Georg Scheu war an der damaligen Landesanstalt für Rebzüchtung in Rheinhessen tätig. Die “Rebschule” hatte zunächst ihren Sitz in Pfeddersheim bei Worms, bevor sie nach Alzey verlegt wurde. Dort pflanzte er im Jahr 1916 den Sämling mit der Nummer 88, die Rebe, die später nach Georg Scheu benannt wurde. In Österreich ist der Name “S 88” noch bis heute bekannt.
Die genetischen Untersuchungen, die von Frau Dr. Erika Maul am Geilweiler Hof vorgenommen wurden, zeigen, dass als “Vater” der Scheurebe der Riesling beteiligt ist. Die “Mutter” ist eine unbekannte Wilde, eine Bukettrebe (Silvaner x Trollinger) x Riesling.
In einer Zeit, als die Fachwelt glaubte, Qualität nur mit spätreifenden Sorten erzielen zu können, war sich Georg Scheu sicher, dass früher reifende Sorten mit der Unsicherheiten des herbstlichen Wetters besser zurecht kommen. Seine Zuchtziele waren frühe Reife verbunden mit einem späten Vegetationsabschluß, hohe Mostgewichte, stabile Erträge und ein ansprechendes Bukett. Aus seiner Arbeit entstanden u.a. die Sorten Faberrebe, Huxelrebe, Siegerrebe, Kanzler, Würzer, Regner.
Weine der Scheurebe haben je nach Standort und Reife eine herzhafte bis filigrane Säure, sind duftig und körperreich und haben ein ausgeprägtes Bukett, das an den Duft von schwarzen Johannisbeeren erinnert.
In den 1970er Jahren war die Scheurebe beliebt für Neupflanzungen. Mit rund 3000 ha gab es in den 1990er Jahren den Höhepunkt, dann folgte ein massiver Rückgang. Aktuell sind in Deutschland 1423 ha mit Scheurebe bestockt, d.s. 2,1 % der Weißweinsorten. Schwerpunkt ist Rheinhessen mit gut der Hälfte der Flächen.
An der Hessischen Bergstraße haben die Genossenschaften Vinum Autmundis in Groß-Umstadt, die Bergsträßer Winzer eG und das Weingut Simon-Bürkle Weine der Scheurebe im Programm.
Quelle: Hans-Günter Kissinger, DLR Oppenheim