Die Weingilde Bergstraße erfreut sich mit ihren online-Verkostungen großer Beliebtheit. In der Folge Nummer 7 will man sich am 28.5. mit leichten Sommerweinen in weiß befassen: Winfried Christ präsentiert einen Bacchus aus Franken, Stefanie Berg einen Silvaner von der Bergstraße, Boris Auer eine Scheurebe von der Nahe und Florian Golz einen Riesling von der Saar. Die Vielfalt der Rebsorten und der Regionen versprechen einen spannenden Abend.
1.Bacchus aus Franken
Die Neuzüchtung von Peter Morio im Jahr 1933 ist aus der Kreuzung von Riesling, Silvaner und Müller-Thurgau in der Pfalz entstanden. Bacchus-Weine – benannt nach der römischen Weingottheit – sind hell- bis grüngelb, haben eine geringe Säure und erinnern mit ihrem blumigen Muskataroma an die Scheurebe (weshalb sie auch als Frühe Scheurebe bezeichnet wird). Ca 2000 Hektar werden in Deutschland angebaut, vorwiegend in Rheinhessen und in Franken Diese Weinsorte verdankt ihre einstmalige Popularität unter Winzern vor allem der Tatsache, dass sie zu den früh reifenden Rebsorten gehört und folglich auch in kühleren Lagen angebaut werden kann, sammelt aber doch auch in beträchtlichem Maß Zucker an. Für einen frischen, trockenen Wein ist daher der richtige Lesezeitpunkt zu beachten.
Bacchus-Weine zeichnen sich durch ihre geradezu verschwenderische Fruchtigkeit und betonte Würze aus und überzeugen durch ihr feines Aroma und die fruchtigen Noten. In der weitverbreiteten, halbtrocken ausgebauten Variante haben wir nach wie vor den fränkischen Weinfestschoppen schlechthin im Glas. Gelegentlich finden sich neben Pfirsich, Mango, Papaya auch Noten von Muskat bis hin zu feinem Kümmel im Bacchus. Besonders bei Menschen, die an Magenproblemen leiden, sind diese Tropfen beliebt: Sie neigen von Natur aus zu wenig Säurebildung.
Auch wenn Weinsnobs gerne die Nase rümpfen, so kann ein fruchtig-würziger Bacchus ein ganz toller Einstieg in die Welt des Weines sein. Für ein Weinfest sind die Halbtrockenen sicher gut geeignet. Für eine Verkostung, um den Feinheiten des Bacchus auf die Spur zu kommen, sollte es doch ein Trockener sein.
2. Silvaner von der Bergstraße
Jahrelang hatten Wissenschaftler über den Ursprung der Rebsorte gerätselt. Stammt sie aus Transsilvanien oder aus Silvan, einer kleinen Stadt in Mittelasien oder lässt der Name auf eine römische Abkunft schließen. Heute zeigen genetische Untersuchungen, dass der Silvaner eine Kreuzung aus Traminer, einer der ältesten bekannten Rebsorten, und der autochthonen Sorte „Österreichisch Weiß“ ist. Damit scheint seine Herkunft aus der Alpenregion gesichert zu sein.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts begann die unaufhaltsame Ausbreitung des Silvaner. Er verdrängte alte, minderwertige Sorten. Schließlich galt die Rebsorte Mitte des vorigen Jahrhunderts als wichtigste deutsche Rebsorte: mehr als jede zweite deutsche Rebe war ein Silvanerstock. Der kontinuierliche Anbaurückgang der letzten Jahrzehnte zugunsten des wertvolleren Rieslings ließ den Flächenanteil des Silvaners in Deutschland auf derzeit 5 Prozent sinken. Bis Mitte des letzten Jahrhunderts war sie die dominierende Rebsorte der Bergstraße. Dabei nannten die Bergsträßer Winzer noch bis vor wenigen Jahrzehnten den Silvaner “Österreicher”.
Derzeit sind in den deutschen Anbaugebieten 4.744 Hektar mit Silvaner bestockt (2018), das entspricht einem Anteil von knapp 4,6 % der Gesamtrebfläche: Rheinhessen 2100 ha, Franken 1500 ha, Pfalz 550, Bergstraße 5 ha.
