Die Weingilde Bergstraße hat sich am Freitag 20.11. getroffen ohne Mundschutz und ohne Abstand zu ihrer dritten online-Verkostung. Eigentlich waren für Oktober und November zwei Präsenzveranstaltungen geplant, einmal Weine aus Ligurien und dann Weine aus Katalonien. Aber Corona-bedingt wurde alles abgesagt. Man war sich aber sehr schnell
einig, in diesen besonderen Zeiten die heimischen Winzer zu unterstützen, und wählte als Thema die Spätburgunder der hessischen Bergstraße. Schon bei der ersten online-Verkostung im Mai fanden sich Weiß- und Grauburgunder von Winzern der Bergstraße im Glas.
Organisiert und moderiert wurde diese exquisite Verkostung von den Gilde-Mitgliedern Boris Auer und Florian Golz. 16 Bildschirme, sprich 32 Teilnehmer, waren zugeschaltet und es wurde lebhaft, aber auch kontrovers über vier Spätburgunder diskutiert; in der Reihenfolge waren dies ein Spätburgunder Rosè von Schloß Schönberg, ein Spätburgunder Bensheimer Kirchberg der Stadt Bensheim, ein Zwingenberger von Simon-Bürkle und ein Heppenheimer Eckweg von Rothweiler.
Der typische Bergsträßer Spätburgunder – so sagen die Kenner – ist leicht süßlich mit einem vielfältigen Duft, der von roten Früchten über Brombeere bis schwarzer Johannisbeere reicht. Im Barrique ausgebaut wird er ergänzt durch eine mehr oder weniger ausgeprägtem Holzaroma mit Vanille-Zimt-Anklängen und einer leicht speckigen Note. Er ist gerbstoffarm
und von einem hellen Rot, wobei die Weine dieser Verkostung eher von einem kräftigen, dunklen Rot (natürlich bis auf den Rosè) und mehr Gerbstoff geprägt waren. Die Meinungen gingen von einer “stark geschminkten Dorfschönheit” über “kein typischer Spätburgunder” und “fehlerlos” bis zu “kräftig, volle Wucht” und “der kommt unbedingt in meinen Keller”. Die Frage des Restzuckers, der von 5,6 und 5,1 bis zu 1,1 ging, wurde länger diskutiert und es wurde deutlich ein geringerer Restzuckergehalt favorisiert, weil der den Spätburgunder nicht so klebrig und schokoladig machen würde. Aber einhellig war man der Auffassung, daß sich die Spätburgunder von unserer Bergstraße sehen lassen können. Und man gibt dieser Traube wegen der Klimaveränderung noch mehr Zukunft. Wobei die Burgundertraube (ob weiß oder rot) grundsätzlich sich in unseren Breitengraden weiter durchsetzen wird. Für den Rosè hätte man sich wärmere Außentemperaturen gewünscht, denn er kommt erst so richtig zur Geltung, wenn er schön gekühlt bei sommerlicher Hitze auf der Terrrasse das Glas beschlagen läßt.
Diese online-Verkostung hat mal wieder so viel Spaß gemacht, man hat viel dazu gelernt, man war wieder im Austausch, man war live dabei und konnte sich gut bei souveräner Moderation einbringen, daß man – solange Cornona unser Leben bestimmt – auf diesem Weg weiter gehen will.