler Beeren stärker abgebaut und die Extraktwerte sind deutlich höher als beim weißen Riesling.
Während in den Weinbaugebieten ab dem 19. Jahrhundert Reben sortenrein gepflanzt und gekeltert wurden, hat sich der alte historische Mischsatz in Franken bis in die heutige Zeit gerettet. Die Anbauform beruht auf bis zu 40 alten fränkischen Landsorten, die zum Teil in der „Roten Liste der gefährdeten einheimischen Nutzpflanzen“ geführt werden. Der „Alte Fränkische Satz“ ist in Bayern seit 2018 als eigene Sorte zugelassen. Rund 50 Winzer erzeugen diesen Wein heute auf etwa zehn Hektar Fläche mit noch teilweise wurzelechten Reben, die bis zu 285 Jahre alt sind, oder mit Neupflanzungen. Die Weine mit ihrer besonderen Geschichte stehen für regionale Authentizität sowie Qualität und Vielfalt und ermöglichen den Winzern, sich von der Masse abzuheben. Eine genauere Untersuchung der Rebsorten förderte 2007 alte fränkische Landsorten wie Adelfränkisch, Heunisch, Vogelfränkisch, Hartblau, Grünfränkisch und Blauer Kölner sowie verschiedene Silvaner-Varietäten zutage. Sie waren dort in der historischen Mischform, dem „Frentsch“ oder „Fränkischen Satz“ angebaut worden, wie es vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert üblich war.
Sowohl der rote Riesling wie auch der alte fränkische Satz waren schon mehrmals Thema bei Veranstaltungen der Weingilde und haben großen Anklang gefunden.
Die Zisterzienser-Mönche des Walheimer Hofs bei Hahnheim, einem landwirtschaftlichen Außenbezirk des Klosters Eberbach, haben bereits vor Jahrhunderten in der Region des Abthofs Gelben Orleans angebaut, so ist es in der Geschichte des kleinen rheinhessischen Weinorts Hahnheim überliefert. Die hohe Qualität und der feine Geschmack des Orleansweins sind historisch überliefert und bestätigten sich auch bei den Weinen des Abthofs. Im Anbau verfügt der Gelbe Orleans über interessante Vorteile. Dadurch dass der Wein etwa zwei Wochen später geerntet wird als andere Rebsorten, können die zunehmenden Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht zur Entwicklung des feinen, eleganten Aromas beitragen. Darüber hinaus verfügen die Orleans-Trauben über recht feste Schalen, die sie im Sommer bei extremen Temperaturen schützen und im Herbst weniger pilzanfällig machen. Durch diese Eigenschaften verfügt der Gelbe Orleans über Vorteile bei der Anpassung an die aktuellen klimatischen Veränderungen.
3 historische Rebsorten, die es verdienen, sich näher mit ihnen zu beschäftigen.
Quelle: nova-Institut