ist das Thema der ersten Präsenzveranstaltung der Weingilde Bergstraße im Jahr 2022 am Freitag 13.5. um 19.30 Uhr im Restaurant des Weinguts Mohr in Bensheim in der Grieselstraße. Mitglied Boris Auer hat sich in dem Weinanbaugebiet umgesehen und wird eine spannende Verkostung mit vielen Hintergrundinformationen präsentieren.
Obwohl diese Region zwischen Mosel und Rhein bereits von den Römern als Weinregion geprägt und dann 1935 in einer staatlichen Verfügung als eigene Weinbauregion bezeichnet worden ist, wurden die heutigen Grenzen des Anbaugebiets Nahe erst mit dem Weingesetz 1971 festgelegt. Damit wurde es für die hiesigen Winzer zur Pflicht, »Nahe« auf dem Etikett auszuweisen. Vorher war es noch weit verbreitet, die Weine aus dem Nahetal als »Rheinweine« zu verkaufen. Die Weinberge erstrecken sich auf das gesamte Nahetal sowie auf deren Nebenflüsse Guldenbach, Gräfenbach, Glan und Alsenz. Die Landschaft der mittleren Nahe ist von tiefen Tälern und hohen, steilen Felswänden geprägt. Der Soonwald und der Hunsrück mit seinen bis zu 600 m hohen Bergen bilden einen hervorragenden Schutz gegen Nordwinde. In den geschützten Südlagen herrscht in den Sommermonaten beinahe ein mediterranes Klima. Hier fühlen sich besonders die klassischen weißen Rebsorten wohl. Die feinrassigen Rieslinge von den Schieferböden in Steillagen zählen zu den besten Deutschlands, und auch ausdrucksvolle Müller-Thurgau sowie milde und vollmundige Silvaner werden hier erzeugt. Weitere häufig angebaute Rebsorten sind grauer und weißer Burgunder, Kerner, Scheurebe und Bacchus. Rotwein spielt eine eher untergeordnete Rolle.
Das Weinland Nahe hat 4239 ha Rebfläche, davon 75 % weiße und 25 % rote Trauben. 180 verschiedenen Bodenformationen und damit deutschlandweit die größte Bodenvielfalt bringen ganz unterschiedliche Geschmackserlebnisse in die Flasche. Der Weingenuss, den Nahe-Winzer liefern, lässt sich in einem Satz nicht beschreiben. Zu groß sind die aromatischen Unterschiede. So bietet ein Wein, dessen Trauben auf Konglomerat-Boden (Quarz, Schiefer, Lös, Lehm, Porphyr) gedeihen durften, herrliche Noten von gelber Steinfrucht und exotischem Obst, während roter Sandstein vor allem dem Riesling deutliche Apfelnuancen und Birnennoten schenkt. Tonschiefer wiederum fördert Kräuteranklänge und Zitrusfrucht. Die Weingärten befinden sich größtenteils in Flach- und Hügellagen und nur ein geringer Teil in Steillagen wie z.B. um Bad Münster. Die Nahe also hat für jeden Genusstypen etwas zu bieten. Das herauszustellen wird eine nicht ganz leichte Aufgabe des Referenten sein, denn die Weinbauregion Nahe läßt sich nicht leicht in eine Form pressen oder einfach in eine Schublade packen oder wie auch gesagt wird: Wein für echte Typen, charakterstark und unverkennbar.
Diese Weine besitzen viele Besonderheiten, wie uns Boris Auer mitteilt, eine jedoch sticht besonders hervor: Nahe-Weine erschließen sich dem Verkoster zumeist im Ausschlußverfahren. “Schmeckt ein Riesling weniger würzig, voll und erdig (wie die Pfälzer und Rheinhessen), sondern eher straff und zitronig, aber nicht so schieferig wie ein Mosel… dann liegt man mit der Nahe ziemlich gut.” (Zitat ChezMatze online, ein Wein-Blogger aus Bamberg). Woher das kommt? Mosel und Rheingau verfügen vornehmlich über Schieferböden, die Pfalz über Kalk-, Lös- oder Sandböden etc, aber die Nahe hat (siehe oben) einfach alles. Oder wie der bekannte Weinkritiker Stuart Pigott schreibt: „Die Nahe ist bis heute mein liebstes deutsches Weinbaugebiet“ , sagt der Brite mit inzwischen deutschem Pass, „sie bietet so viele Köstlichkeiten wie eine Juwelierauslage Juwelen bietet.“ Und er sagt weiter: “Die Nahe mag eine der weniger bekannten Weinregionen Deutschlands sein (nur Hessische Bergstraße, Saale/Unstrut sowie die Elbe untertreffen sie an Bekanntheit), sie ist gleichwohl die vielleicht spannendste. Das Ausmaß, in dem die Böden und ihr Charakter dort von jetzt auf gleich wechseln, von einer Kleinstlage zur nächsten, oft im Verlauf von nur hundert Metern, ist ziemlich einzigartig. Genau das ist aber das Wesentliche bei Wein, dass er maßgeblich nach dem Boden schmeckt, auf dem und in dem er wächst. Irre Böden, irrer Wein.” Wir dürfen gespannt sein.
Quellen: vino-culinarion, Silkes Weinkeller, Wikepedia, Che Matze, Stuart Pigott