Der Silvaner stellt hohe Ansprüche an den Boden, weniger an die Lage. So gibt er sich nicht mit trockenen oder steinigen Böden zufrieden, sondern liebt die nährstoffreichen Lößlehmböden der Bergstraße. Er ist empfindlich gegen Winterfrost. Silvaner ist Vielfalt. Er kann hohe Erträge liefern für einfache Zechweine, er ist ein unkomplizierter Sommerwein, ein geschmeidiger, cremiger Barriquewein, ein gut entwickeltes, elegantes und lebhaftes Grosses Gewächs oder ein intensiver lang anhaltender Edelsüßer. Alles ist möglich. Die Rebsorte spiegelt perfekt sein Terroir wieder und verbindet die erdigen Töne mit zarten fruchtigen Aromen und milder Säure. Andererseits liefert er gehobene Prädikatsweine bei entsprechender Ertragsreduzierung durch den Winzer oder bei Auswahl einer qualitativ hochwertigen Selektion. Charakteristisch für Silvaner-Weine ist ein feiner Duft, der an Kräuter oder auch Stachelbeeren erinnert und manchmal vom Aroma frischen Heus begleitet wird. Es sind in der Regel leichte Weine mit dezent-duftigem Aroma, die nicht zuletzt wegen ihrer milden Säure sehr geschätzt sind
3.Scheurebe von der Nahe
Die Scheurebe wurde 1916 von Georg Scheu aus Alzey gezüchtet. Lange Zeit vermutete man Riesling und Silvaner als Kreuzungspartner. Erst 2012 kam die Rebsorte Trollinger als Dritter in diesen Bund, da es sich bei der Scheurebe vielmehr um eine Kreuzung aus Riesling und Bouquetrebe (Silvaner x Trollinger) handelt. Mit einem Anteil von 3% an den gesamten deutschen Weinanbauflächen belegt die Scheurebe mit Abstand den ersten Platz unter den Neuzüchtungen des 20. Jahrhunderts.Sie wird überwiegend in Deutschland angebaut und beträgt etwa 3% der gesamten deutschen Anbauflächen. Die insgesamt knapp 1.500 Hektar Rebland verteilt sich wie folgt: 1.000 Hektar in Rheinhessen, 400 in der Pfalz und mehr als 100 an der Nahe.
Sanfte grüne Berge, romantische Flusstäler und spektakuläre Felsformationen prägen das Weinbaugebiet Nahe. Die Böden im Weinbaugebiet Nahe bieten eine große Vielfalt auf kleinster Fläche. Man geht von mehr als 180 Bodentypen in der Weinregion Nahe aus, da der Untergrund durch vulkanische Beben in Jahrmillionen immer wieder kräftig durchgerüttelt wurde. So gedeiht an der Nahe eine breites Spektrum an köstlichen Weinen, von denen ein jeder seinen ganz eigenen Charakter hat. Meist werden die Weine in flachen Hügellagen angebaut. Milde Temperaturen und viel Sonne unterstützen die Winzer der Nahe dabei, kleine Juwele in ihren Kellern zu keltern.
Genauso wie ihr Kreuzungsvater, der Riesling, ist auch die Scheurebe anspruchsvoll und verlangt gute Qualität von ihren Lagen. .Auf Löss und kalkhaltigen Böden gedeihen Riesling sowie Scheurebe gleichermaßen. Auch trockene, karge Bodenverhältnisse verkraftet sie und bringt gute Erträge hervor. Gefährdet werden die Trauben dieser Rebsorte durch winterliche Fröste und Edelfäule. Wir erleben Fruchtaromen wie Cassis, Pfirsich, Mandarine, Mango, Holunder oder reife Birne. Charakteristisch für die Scheurebe ist die hellgelbe bis goldgelbe Farbe, sowie eine kräftige Säure. Häufig wird die Scheurebe schon mal gerne als Sauvignon der Nahe dargestellt.
4. Riesling von der Saar
Die Saar ist ein relativ kleines Weinanbaugebiet mit einer Rebfläche von ca. 700 ha und genießt als Subappellation der Mosel einen besonderen Stellenwert. Bis zum Frühjahr 2007 hieß das Weinbaugebiet „Mosel-Saar-Ruwer“, seither nur noch „Mosel“ und es wird dem Saar-Wein irgendwie nicht gerecht, nur noch Moselwein zu heißen. Der Riesling ist mit fast 80% der unangefochtene König bzw. Königin an der Saar.
Obwohl das Gebiet der Saar ganz in der Nähe der Mosel liegt, unterscheiden sich der Saar Riesling doch erheblich vom Mosel Riesling. Die klimatischen Unterschiede zwischen Mosel und Saar lassen sich an folgenden Merkmalen festmachen: Die Rieslinglagen liegen an der Saar ca. 50 bis 100 Meter höher und die Reben stehen näher zu den Mittelgebirgen von Eifel und Hunsrück. Insgesamt ist es an der Saar also etwas kälter wie an der Mosel.
Der Riesling von der Saar besitzt auch eine etwas andere Aromatik. So sind die Weissweine von der Saar keine “Aromenbomben”. Das Duftbild dieser Weine ist meist puristischer als das ihrer Brüder und Schwestern von der Mosel, der Mundgefühl wirkt mineralischer. Je nach Reifegrad kommt eine Spur Mango, Birne, Bratapfel und feiner Darjeeling Tee zum Vorschein. Dazwischen mischen sich mal rauchige, mal steinige Nuancen. Auf der Zunge geht die Post ab, fetziger Rock’n Roll. Sie zeigen ein lebhaftes Säurespiel und besitzen eine wundervolle Leichtigkeit und Beschwingtheit – egal ob trocken oder feinherb bis fruchtsüß. Zum Abschied spielt sich eine tolle Salzspur ein, die im Falle der großen trockenen Exemplare enorm viel Druck entwickeln kann. Die Weine des kühlsten deutschen Anbaugebietes, – das übrigens nicht im Bundesland “Saarland”, sondern in Rheinland-Pfalz liegt – haben heute absolutes Weltklasse-Niveau erreicht.
Quellen: dt. Weininstitut, Wikepedia, Weinfreunde, WirWinzer, eigene Recherche